Kind, du kannst nicht auf allen Hochzeiten tanzen!
von Käthe Knobloch
Doch, Papa! Ich kann. Denn dieses eine Mal werde ich ein ungehorsames Kind sein. Ich werde tanzen. Drei Hochzeiten und ein Jahrestag. Und bei allen werde ich tanzen. Einen ganzen Monat lang. Werde beschuht tanzen und unbeschuht. Walzer und Twist. Meine eigenen, alleinbeseelten Tänze. Vielleicht auch Stehblues. Dieses eine Mal werde ich nicht auf deinen Rat hören. Obwohl du natürlich Recht hast. Aber diesmal bin ich ein
Wenn du mich siehst, Papa, in meiner Tanzwut, dann laß es mich doch wissen. Ein kühler Nachtwind auf verschwitzter Haut, ein Regenbogen am Augusthimmel, ein Blütenblatt, das umherwirbelnd meine Nasenspitze küsst statt auf die Frischvermählten zu rieseln, ein Donnerschlag, als würdest du mich tadeln oder morgentauiges Gras, das die zertanzten Füße kühlt. Egal. Ich werde dich erkennen, Papa..
(07.08.07)
[…] Es ist nicht mein schönster, nicht der silbensilbernste und doch mein liebster. Weil mit diesen Worten etwas begann, was mich schreibend bis hierher gebracht hat. Er ist noch älter als die Zahl, die darunter steht und mit ihm begann ein langer Heilungsprozess. Damals, als der Trotzkopf in mir erwachte “Kind, Du kannst nicht…”. […]
schön das!
Geschrieben, als ich endlich anfing, meinem Papa zu vergeben. Danke fürs Lesen und verstehen, mein lieber Lu.
Das war bei mir ein sehr schwieriger und sehr langer Prozess…
Doch gut, dass wir es beide irgendwann getan haben…
denn es war, ist wichtig, liebe Käthe.
Ein zauberhaft schöner Text, der mich anrührt!
Da hast du vollkommen recht!
Durch deinen Kommentar, Lu, bin ich heute erneut auf diesen Text gestoßen. Er bleibt zauberhaft und zeigt mir mal wieder, dass es wunderbar ist, einige Texte mehrmals zu lesen.
Ach, ihr treulieben Seelen, alle beide!
Manche Prozesse dauern ihre ganz eigene Zeit. Vergeben habe ich inzwischen, das Verzeihen dauert noch an, da bin ich noch nicht mit durch. Ich weiß nicht, ob Du das auch trennst, lieber Lu…