Zweierlei Heiligabenderinnerungen
von Käthe Knobloch
2009
Die Brücke, die schmale gebogene Auffahrt, der Hof. Mal wieder zu Hause. Selten genug. Fünfhundertfünfzig Kilometer Nestflüchterei können nicht so oft rückgängig gemacht werden. Kahl und viel zu groß steht der Lieblingskletternußbaum als Erinnerung an längst vergangene Zeiten. Der Baum, an den bei Familienfeiern stets die trunkenen Männer einfachhalber pinkelten. Zauberhändig ein Hoflicht. Undenkbar ganz, ganz tief in der Erinnerung, als bei den Stallgebäuden noch das Plumsklo war. Spinnenvoll und bitterkalt. Die Katzen begrüßen uns. Immer schon gab es Katzen. Bei der Erinnerung an diesen einen Spitznamen endlich ein Lächeln. Frau Ahavzi. Wer gab ihn ihr? Mein Bruder? Der Drittschlüssel hängt wie seit Jahren schon in seinem scheunigen Versteck. Dann die Granitstufen zur Haustür. Tausendfach von Hand gescheuert und von Schuhen abgetreten. Der Schlüssel ziert sich wie immer ein wenig. Im Haus. So vertraut, so fremd. Still ist es. Zu still für dieses Haus. Sie fehlt. Doch wir dürfen sie noch besuchen in sterilweißer Umgebung. Und endlich kehrt auch das Lachen zurück. Wir lachen mit dieser großartigen Schippchenspringerin, mit unserer Mama Löwenherz.
2013
Kaum abwenden konnte ich den Blick vom diesjährigen Baume. Schon beim Betreten des Kaminzimmers, das allein durch seine urige Ausstattung stets Anheimeligkeit in sich barg und Traditionstreue voraussetzte, schoß mir nur ein Gedanke durch den Kopf: Früher war weniger Lametta. Es glitzerte und funkelte in türkis, rosa und silber; ersoffen das Grün des Baumes in Kitschigkeit. Fassungslos standen wir Geschwister samt Lieblingsanhänglichkeiten vor dem Baumungetüm. Frau Mama indess verkündete, sie wolle es halt mal anders haben in diesem für alle dunkeldüstrigzeitenreichem Jahr. Sie fände es schön und schlußendlich sei es ja ihr Baum. Mit diesen Worten fand noch eine Handvoll Glitzerscheußlichkeitsgefädel den Weg in den Baum. Und das jüngste Mitglied der knobloch’schen Sippe klatschte vergnügt in die Hände: Hurra! Wir haben einen Lillifeebaum! Da brach vielstimmiges Gelächter den Bann der Fassungslosigkeit.
Drei Humpen Feuerzangenbowle später meinte sogar ich, ein Einhorn unter’m Baume weiden zu sehen.
Tag’s darauf, als ich Tischdienst hatte, gönnte ich mir das stillvormichhinkichernde Vergnügen und erschuf passend zum Baume die Lillifeekitschtraumtafel. Die ebenso wie der Baum zuvor, erst Fassungslosigkeit und dann schallendes Gelächter hervorrief. Es war unser erstes kitschfunkeligeskummerverlachendes Weihnachtsfest.
Lieblingsanhänglichkeiten :) Sehr schön.
Feines Resümee und fein gefeiert.
Dankefein. Der Neulesebefehlsknecht überschüttet mich eben mit Nachdrücklichkeit. Herrjeh, mich deucht, mir rennt da ein wenig Zeit davon…
Meine Mutter überraschte uns dieses Weihnachten auch: Es gab überhaupt gar keinen Baum. Das war traurig.
Ich habe mir tatsächlich ein wenig von diesem Glitzerdoofblinkblinklametta in die Tasche gesteckt und werde noch heute den meinigen Afolter damit belästigen.
Ach, als wenn das trösten könnte…
Dann machst du mir vielleicht einfach ein Foto vom geschmückten Affolter …
Gedanklich forme ich ein fehlendes f aus dem Blinkegedöns und schicke es auf Reisen. Affolterfoto folgt.
Mehr Lametta hilft vielleicht zu weniger Lamenta.
Ich wünschte mir manchmal auch mehr Flaum an den Baum.
Aber es wirklich zu wagen…
Und das Einhorn will ja auch Frühstücken – so inmitten seiner Feen, zu denn Sie bestimmt alle prächtig taugten und weiter taugen werden.
Ihre Erinnerungsdoublette gefällt mir sehr.
Hingegen die Grösse Ihrer photographischen Aufnahmen war wohl als Witz für tagträumende Uhus gedacht, wie? Ich will richtige Fotos in ansprechender Grösse sehen, woll! (huch, ein Echo aus dem Regenwald). Ansonsten sei Ihnen angedroht, Ihr nächstes festliches Mahl mit Ihnen gemeinsam zu verbringen, um Ihre (ich nehms wenigstens an nach Ansicht der Briefmarke) )kunstvollästhetischen Tafeldekoinstallationsarrangements deutlich sehen zu können.
Dunkelschöne Abendgrüsse aus dem Bembelland
Ach, Herr Ärmel, nie würde ich Sie einen tagträumenden Uhu nennen, aber eben drum: ich schelte mich selbst eine Schnappschießerin. Deshalb glauben Sie mir bitte, eine vergrößerte Abbilderung würde Ihnen nicht gereichen. Photographieren ist nunmal nicht mein Metier. Ihre Androhung betreff des nächstfestlichen Mahles indess, die erschreckt mich nicht.
Doch – ich muss drauf bestehen: Fotos, Schnappschüsse oder auch Bilder – nennenSes wie Sie nun mögen – brauchen eine bestimmte Grösse… (wie oft denn nun noch oder wollen Sie an meinem cholerischen Nervensträngelchen nagen~~~~)
(Nach Kommentarschreiberei in Absenz bei einem Äpplerberuhigungs- und besänftigungstrank)
Mitnichten möchte ich den zartbesaiteten Herrn Ärmel auf dem dünnen Nervenkostüme herumtrampeln. Habe Ihnen zuliebe wenigstens diesen Eintrag bildtechnisch editiert. Lese ich allerdings irgendeine Nörgelei betreff Bildqualität, gebe ich sofort die beleidigte Leberwurst. So!
Zartbesaitet? Woher kennt Sie mich? Leberwurst zum Frühstück mag ich nur manchmal.
Den liebevoll eingedeckten Tisch finde ich schön. Passt auch alles zusammen. Was gabs denn da zu lachen, neigt Ihr soziales Umfeld eher zu Tupperware und Blechnäpfen?
Schöne Grüsse aus einer schönen Region
Natürlich ist der gedeckte Tisch schön. Ist er immer. Nur die Farbwahl und das Glitzergedöns ist unknoblochtypisch. Aber es sollte halt passen zum Lillifeebaum. Und wozu mein soziales Umfeld neigt, das geht Zartsaiteneschwarzberggrantler gar nix an. Die Blechnäpfe bleiben den ahavzischen Samtpfoten vorbehalten. Apropos, die Siezemieze hat sich den Hofkatzenrüpeln angeschlossen, da werden Sie noch viel Spaß mit haben…
Huch die Siezemieze – die habe ich ja vor lauter Blitzehitze vergessen :-o
(Aufklärung darüber demnächst im Blog ;-)
btw: Ich danke Ihnen herzfeinlichst für das wache Auge auf die Siezemieze.
Mache ich doch gerne für vielreisende Siezemiezenbesitzer. Sie kann auch ruhig noch ein wenig bleiben. Ist so kuschelweichschönschmusiganhänglich, nicht so rüpelig wie die Hofkatzen mit ihren Revierkampfrissklaffohren. Obwohl, ein wenig Rumpöbelei hat sie sich schon abgeguckt.
Was Ihre Blitzehitze indessen angeht, na, da bin ich mal gespannt. Ich hoffe, es hat was mit den starrenden Flinten von Ihnen und Ihren Famosfreunden zu tun.
Mmmh kuschelweichschönschmusiganhänglich klingt gut. Ich hoffe, nach der Rückkehr wird mir die Siezemieze kein Ohr abreissenbeissen.
Blitzehitze? Erste Versuche mit 1 Kamera und 3 gleichzeitigen Blitzen: nix feuchtfröhlichefamosFreunde. ;-)
Oh, Nixblitze erzeugen natürlich keine Blitzehitze. Vielleicht wären Nixeblitze zuträglich. Wenn so eine Nixe absinthfeenäugig mit Meeresblick blitzelt, wird Ihnen garantiert heiß. Wurden denn schon mal welche gesichtet, da am Gestade unter’m Schwarzen Berge? Hui, die Siezemieze blinzelt mir auch eben grünäugig zu. Sie hat sich gegen fast alle Hofrüpel charmantös durchgesetzt und ist jetzt zwotrangigste Katze. Vizesiezemieze quasi. Nochmal hui…
Uiuiui ein Knoblochsches Sprachgewirrwimmel erster Güte . . .
Vielleicht sollten wir eher bei Ihnen speisen, wenn die Tische so schön gedeckt sind. Da wird Ihre Nörgelgör ansonsten die Bedienung flott machen.
Meine Augen hüpfen über vor Freude, den Graukopf wieder aufblitzen zu seh’n, wenn sprechblasenorange aufleuchtet. Aber ich lasse Sie erstmal nachlesen, bei mir und allen anderen. Muß sich ein Riesenberg angesammelt haben. Ach, ich könnte Sie…
Ich hatte Sie entfollowed. InnerlichfluchendüberdasdreckswordpressblogdasmirIhreeinträgenichtanzeigt musste ich feststellen, dass es wohl meine eigene Dusseligkeit war. Sie waren wahrhaft fleissig.
Ach Frau Knobloch sie kennwissbeherrschen doch die Regel – immer in ganzen Sätzen— „Ach ich könnte Sie…“ wenwowannwieundwarum, kann doch nicht so schwer sein :-)
Mit hoffnungsfreudigsüdlichen Grüssen
Ihnen kann ich’s ja verraten, aber nur wenn Sie es dem Sir nicht weiterpetzen, der ist nämlich sehr zurückhaltendedelsolide. Ich könnte ihn wortknutschstürmischumhalsendzubodenknuddelndvergnügtblitzäugelichanzwinkerndbegrüßjubilierendanhimmeln.
Liebe Wortdrechslerin, ihre Buchstabengeschnitzschmiedemetzskulptur hat mir ein wunderliebsames deutlich scharfumrissenes Bildlein vors Grünauge gezaubert.
Ich bleibe Dankverneigt – Ihr Herr Ärmel
So grüßt Grünauge Grünauge zurück und Hutträgerin lupft den Borsalino gen Schwarzhutträger.
Madame Knobloch, wünsche einen guten Tag gehabt zu haben .-.-.-.