Christine und Joschi
von Käthe Knobloch
Wieder und wieder hob ich den Blick, um das schlafende Geschöpf hinter mir rückspiegelig zu betrachten. An der letzten Raststätte hatten wir sie aufgelesen. Diese rotwuschelige zarte Elfe und ihren bedächtigen schmalen Freund. Christine und Joschi. Kleinstimmig war ihre Anfrage nach Mitnahme geworden. Hatte sich wohl abgenutzt an all‘ den harschen Absagen gehetzter Weihnachtspendler. Kaum vernehmbar die geflüsterte Bitte mit schüchternem Lächeln formuliert. Die Nacken gebeugt, die Mützen tief in die Gesichter gezogen, hatte sie sich wohl langsam damit abgefunden, dieses Fest der vielbeschworenen Liebe im Nieselregen irgendwo in Kaltgraudeutschland zu verbringen. Unser Gepäck machte friedlich Platz für Fremdrucksäcke und auch das schnelle Vehikel motzte nicht über Zusatzlast. So flogen wir dann viertpassagierig durch die regengraue Dämmerung gen Heimat, die so verschieden und an diesem Abend doch irgendwie die gleiche war. Anfangs plapperte Christine noch dankbar aufgeregt, dann wurden ihre Antworten einsilbiger, bis nur noch ruhiger Atemzug hörbar war. Und meinen fragenden Blick beantwortete der Liebfamosgefährte an meiner Seite nach einem Schulterblick mit einem leise lächenden Kopfnicken. Auch Joschi schlief. So querten wir weiter schweigend die Nacht mit dieser raren Fremdwertvollfracht. Und ergaben uns schweigend Gedankengetümmel, Rückspiegelverstohlenblick und Liederklang.
Gut gemacht. Und auch gemacht, wenn nicht Festzeit gewesen wäre.
Immer gemacht. Weil doch irgendwie immer Festzeit sein sollte. An diesem Tage war es nur so besonders zu Herzen gehend. Und wutmachend ob der Heuchelei der vielen anderen Weihnachtsheimkehrer, die die beiden stehen ließen. Seit der Frühe waren sie unterwegs…
Gratulation. Wenn reden und handeln zusammengehen im Guten bringt das Freude.
Abendliche Grüsse aus dem Bembelland
Vollfracht – was für ein schweres Wort für zwei halbe Portionen – vorwärts getragen vom nun warmen Leben – wie es eben zu befahren ist, von Ihnen gesteuert
Wertvollfracht, mein Verehrtester. Ich steuerte eine fremde Wertvollfracht und trug heftigst Sorge, sie heile durch die Regennacht zu bringen. Mir schoß sogar kurzfristig der Erlkönig durch’s Hirn.
Elfenbitten sollten wir immer entsprechen. Auch, wenn sie meist sehr leise gesprochen sind. Oder haben wir nur verlernt zu hören?
Wir haben nicht verlernt zu hören. Unsere Ohren sind nur zu vollgestopft mit Wohlstandsgelärme und Konsumgetöse. Dagegen kommen Leiseelfenbitten schier nicht an. Und obwohl diese Weihnachtselfe feuerhaarig war, habe ich an Deine Yuki gedacht…