Wie ich für einen Moment meine Manieren vergaß
von Käthe Knobloch
Offenen Althaustüren konnte ich noch nie wiederstehen. Gleich gar nicht, wenn ein Schild innenbefindliche Handwerkerklause verkündet. Und überhaupt nicht, wenn es die Anwesenheit eines Schmiedes offeriert. Da flitscht mein Herz in die Füße und läßt sie augenblicklich die Schwelle überholperdistolpern. Eine Schmiede! Das Gemenge aus Hitze, Metall und Schweiß, ein Sinnenversprechen auf ehrliche, harte Arbeit fernab jeden Klüngels. Für mich schlichtweg unwiderstehlich. So wollte ich auch hier voranpreschen in die schwarzrauchige Werkstattgemütlichkeit hinein, als der Liebstlieblingsmensch mir sanftbestimmt die Hand auf die Schulter legte, um mein Ungestüm zu drosseln. Er verwies mich wortlos auf eine Tafel im Eingang, auf der mit wohlfeinen Worten um Rücksichtnahme und Achtung der Privatsphäre gebeten wurde. Nur gut, sah man in der Dunkelheit der Rußschmiede meinen hochroten Kopf nicht so deutlich. Ich blickte zum Schmied, der bis dato stummabwartend wohl die Szene beobachtet hatte und kreuzte seinen Blick. Sofort erkannte ich in seinen Augen dieselbe Müdigkeit, die so oft auch in meinen eigenen Pupillen schwimmt. Balanciererey auf dem schmalen Grat zwischen Kunst und Konsum, zwischen Tradition und Moderne, es ist ein wahrlich zehrender Akt. Wir erkannten einander und feinlächelnd lud er uns ein, näher zu treten. Es folgte ein viel zu kurzes Famosgespräch, das wir mit Bedauern abbrechen mußten, der Rest der Sippe war schon weitergezogen. Es ergab sich, daß wir den gleichen Rückweg nahmen und so konnte ich als kleines Pardöngsche ein Schälchen Frischrotleckerfrüchtchen, bei der Erdbeerfrau auf dem Markte erstanden, heimlich auf seine Werkbank stellen. Tage später, längst wieder im Hause am Ende des Weges angekommen, äußerte ich mein Bedauern, keinerley Karte oder Prospektlein mitgenommen zu haben. Mit wissendem Lächeln, ob meiner fehlenden Geistesklarheit in Gegenwart von Schmieden, legte mir der Liebstlieblingsfamosgeselle ein Druckwerk des Schönschmiedes hin. Wer auch einer Schmiedeschwäche obliegt, sei hiermit an diesen phantastösen Ort verwiesen. Es war wahrlich der zwotschönste Schmied, den ich je sah. Schöner war nur der, dem ich auf der Unisextoilette eines Handwerkermarktes über den Weg lief. Aber das ist eine andere Geschichte und viel zu verwegen für dieses Biedermiederblog.
Frau Knobloch, ich bin schockiert.
Verständlicherweise. Ich hätte manierlicher auf ihn zugehen müssen, ich weiß.
Sie sehen mich immer noch kopfschütteln
Meinen Sie, ich hätte ein zwotes Erdbeerschälchen…?
Himbeeren, natürlich.
Ich hätte den Mann mit Honigmelonen überschütten mögen, Verehrtester. Hach…
Eine schmerzhafte Angelegenheit, auch für einen Schmied. Ich habe die Tage ein Asterix Heft meiner Kinder mal wieder gelesen. Immer wieder lustig die Diskussionen zwischen Fischer und Schmied.
Glauben Sie mir, mein Lieber, die Melönchen hätte er mit dem kleinen Finger zerteilt. Ehrliche Muskel allerorten, nicht so ein Muckibudenaufpumpgedöns, das ausschaut, als wie wenn der ganze Protztyp pfffend in sich zusammensinkt, wenn man irgendwo reinpiekst. Asterixlesen fetzt natürlich. Sehr sümmpatüsch.
Ich finde ja:: der Schmied und eine Unisextoilette
Sollte nachgereicht werden.
Ja, bitte.
Ja, bitte…
Das wird dann DER ABSOLUTE KNOBLOCHSCHE SCHREIBHAMMER!!!
Ähem, Sie meinen, ohjemitmineh…
Ich könnte eventudel Verwegene Verse, seufz, schmieden…
Ja denke ich……die Poesie der Hinterhand und der verruchten Freuden
Ich denke darob nach, mein Lieber, schon allein zu Ihrer verruchten Freuerbauung.
Verruchtheit und Wortflatteröses Silbenwerken / welch famose Kombination.
Liebe Frau Knobloch, Ihnen zum Troste versichere ich, dass derley einmaligwunderbare Gelegenheiten auch mich immerzu fortreissen können aus meiner alltäglich gelebten Zurückhaltung.
Mit aprilsommerlichen Grüssen verbleibe wie stets, Ihr Herr Ärmel
Ich schrub es heute schon der fabulösen Madame Lila: Wer über manche Dinge nicht den Verstand verliert, hat keinen zu verlieren. Weiß leider nicht, wer so schlau spruch, aber erodersie hat ja sowas von Recht. Verständnisvolle Grüße, Ihre Frau Knobloch.
Nicht nur ‚feinlächelnd‘ – in dem ehrlich-kraftvollen „Gemenge aus Hitze, Metall und Schweiß“ ist noch manch anderes fein.
Uik, da schreiben Sie was. Diese Verruchtbetörlichkeit….hachmachend.
Meine blühende Fantasie lässt grüßen…
Die meinige grüßt feinseufzend zurück.
… und ich schließe mich den beiden anderen Herren an, die sich auch die Frage stellen: „Was geschah wirklich zwischen K.K. und der Toilettenschmied?“
Das verbietet mir meine Gschamigkeit zu berichten. Sie wissen es vielleicht noch nicht, aber Sie sind hier auf dem biedermiederigsten Blog aller Zeiten, echt jetzt!
DEM Toilettenschmied… Tippfingeralzheimer… Peinlich…
So wie ich Sie einschätze, machen Sie daraus einen Spaziergang im Botanischen Garten ;-)
Genau! Wegen der Blümchen und Bienchen und so…hervorragende Idee!
Völlig pfuilos!!! :-)
Pfast unpfuiig pfuilos, pfffhh…
Wie gern wäre ich an der knoblochschen feinen rechte Seite und bewünderte des Schmiedes Gefieder, ähm, Gefilde …
Herzlichst durch die Wassermengen, Ahnunglos
Ohjehmitmineh, Verehrteste. Da hätte wohl nur ein Lieblingsfamosgeselle nicht gereicht, uns zurückzuhalten. Die Unterarme! Sie ahnen es nicht…
Und ihre Seelen entzückten,
als sie diesen doch so gut bestückten,
mit wenigen Happen verdrückten.
Übrig blieben erstaunte Blicke,
des Gesellen Fricke.
Jetzt verwuscheln Sie mir auch noch den Blick, Verehrteste! Ich bin entzückt.
Was kann es schöneres geben,
als vermeintliche Gedanken zu erleben .
:D
Da bin ich gänzlichst bei Ihnen, liebe Frau Ahnungslos. Mich deucht, Ihr Name hätte auch ein paar Gänsefüßchen verdient…
Grinsend, schweigend knöpft sie mit ahnungslosem Blicke die Bluse wieder bis zum Halse zu…
:)
Ähem, also mein Mieder blieb selbstverständlich stets bis obenhin geschnürt. Von Gänsefüßchenhäkelchen gehalten.
Liebste Käthe,
Errötend teile ich Ihnen mit, das ich niemalsnielistisch auch nur den entferntesten Gedanken hegte, das wertes Gänseblumenfädchen nur in die Gefahr gekommen wäre, gelöst zu werden.
Gerade noch rechtzeitig, Verehrteste, mich deucht, in Ihrer Gesellschaft könnte selbst mir das Mieder bersten. Ich muß ja schon immer bei Madame Lila so gertengeradegleich aufpassen, daß…
Mit, über, unter, auf, egal wo befindlichem Mieder, kann ich nur ein Danke schicken, für diesen schönen Verlauf, der mir heut an diesem dunklem verhangenen Tage, doch mehr als ein Lächeln schenkte. Danke
Köstlich geschmiedete Worterdbeeren im Biedermiederblog, köööstlich!!!
Dankefeinst, lieber Herr Lu.
Als wir noch die handgeschmiedeten Ritterrüstungen verkauften, schritten hier die wunderlichsten Sonderlinge durch die Althauspforte, am schönsten dieser tschechische Kettenhemdabholer mit den Glutaugen unterm Wallehaar- danke für aufkeimende Erinnerungsgeschichten!
Frau Wildgans, langsam bestehe ich auf ein Beenebachbaumeltreffen mit Althausbesichtigung. Und Geschichtenaufkeimerey fetzt naturlich! Viel Vergnügen beim Sinnierpflänzchenpflegen, meine Liebe.
Yesssss!!! :-)
Wie gut, daß man sich gegenseitigst verstand … :)
Danke für die Feinbewortung und Mögerey, es freut mich sehr.
Einen gesegneten Feiertag wünsche ich noch.
Oh, das wünsche ich Ihnen selbstverfreilich ebenso. Bin eben kopfschüttelnd an johlenden Teenagerhorden vorbeigefahren, die hingebungsvoll Christi Himmelfahrt mit Bierpullen in der Hand feierten. Wassollmanmachen…
O tempora, o mores … :)
[…] für mich ein belebendes Feuereisenehrlichschweißodem. […]