So ein trauriger Kuß
von Käthe Knobloch
Er hat mir meine Augen geflutet, dein Kuß, den du mir nach kurzem Zögern gabst. Mein Blick folgte deinem, schier konnte ich spiegelblickig auf meinem Antlitz wandern. Dein kurzes Innehalten, eine meilenweitige Paßwanderung für mich, eindiopreniert in ein paar Kurzpupillenmomente. Ich sprach, dein Blick haftete auf meinen Lippen. Ich lächelte, dein Blick emporte sich mundwinkelig. Ich rümpfte die Nase, dein Blick konzentrierte sich mittig. Ich strahlte dich an und unsere Blicke kreuzten sich. Ab da ging dein Blick andere Wege als der meine. Wurde rotäugigumflort, schwerte sich durch des Wimpernvorhangs Nässe und hob sich wie mit einem unhörbaren tiefen Geseufze dennoch höher hinauf. Dann hast du mir diesen so traurigen Kuß auf die Stirn gegeben. Verzeih, ich konnte nicht anders, ich habe mich stumm abgewandt. Dein keuscher Kuß hat mir die Augen geflutet. All dein stummes Flehen und wildes Sehnen darin versiegelte auch mir die Lippen. Es ist nicht an mir, dir Antworten zu geben. Doch gelobe ich, dir treuer Freund zu sein auf allen deinen suchenden Wegen.
Ein Kuss ist eben nicht gleich Kuss und diese Feinheit spüren manche kaum mehr, aussprechen ist noch viel seltener. Wunderschön sanft geschrieben und mit einem wahrlich erhebenden Schluss.
Es gibt sie noch die Menschen die diese Feinheiten spüren :-)
Danke, liebe Frau Auwald. Sanftmut, ja, das braucht es manchmal. Wird allzuoft vergessen. Sanftmut und Selbstlosigkeit, wenn sonst nichts hilft…
Wie sie immer Worte finden und das ahnende beschreiben. Wortflötentango abseits des allzu bekannten. Fast als ob sie zaubern mit dem ABC. Aus einem Blattflug wachsen fliegende Geschichten. Ich flaniere.
Gigantisch diese Worte, JA
Ich danke Ihnen zutiefst für diese Wohlworte. Wiewohl das Ahnende uns umtreibt, manches Mal und Silben wie Abendsonnenmückchen uns umflattern und man nur keschern kann und schaut, was man eingefangen hat…
Ja Keschern / Keschern wir die Silben und Worte /
Welche wundervoll beschreibende Worte für diesen erhebenden Moment, ein Moment der wohl für immer im Herzen bleibt
Ja, solche bittersüßen Momente werfen Schatten, die nie weiterwandern, sondern sich herzwärts manifestieren. Danke für die Wohlworte.
Es sind die Momente die immer im Herzen bleiben. Ich kenne es nur zu gut und kann es nachempfinden.
Ach Leben. Der eine schliesst ein Buch, der andere öffnet es, und wir glauben mit jedem Wimpernschlag,Teil einer Geschichte zu sein. Vergessend das Kapitel. Wohl dem Gelöbnis, das ebenso stark angenommen, wie vergeben. Beschützt, gezollt, gehalten, über Raum und Zeit.
Seltsam, wie und wann sich manche Räume öffnen und Zeiten queren. Wenn man sich selbst dann mal einfach aus einer Geschichte herausschreiben will, weil einem das Kapitel zu persönlich erscheint, kleckst der Füllfederhalter plötzlich und hinterläßt einen schwarzen Fleck…
Danke für diesen innigen Kommentar, Verehrteste.
Ich fürchte, so innig war er nicht. Und Raum und Zeiten absehbar, wenn auch an andrer Stelle oft verleugnet. Was solls, Geschichte schreibt sich weiter.
Ich las ihn innig. Wohl durch die gefluteten Augen. Die Wassollshaltung fehlt mir leider häufig. Kann man diese Kunst irgendwo erlernen? Wohl nur in der Schule des Lebens. Ein Zweckbau mit abgetretenen Stufen erscheint vor meinem Auge…
Zwischen den Zeilen, findet sich vielleicht noch andres Bild. Aber nicht mehr hier, auf öffnet Buehne.
Sie sollten beständigt geküsst werden,wenn dies Auslöser für herzüberflutende Worte ist.
So ein feiner Kommentar, liebe Frau Arabella. Doch ein wenig fürchtet sich das Zartbesaitetseelchen in mir vor zuviel Herzüberflutung. Es fühlt sich immer so zerzaust…
Iwo,verschenken Sie Ihre Herzüberflutung.Bei soviel überschwenglicher Phantasie und Liebe die dem Ihrigen innewohnt würden Sie niemals ausbluten.Eher die Welt etwas rosenroter einfärben.Herzlichst und ganz die Ihre. Arabella
Meine liebe Frau Arabella, ich weiß, wir schreiben uns noch nicht so lange, darf ich trotzdem bitten….An mein Herz, Verehrteste! Ihre Worte lassen mein Augen schimmerig werden, ich dankefeine sehrsehrsehr. Angetan, Ihre Frau Knobloch, rosawangig ob des Lobes.
Ehre wem Ehre gebührt meine Verehrteste.Ganz die Ihre.Arabella
Frau Knobloch, Ihr Eintrag macht mir große Sorgen. Ist alles in Ordnung?
Bitte sorgen Sie sich nicht, Herr Guinness. Melancholia heult manches Mal Frau Luna an. Erst wenn ich keine Worte mehr für alle diese Gefühle finde, wie es schonmal geschah, vor Jahren, dann besteht Grund zur Sorge. Ich grüße Sie zugetan und danke für die Fürsorge.
Dann ist ja gut. So eine verärgerte Frau Knobloch ist ab und an eine angenehme Abwechslung, aber so eine traurige Frau Knobloch. Nicht, dass Sie nicht auch das Recht auf Traurigkeit haben, aber jemand, der die Dinge meist so positiv sieht, löst schneller Sorge aus, als jemand, der jeden Tag jammert.
Traurig ja, aber doch nicht ohne Hoffnung. Manchmal ist Freund sein der bessere Gefallen, den man jemanden tun kann, als das, was er sich eigentlich wünscht, oder ist das wiederum Wunschdenken? Ich weiß es nicht…
Da ist jeder Einzelfall neu zu bewerten und doch wird man erst hinterher wissen, ob es die bessere Alternative war oder nicht.
So ist es wohl. Den Blick jedenfalls vergesse ich meinen Lebtag nie. Und mein Versprechen auch nicht.
Ein Kuss, ein Augen-Blick und wieder setzt die Zeit ein. Ein Tropfen, aus dem ein Strom wird oder der einfach versickert. Immer überall jederzeit Zeichen, Deutungen, sich ständig miteinander vernetzende oder aneinander vorbeilaufende Geschichten. Ewige Begegnungen. Nur Wege. Selten irgendwohin.
Eine weitere „Pupillennovelle“ en miniature von Ihnen, die traurig macht. Die schöne Form aber tröstet. Poesie kann das.
Traurigschöntröstende Poesie. Was die vermag, manchmal schier unbegreiflich. Wenn wissende Augen Pupillennovellen zu lesen verstehen, trägt die kleine Schwester der Melancholie den schönsten aller Namen: Esperança, Hoffnung.
Ich danke Ihnen für Ihre wundervollen Worte, lieber Herr Hund.
..partir c´est toujours un peu mourir
Ein wunderbares Schlichtwortbouqet, das beim Lesen seinen überreichbetörenden Duft entfaltet. Mir fehlen all die Hüte, die ich bei Ihren Posts ziehen möchte.
Ich grüsse Sie zugeneigt: wie stets, Ihr Herr Ärmel
Schlichtwortboquets, wenn die so sanftfein gelingen und Augentrost verströmen, es ist mir wie ein Armvoll schönster Wiesenblumen, sich neigend vor den Sommerwinden.
Ich danke Ihnen für Ihre Wortpralinen und grüße herzlich zurück, Ihre Frau Knobloch.
Die Wassollshaltung schützt doch keine Zartweiberchen und sollte nur in Extremschicksalslagen fingerhutsweise genutzt werden, das weiß Frau Wildblumenwiesenkäthe sehr wohl, nicht wahr!
Wissen tut sie es, allein selbst das Fingerhütchen voll Wassolls geht manchmal noch verschütt‘, wenn ich über Gefühlsfeinstrickchen stolpere. Aber ich bemühe mich um Balance. Danke für Ihre Wohlworte, verehrte Frau Wildgans.