So ein trauriger Kuß

von Käthe Knobloch

Er hat mir meine Augen geflutet, dein Kuß, den du mir nach kurzem Zögern gabst. Mein Blick folgte deinem, schier konnte ich spiegelblickig auf meinem Antlitz wandern. Dein kurzes Innehalten, eine meilenweitige Paßwanderung für mich, eindiopreniert in ein paar Kurzpupillenmomente. Ich sprach, dein Blick haftete auf meinen Lippen. Ich lächelte, dein Blick emporte sich mundwinkelig. Ich rümpfte die Nase, dein Blick konzentrierte sich mittig. Ich strahlte dich an und unsere Blicke kreuzten sich. Ab da ging dein Blick andere Wege als der meine. Wurde rotäugigumflort, schwerte sich durch des Wimpernvorhangs Nässe und hob sich wie mit einem unhörbaren tiefen Geseufze dennoch höher hinauf. Dann hast du mir diesen so traurigen Kuß auf die Stirn gegeben. Verzeih, ich konnte nicht anders, ich habe mich stumm abgewandt. Dein keuscher Kuß hat mir die Augen geflutet. All dein stummes Flehen und wildes Sehnen darin versiegelte auch mir die Lippen. Es ist nicht an mir, dir Antworten zu geben. Doch gelobe ich, dir treuer Freund zu sein auf allen deinen suchenden Wegen.