Wütendwortzwiesprachlosigkeitsmonolog
von Käthe Knobloch
Wenn es so wäre, wie ich es denke, wie sich mir Bilder aufdrängen, ich fürchte, ich vergäße mich. Ruhig, denke an das Einenachtdrüberschlafgebot. Das habe ich doch, verschluckte vorgestrigabend bereits meine auflodernde Wut. Befolgte sogar das Zwonächtedrüberschlafgebot. Doch es ist heute immer noch nicht besser. Ich möchte Sturmklingeln und fragen, wer so bescheuert war, so ein Drecksgift auszulegen. Aber du weißt doch gar nicht, ob es Gift war. Ach nein, was soll es denn dann gewesen sein? Ich habe beide untersucht, keine Bißspuren, die kleinen Seidenkörperchen noch weich. Eine lag im Kellerloch, sie war am Morgen noch nicht dort, ich habe sie traurig unter den Haselbusch gelegt. Und trete fast beim hintertürigen Hausbetreten auf die zweite drauf. Starre fassungslos auf das leblose Fellbündel. Wer weiß, woran sie gestorben sind, vielleicht zufällig halt gleich zwei an einem Tag. Zufällig? Ich glaube nicht an Zufälle. Was war es denn damals als der Husky des Freundes qualvoll verreckte? Scheißdrecksgift, von hirnlosen Idioten einfach mal so ausgelegt. Achte auf deine Wortwahl. Scheißdrauf, ich könnte bei soviel Blödheit noch ganz andere Wörter. Arschkrampen. Überhebliches Egoistenmenschenpack. Vernichten um des Vernichtenswillen. Töten mit beiläufigem Schulterzucken. Du hast ja recht, aber vergiß nicht, es sind nur zwei Mäuse. Nur zwei Mäuse, ja, doch wo fängt es an, dieses Töten aus Unachtsamkeit? Morden, Leben nehmen so nebenbei? Bei kleinen Kreaturen, über die wir uns stellen. Hier geht es nicht um das dankbare und achtungsvolle Miteinander gegenüber einem Tier, hier geht es um dämliche, törichte und verachtenswerte menschliche Scheinüberlegenheit. Eingebrannt ist mir das Bild der peniblen Nachbarin, die mit einem Schaschlikspieß die Schnecken von dem Kurzgetrimmtrasen aufzuspießen pflegte. Ich könnte gleich wieder speien, ob der Erinnerung. Sag mal, kann es sein, daß deine Wut noch tiefer geht? Schweigen. Denken. Ja. Viel tiefer. Dahin, wo vielleicht keine Wörter mehr hinreichen. Und nun? Ich weiß es nicht. Drittdrüberschlafgebot befolgen. Ja, was bleibt denn sonst?
Was kann ich da nur böseschauend nicken. Wie unliebsam doch auch mir solch Menschen sind. Scheinüberlegenheit ist ein gutes Wort für Menschen die sich dem Gutsmenschentum verschrien haben, die Hilfssherifs dieser Welt, die Kaltherzlosen und meinen, sie mögen alles richtig machen und ihnen sei diese erlaubt.
Aber nein. Das ist es nicht. Mich würde es freuen, wenn du deinen Beitrag ausdrucken würdest, und diesen bei dir in den Straßen aushängst. Am besten noch mit Bild des armen Wesens.
Wenigsten bleibt so die Hoffnung auf ein wenig Nachdenken über diese zum kotzende Handlung.
Und wäre es jetzt nicht neun, so stießen wir mit einem hochprozentiegem an. Mit herzlichen mitfühlenden und böseseienden Grüßen durch den Morgen.
Gestern mit ganz vielen Menschen darüber gesprochen und feststellen dürfen, daß die meisten doch meine Meinung teilen, zumindest den Worten nach. Die meisten benutzen Lebendfallen und schaffen derley Winzgetier unbeschadet aus möglichem Hausbereich. Mir hat die Auskotzerey den Hals gelockert und die Kommentare sind mir Bestätigung, daß ich nicht zu Unrecht wütend bin. Liebe Montagsgrüße, Ihre Frau Knobloch.
Gift gegen Tiere, das ist einfach widerlich. Und das ist kein Morden aus Unachtsamkeit, was ein Versehen impliziert, das ist Töten, weil man’s eben kann, in vollem Bewusstsein der Tat.
Das Tun ist widerlich, der Tod auf diese Art ist widerlich. Anprangern ist das einzige, was wir tun können. Leider. Liebe Grüße, mit Inselsehnsuchtsfetzchengeseufz.
„Scheinüberlegenheit“ .
Womöglich ist da der Punkt, wo man ganz unten aus dem Zorn wieder auftauchen kann: Das Leben selbst bleibt immer größer als jede scheinbare Überlegenheit. Was hätte die Maus noch davon?
Da geht dem Denken die Luft aus, ich hör‘ auf damit!
Tauchers Grüße
Der Punkt, wo man aus dem Zorn wieder auftauchen kann, ja sogar muß, zum Glück ist er immer erreichbar am Grunde jeder Wüterey. Die Erkenntnis, es gibt ja genügend, die um die Falschheit der Scheinüberlegenheit wissen. Herzlichst, Ihre Frau Knobloch.
Den Zorn über die Scheinüberlegenheit, die teile ich mit Ihnen. Die Erzählung von der Nachbarin liess mich tatsächlich schütteln … und macht auch mich sprachlos. Alles Liebe. Ihre Frau Coupar
Mehr als sie bestimmthöflich darauf hinzuweisen, sie möge derley Tun unterlassen, mehr steht mir nicht zu. Oder doch? Wenn ja, was? Auch, was das Gift anbelangt. Ich weiß immer noch nicht, ob überhaupt und wer. Was tue ich mit diesem Nichtwissen? Ich bin so unsicher, wie lange nicht.
Alles Liebe auch Ihnen. Ihre Frau Knobloch.
Es gibt keine worte ausser vorsaetzlicher mord
So ist es wohl. Leider.
Werteste: Vielleicht die Gedankenlosigkeit. Töten, wie Blätter weg kehren. Nicht inne halten und schweres Abwägen: Was kann ich, was muss ich, sondern: Vieh, Gift, fertig. Sie machen das einzige was man dagegen tun kann: Bewusst machen. Das die Fragen und Zweifel wieder kommen.
Das fehlende Innehalten und Abwägen. Weil es mühsam ist, das eigene Tun in Frage zu stellen. Trifft auf so viele Lebensbereiche zu. Ich suche immer noch nach der Antwort. Der Freund mit dem vergiftete Husky, jetzt endlich wieder neuen Hundekamerad besitzend, sagte mir gestrig, er mußte die bohrenden Fragen rigoros verbannen, um nicht vor Wut etwas Falsches zu machen. Ich kann ihn gut verstehen.
Herzlichst, Ihre Frau Knobloch.
Guten Morgen liebe Frau Knobloch! Das Schlimme ist,gegen diese Scheinüberlegenheit ist kein Kraut gewachsen….Meine jüngste Tochter(10 Jahre alt) und ich, ( Seit kurzem; Alter geheim :-) ),wir beherbergen viele Spinnen hier bei uns im Haus.Wenns denn zu viele werden,(oder wenn es große schwarze „Jagdspinnen „sind,die beim sofortigen Erblicken einzufangen sind,uuahhh),dann greifen wir zu Glas und Postkarte,um sie nach draußen tragen zu können…..Naja,wir werden belächelt von einigen Mitmenschen…“Die kommt doch eh wieder reingekrabbelt.“ Solche Worte hört man als Reaktion auf Spinnenheraustragerei.Worauf wir nicht ohne Genugtuung erwidern:“Ja ,sie wird wohl wieder herein kommen !“ :-)
Liebste Käthe,erholen Sie sich von diesem Schreck,und Worte wie „Arschkrampen“,laut ausgesprochen,helfen sicher dabei.Ich hab auch noch eins,das überlasse ich Ihnen gerne….Knallidioten!! Auch dieses,mit Schmackes ausgesprochen hilft beim Dampfablassen. Allerliebste Grüße,Ihre Mensch Päddra
Danke, liebe Mensch Päddra und schön, derley Famosgetue weitergegeben zu sehen. Spinnenfängerinnen grüßt Spinnenfängerin.
Der Mensch liebt die Natur, solange sie draußen vor seinem Fenster und am besten sogar hinter einem Gitter stattfindet. Eine Maus, das könnte gar eine Ratte sein und eine Ratte ist dreckig und Dreck mag er nicht, der Mensch. Er hat doch lieber sein sauberes Heim, denn in einem sauberen Heim wohnt ein sauberer Mensch. Was könnten nur die Anderen denken, wenn sie wüssten, dass Mäuse durch den Garten huschen. Im Garten darf nichts sein, dass dort nicht selbst ausgesät und gesetzt wurde. Es ist ja das Land des Menschen. Er hat es gekauft und eingezäunt. Nur gekauft von wem eigentlich? Wer lieferte ursprünglich die Samen für die Blumen und den perfekten Rasen und was pflügt da täglich durch den Boden, damit alles grünt und blüht? Muss wohl Gott sein, denn die Natur ist da draußen…
Dieser Kommentar ist einen eigenen Eintrag wert, lieber Ben. Danke für diese Worte. Was könnten nur die Anderen denken! Wie wahr…
:-) fühle dich frei, daraus einen eigenen Eintrag zu machen. Das segne ich ab.
Manchmal braucht man etwas mehr von der anderen Seite des Ausdruckspektrums, um authentisch sein zu können. Ich danke für die kraftvollen Worte.
Kennen Sie die Müdigkeit, die nach der Wut kommt? Da stecke ich gerade drin fest, liebe Marga. Und sortiere mich. Grüße aus der lahmsprachigen Mitte des Ausdrucksspektrums, Ihre Käthe.
Ich kenne sehr viel, rund um solche oder ähnliche Ereignisse.
Und ich sage Eigenartiges: Genießen Sie die Müdigkeit, legen Sie sich hinein, werden Sie das, was man Lahmarschigkeit nennen kann. So lange und so gut, wie es gerade ansteht.
Toller Artikel wie immer!
Kannst du mal etwas zum Thema Geduld, Warten, Ungeduldigsein schreiben? Ich wäre so gespannt, wie du darüber denkst. Ich z.b. kann so schlecht warten, es quält mich wahrlich.
Notat an mich selbst: Ein Loblied auf die Vorfreude komponieren, um aus der lahmsprachigen Mitte des Ausdrucksspektrums wieder zur Bonfortionösseite zu gelangen…
Danke für die Wohlworte.
Es gibt Wut, die ist gut und berechtigt. Zeichen von einem gesund denkendem liebevollen Menschen, der achtsam mit Lebewesen umgeht.
Nach Wut kommt Hader. Und seltsame Denkmüdigkeit. Danke für Ihre Worte, liebe Frau Maribey, Ihre Frau Knobloch.
Wut ist gut, Frau Knobloch. So scheiße wir beiden über die Kurzsichtigen in der Gattung Mensch denken mögen, sie gehört nunmal zum Menschen dazu, die Wut. Und sie ist gut, weil sie uns zeigt, wie sehr man sich von den eiskalten Tätern unterscheidet. Sie ist destruktiv, weil sie das Verständnis mit diesen Unholden zerschlägt. Sie ist schmerzhaft, weil alles Gewohnte – auch im Kopf – , von dem man sich trennt, wehtut. Sie brennt und glüht im Innern, um wie ein Fieber etwas auszumerzen, das da nicht mehr hingehört. Sie hinterlässt das dumpfe Gefühl der Leere, weil in dieser etwas Neues gedeihen will. Und letzten Endes, sie lässt uns machtlos erscheinen, so verzweifelt machtlos, weil wir nicht wissen, wie wir uns in dem neuen mentalen Kleid bewegen sollen. Was wir TUN sollen. Dabei ist nicht das TUN der Schlüssel, das sagt uns nur unser Verstand, der uns verspottet mit der immer noch kümmerlichen Reichweite unseres Handelns. Das SEIN ist es. Und Sie SIND schon längst. Die Mäuse, die Sie gerettet haben, ohne sich groß darüber Gedanken zu machen, belegen es. Sie haben IHRE Überlegenheit als Mensch genutzt, um Kreaturen zu helfen, die es aus eigener Kraft nicht geschafft hätten. Man KANN diese Einstellung nicht auf andere projizieren. Aber sie sehr wohl inspirieren, indem man mit dem, was man für GUT erachtet, weitermacht. Gut ist relativ, klar. Aber gewinnt an Substanz, wenn es vom Herzen kommt, gerade DAS ist menschlich.
Taten imponieren uns, SEIN inspiriert. Selbst die Kurzsichtigen werden ihr Verhalten irgendwann aufgeben wenn sie erst merken, dass sie ihre Überlegenheit nicht voll ausloten. Verantwortung versus Gewissen, was klingt wohl gewinnbringender, was belastender? Ihnen ist das klar, den anderen noch nicht.
Tut mir leid für den langen Kommentar, und noch mehr, dass ich ihn so belehrend verpackt habe, sollte natürlich nicht belehrend sein. Das hat mich nur aufgewühlt und ich hab mich hinreißen lassen.
Lieber Herr Mo, jetzt hat es spürbar geknackt in mir drin. Ich lasse ein paar Tränen fließen, es sind endlich keine wütenden mehr oder noch schlimmer, hilflose. Ich habe in den letzten Tagen so vieles gehört, gelesen, doch nichts, abgesehen vom engsten Freundeskreiswort, hat mich so endlich wieder ich gemacht, wie Ihre Worte. Ein Fremder schreibt, als würde er in meinem Herzen wohnen, wo leise Zweifel sticheln. Und feudelt einfach mal kurz durch. Belehrend? Mitnichten. Befreiend. Sie gaben mir Worte, die ich selbst nicht finden konnte. Ich danke Ihnen. Ich werde jetzt auch den Denkapperat durchlüften, da hat sich ein wenig Mief angesammelt. Und da wartet ja auch noch eine Horde Fabulöswaschbären auf mich…
Zutiefst dankend, Ihre Frau Knobloch.
Als ich von Knacken und Tränen las in Ihrem Kommentar, stieg auch mir die Pipi in die Augen…aus anteilnehmender Freude, denn da scheint sich etwas aufgelöst zu haben. Na! gut jetzt mit der Sentimentalität. Die große Welle um dieses Herzensdings brauchts auch nich wirklich, am Ende werden wir eben daran gemessen, welche Spuren wir auf den Herzen Anderer hinterlassen haben. Denk ich. Da zählt auch verstohlenes Trippeln.
Entmiefen is immer gut, sollte ich auch mal wieder machen. Erfolgreiches Stoßlüften und einen besonnenbonfortionösen Tag wünscht Ihnen Ihr filigranfabulöswaschbärenschnitzender Herr Mo.
Es muß das letzte Hartzweifelband gewesen sein, was mich einschnürend knackend barst. Jetzt flimmern auch die Silbersilben wieder. Und wenn ich jetzt noch von Filgranfabulösschnitzerey lese, Herrjey, die Freude darob macht mich federleicht. Ihnen auch einen Wohltag voller famoser Begegnungen, Ihre Frau Knobloch.
Verehrte Frau Knobloch, Ihre Wut kann ich so gut nachempfinden, weil die meisten Menschen jeglichen Respekt gegenüber der Natur und ihren (Kleinst-)Lebewesen verloren haben.
Mein Wohnumfeld ist noch einigermaßen grün für eine Stadt und die dort heimische Tierwelt für mich eine Freude. Jedes Jahr kämpfe ich mit dem Hausmeister um das Liegenlassen des Laubs unter den Sträuchern, weil darunter Futter für die Amseln und andere Vögel zu finden ist, weil es zudem Humus bildet beim Verrotten und was erhalte ich als Entgegnung: aber der Wind bläst dann immer wieder die Blätter auf die Wege! Es soll ja alles klinisch rein und „sauber“ aussehen (siehe den Beitrag von Ben). Wir beherbergen in 5 Vogelhäuschen auf der Dachterrasse Kohl-, Blaumeisen, Kleiber, ein Amselpärchen im Geißblatt und mußten schon miterleben, daß die Brut plötzlich leblos in den Kästen lag, weil irgendjemand in der Nachbarschaft mal wieder Gift verspritzt hat. Es gibt zwei entzückende Wildtaubenpärchen, die den Nachbarn ein Dorn im Auge sind, Tauben sind Krankheitsträger…stimmt ja auch, aber eben nicht diese.
Im Vorgarten erscheinen jedes Jahr im Frühjahr für knapp einen Monat Erdbienen, die noch nie jemanden gestochen haben und der summende Spuk ist immer schnell vorbei, aber den Kammerjäger, nach dem geschrien wird, abzuwehren, kostet viele Überredungskünste.
Vielfach ist es Dummheit, Nichtwissen die es zu bekämpfen gilt, aber gegen manche Menschen ist man machtlos und diese Ohnmacht, die läßt den Zorn aufwallen.
Ich füttere ja sogar die auf’s Dach mit Blumenerde eingeschleppten Schnecken mit Katzenfutter und bringe sie nach draußen, wenn sie sich im Napf tummeln -:))).
Bevor wir auf’s Dach zogen hatten wir in einer Gegend, in der man Katzen frei laufen lassen konnte, 5 Katzen hintereinander, die ersten vier wurden vergiftet, als sie noch kein Jahr alt waren, die fünfte blieb eine reine Wohnungskatze, die dann 15 Jahre alt wurde. Wir wußten, wer es war, konnten aber nichts nachweisen….können Sie sich den Zorn damals vorstellen?
Sich den Zorn von der Seele schreiben, hilft ein bißchen, nachlassen wird er nie..
mit mitfühlenden Grüßen
Karin
Liebe Frau Karin, jetzt hat mich eben schon Herr Mo angeknackst und nun darf ich Ihre Worte wie Balsam mir auftun. Die Erdbienen, die Tauben, die Katzen… ich kenne alle diese Geschichten. Trotz ländlicher Gegend sind hier viele Menschen so weit von der Natur entfernt, daß alles was summt, für stichgefährlich erachtet wird und bekämpft werden muß. Doch ich will mich jetzt an Ihrem Tun festhalten und mich freuen, daß es eben doch viele Gleichgesinnte gibt. Genügend „Was für ein Aufstand wegen zwei Mäusen“-Bemerkungen hatte ich zur Genüge. Weil es eben nicht nur um zwei Mäuse geht, sondern um eine Grundeinstellung. Ich sah heute Morgen eine der Streunerkatzen, die drei Tage verschwunden war. Meine Erleichterung glich in Ihrer Intensität wohl Ihrem damaligen Zorn.
Danke für Ihre Worte, sie sind mir wohltuende Bestätigung.
Herzlichst, Ihre Käthe.