Freundlichfriedliche Adventsgrüße mit einem kleinen Einblick auf das, was mich die letzten Tage tagwerkend umtrieb und immernoch treibt, den auch heute noch kommen Spätadventsschmucksucher. Ich lachweine still vor mich hin, seit heute trocknet die Tinte. Meine letzte Adventszeit hier ist es, im geliebten Florallabor, die nächste wird woanders gewerkelt. Im neuen Floratelier. Puh…
Und was kommt eigentlich bei einer Florallaborateurin auf die Adventstafel im Haus am Ende des Weges? Ein ausgedientes Ziffernblatt. Frohen Ersten Advent:
„Pardon, Sie winken immer so freundlich über die Strasse und geben mir dadurch das tolle Gefühl, Sie freuten sich, mich zu sehen. Warum machen Sie das denn?“
“ Nun, ich freue mich einfach, Sie zu sehen.“
„Oh…“
Dieser Wortwechsel geschah gestrig vor dem Floratorium, machte den älteren Herrn offenmundstaunend und paßt wunderbar zu einem anderen Freundlichwinken, welches schreibend mir wiederum angetragen. Die Karfunkelfee ließ sich von meinem Katertraurigtext inspirieren und schuf ein treffliches Poem. Danke dafür und ich winke freundlich zurück.
Es gibt Texte die kaskaden sich silbersilbenschimmernd in den Monitor, befingerkuppen nur die Tastatur. Schmiegen sich in die lesenden Pupillen und breiten sich warmgefühlig im ganzen Leibe aus. Diese Texte gelingen flatterspielerisch, wortflanierend. Jeder mag sie und sogar man selbst möchte im eigenen Wortbad sich ergötzen. Und dann gibt es Texte, Wortfragmente eigentlich nur, an denen erstickst du geradeherzu. Die Wortdornen verhaken sich in deiner Kehle, du gollumst sie mühsam heraus als seien sie Fischgrätgewölle. Schaust mit schmerzenden Augen auf dieses Grobwortpuzzle, möchtest deine Boots anziehen und immer wieder in diesen Dreckbuchstabenhaufen reinhacken, bis die Worte sich verstieben. Läßt es sein, löscht den ganzen Unrat. Doch in dir drinnen kannst du ihn nicht löschen. Redest dir ein, du könntest die Worte doch bannen, die in dir tobend hurrikanen. Und krakelst erneut ungelenke Wortgestänge.
Vorsicht, der nachfolgende Text ist ein schmerzbitterer. Er tut richtig weh, mir und dem Leser. Ich beschreibe die letzten Minuten eines Katzentieres, welches überfahren wurde. Ich tue dies nicht, weil ich sensationsgeil bin, sondern weil das Entsetzen über manche Zeitgenossen und deren Ignoranz gegenüber dem Tod mich nicht ruhen lassen. Es ist mir schlichtweg ein anprangerndes Bedürfnis.
Glücklich, wahrscheinlich ein wenig dümmlichbeseeltlächelnd hockst du dann in der Dusche, weil deine Füße streiken nach der stundenlangen Rumhotterei, wäscht dir das Bier aus den Haaren und den ehrlichen Schweiß vom Körper. Deine Waden sind fest und hart und die Handflächen brennen. Die ersten Blaufleckorden manifestieren sich auf deiner Haut, jeder wie ein inniger Kuß gleichgesinnter Musikkemaiden und Krachklanggesellen. Summst leise weiter die gehörten Melodien, als hätten sie Besitz von dir genommen, wissend, daß du morgen, was ja eigentlich schon heute ist, mit ziemlicher Kratzigkeit in der Stimme reden wirst. Dein Lächeln wird zum breiten Grinsen, als du dir die vergangenen Stunden erneut verinnerlichst, sie kwasi eintätowierst in deine Gutezeiteninnenhaut. Die Hinfahrt, Körper an Körper zusammengepresst, Musikke dröhnt und das erste Bier schmeckt auch schon. Dann das Anstehen im wilden Haufen. Anstehen? Es wird bereits gehüpft. Die klarkalte Novemberluft macht die ersten Körper dampfend. Die Halle empfängt dich und alle anderen mit vibrierendem Summen, als wüßte sie, was in den nächsten Stunden in ihrem Inneren abgeht. Als teile sie, was in einem jeden hier innenleibig purzelbaumt. Und mit den Tönen bahnt es sich nach außen. Leben. Lautes, hartes, ehrliches Leben. Du mittendrin. Tanzend, singend, klatschend. Trinkst fremdes Bier, teilst deines. Jemand hält dir eine selbstgedrehte hin. Klar nimmst du tiefe Züge von dem würzigen Zauberzeugs. Heute, hier, genau jetzt ist das das einzige, was natürlich erscheint. Fällst in fremde Arme, umarmst selber klatschnasse Leiber. Keiner geht hier zu Boden, die pulsierende Masse hält jeden fest, wird zu einem Organismus, der sich zu einem Rhythmus bewegt. Irgendwann spuckt dich der Pulk aus, jemand reicht dir deine Kette, die wohl verlustig und ein anderer ein weiteres Bier. Fordert lachend einen Kuß als Dank, den du knallkrachend auf seine Stirn ihm gibst. Nur kurz die Pause, du willst wieder mittenrein in diesen Strudel aus Armen und Schultern und Beinen, wissend, daß du besonders geborgen bist, klein zu sein ist hier ein Vorteil. Irgendjemand hat immer ein Auge auf dich. So wird der Abend zu einem einzigen Rausch. Die Letzteliedwette hast du diesmal verloren, deine Bierschuld dafür tilgst du, wenn der letzte Ton verklungen und das kalte Hallenlicht die Spuren des Abends offenbart: zerranschte Menschenkinder, glückstrahlend und beseelt. Deine Blume? Die hattest du schon vor Stunden verschenkt.
Hey, was ist denn los mit dir! Novemberblues, meinst du? Hier für dich. Ganz allein für dich und dich. Zwo Famosgesellen und sogar mit Höschenzubodengleitenlassenstimme! Laß die Tränen, die der beißendkalte Novembermorgenscharfwind dir in die Augen trieb die einzigen des Tages sein. Listen to the man: