bittemito

Monat: Dezember, 2014

Liebe? Kann man nicht machen. Spuren schon…

Du willst mich lieben? Dann tu es einfach. Tue es auf deine eigene, dir passend erscheinende Weise. Liebe mich still ergeben, ganzherzlich zugetan oder verzweifeltstummvergeblich. Liebe mich wildverwegen, neckischkecknarrend oder halt nur ein fitzelchenklitzekleineswenig. Liebe ist so verschiedentlich und doch immer ganz sie selbst. Liebe mich als gleichklingenden Geist oder körperbegehrlich. Die Liebe trägt jedem die passenden Sehnsuchtsschwingen an und jeder, wirklich ein jeder erhält sein Flüsterdaunenfederfeinnotat aus ihrem Warmsanftgefieder. Liebe mich und ich werde dich lieben. Machen kann man Liebe nicht. Nur lieben. Machen kannst du nur die Spuren, die du hinterläßt, wenn du dem Pfad der Liebe folgst.

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Ich danke denen, die letztjährig ihre Spuren bei mir hinterließen, die meine Fährte aufnahmen und treu verfolgten, den stillen, den fleißigen, den horizonterweiternden, den flipflopflippigmachenden und den potzblitzpurzelbaumenden. Zwei mußte ich stumm gehen lassen, doch ihre Spuren bleiben mir. Das Jahr schwingt sich sachte aus, ein weiterer Endspurt wird ausgerufen. Als könnten Spuren je enden. Alles Liebe Euch allen Spurenlesern, auf ein neues Jahr voller Silbersilbenpfade. Frau Knobloch, Käthe, liebfein zugetan.

Famosklausurendefeinnotat

Einen Wunsch hatte ich, nur einen. Und scheinbar war ich ein braves Knoblochgör, denn er wurde mir erfüllt. So konnte man ein seelig lächelndes Rotwangenmädchen seine Lieblingsjahreszeit ausleben sehen. Für alle, die dem Knirschkrachkaltklirrwinter ebenso hold, habe ich ein paar Schnischnappschüsse mitgebracht. Geschichten folgen, wenn die Zeit dafür ist, doch vorerst sollen Feinsteiskristalle euch die Pupillen beküssen:

Ich danke allen Wortkapriziösen und Famossatzgesellen für die Bewohlwortung und Gutbewünschung, für mich war es ein innigsinnliches und glücksperlenplatzendes Weihnachtsfest. Fetzt!

Knoblochmuckefuckklärchenlamento

Um aller Gutenhausgeisterwillen! Was habe ich mir da eingebrockt? Was denkt die denn wohl, die feine Madame Knobloch, wie ich das och noch schaffen soll! Gebettelt hat sie mit ihrem Grünaugenblick und gejammert über Zeitmangel und Tagwerk, das sie fessele. Wehe Füße bejammert, schmerzenden Rücken und dicke Finger. Klärchen, hat sie gesagt, beste aller Hausmütterchen, schau doch mal nach meinem Blogheim, ob da alles in Ordnung ist. Und ich Doofnuß sage zu. Und jetzt? Wer soll denn die Sauerei hier aufräumen? Rumliegende Stöckchen, unbeantwortete Post, drölfzig angefangene Kladdenseiten, mannmannmann! Nee, Knoblochen, nicht mit mir. Das räumste schön allene uff. Verreisen willse dann och noch! Und ich soll hier den Besuchern schöne Weihnachten wünschen. Ich seh bloß niemanden. Hallo? Haaaallooo? Keener hier. Die ganze Lieblinksmischpoke soll ich eenzeln grüßen? Die spinnt doch, das sind doch viel zu viele! Nee, nich mit mir. Ich mach mir jetzt erstmal noch einen Muckefuck, mal sehen, ob mir was einfällt, wie ich das Problem löse. Ah, angeknapperter Stollen steht auch noch rum…

Hihi, als Concierge muß man ja pfiffig sein… Moooomentchen… friemel, pitzel, rumwerkel. Na, das hättese och alleene machen können, die feine Madame. So, das müßte reichen als Gruß und zeitweiliges Adieu. Adieu, so ein Quatsch, die labert immer so überzwercht! Ich sag einfach Tschüß und gehe wieder meinem eigentlichen Tagwerk nach: Fensterbrettrumlungern. Gezeichnet: Klärchen, Concierge im Haus am Ende des Weges.

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Claras Chronik 20.12.2014

Mein lieber Victor, was ich Ihnen heute zu hinterlegen habe, es ist mir, als müßte mein Herz beim Notatieren brechen. Vielleicht wäre das ein leichterer, schneller Tod, als das Schicksal, was mich nun erwartet. Das Aufnotieren, es deucht mich erstmals, ich schreibe nicht Ihnen, sondern mir selbst, um nicht den Verstand zu verlieren. Den Bernstein, er ist ganz dunkel und kalt geworden in meiner Hand; umklammernd, schreibe ich Ihnen im flackernden Licht der Petroleumlampe. Das Licht des Luftschutzbunkers in dem ich mit den anderen Angstbündeln hocke, ist schon längst verloschen, als hätte es aufgehört an sein eigenes Leuchten noch zu glauben bei all dem Dreckgeriesel, den Erschütterungen und dem dumpfen Grollen über unseren Köpfen. Ich habe jedwedes Zeitgefühl verloren, mein liebster, fatamorganischer Victor in meinem Geiste. Warum schreibe ich Ihnen? Mir will mein eigenes Leuchten vergehen, gleich dem elektrischen Lichte. Ich glaube nicht mehr. In dieser Hölle ist kein Platz für Glaube und Hoffnung. Und doch schreibe ich Ihnen. Wer söllte das Notat überbringen? Wohin? Wo hat Sie dieser Krieg hinvertrieben? Mich trieb er wie Schlachtvieh vor sich her. Ich floh und floh und rannte um mein Leben. Ich weiß noch um meine Gedanken, als ich erstmals einen Blick auf die Silhouette dieser Stadt warf: Das muß ein Ort der Schönheit und des Friedens sein. Prachtvolle Kirchbauten verschiedenster Glaubensrichtungen und sogar der Anblick einer exotisch anmutenden Moschee versprachen dies mir. Nie könnten Haß und Tod hier wüten, meinte ich. Welch‘ eine törichte Annahme! Nun, da ich hier in Staub und Schutt hocke, stummängstlich wie die anderen Graugeschöpfe. Der Krieg hat uns feuerspeiend vor sich her getrieben, verschluckt und spuckte uns wenige Überlebende hier unter den Trümmern der Stadt wieder aus. Anfangs öffnete sich die von der Hitze immer schiefere Stahltüre noch kreischend und ließ eine weitere verrußte Lumpengestalt ein. Dann erglühte der ganze Raum unheimlich rot und wir vernahmen das Heulen des Feuersturmes, der über uns hinwegfegte. Doch das ist längst vorbei. Victor, mein lieber Victor, ich wage kaum, meinen Kopf zu heben, um die anderen Elendswürmchen zu betrachten. Der Einbeinige, sein Alter schwer zu schätzen, die Augen leer, der Stumpf glänzt schwarzlumpig nass. Die Frau, auch sie alterslos, sie drückt ein Leblosbündel sich an die Brust. Egal, wie lange ich augentränig darauf starre, es deucht mich, kein Leben sei da drin. Ich flehe innenstimmig alle Götter an, es möge nicht das seyn, was ich vermute. Der Greis, vielleicht ist er erst in dem meinigen Alter, tonlos weint er, eine Puppe im Arm. Oh, Victor, es ist entsetzlich und ich danke fast dem Funzellicht, daß es nicht weiter reicht. Die Augenmarter, die noch hier unten haust, ich will nichts von ihr wissen, mein Geist verweigert die Annahme. Ich lenke meine Gedanken hin zu Ihnen und dem Schwarzkieselgestade, an dem Sie auf mich warten. Sie haben mir immer Musik gesandt, warum nicht jetzt, in meiner dunkelsten Stunde? Ich will mich kümmern, denke mir das ständige Grollen über meinem Kopfe als die  anlandenden Flüsterwellen und da, ein Summen. Atme tief ein und aus dem Angstgestank ahne ich ein Salzmildwürzduft heraus. Senke den verrußten Wimpernvorhang und das Summen verstärkt sich. Ich hebe den Blick wieder und ein Augenlicht läßt mich den kaltharten Stein unter mir vergessen. Der Einbeinige, er schaut mich an und ein Leuchten ist in seinem Blick als er die Melodie, die in meinem Kopfe entstand mitsummt. Auch der vermeintliche Greis hebt seinen Graukopf und wie die Asche von seinem Haupte rieselt, scheint er sich zu verjüngen. Er beugt sich zu der Frau und legt ihr die Puppe auf den Schoß. Da regt sich auch das Bündel und ein Schmalarm greift nach ihr. Warm wird mir und ich vergesse Zeit und Raum. Es ist, als folge ich dem immer intensiverem Pulsen des Bernsteins in meiner Hand. Victor, mein Victor, ich kann Sie sehen…

Ich will kein Nazi sein!

Ich bin mal mitmarschiert, vor Jahren und habe voller Überzeugung diese Worte skandiert. Ich hatte Angst und wußte doch von der Richtigkeit und Wichtigkeit dieses Rufes und daß er endlich gehört werden mußte. Weil das Volk sie rief und ich war ein Teil davon. Jetzt werden diese Worte mißbraucht von braunem Gesocks und Hetzern. Ein Feindbild wird erschaffen, das gar nicht existiert. In der gleichen Stadt wie damals, als ich um meine Freiheit demonstrierte. Und Tausende machen mit? Wo ist denn euer Feind, daß ihr euch auf euer Volksein berufen müßt, ihr willigen Mitläufer? Vor wem habt ihr Angst und warum? Ich bin mir sicher, würde ich mich unter euch mischen und einzelne fragen, ihr könntet mir keine Antwort geben. Nullkommaeinsprozent, ja, das reicht schonmal für ein Feindbild! Ich speie es euch vor die Füße: Wenn ihr heute das Volk seid, will ich nicht dazu gehören! Ich will kein Nazi sein!

Ben hat mir die richtigen Worte in die Fingerkuppen gelegt, danke dafür.

Und Sherry appelliert an alle, danke auch dafür.