Ein ragnarökisches Sinnen, traumwärts vernommen

von Käthe Knobloch

Harre ruhig noch ein Weilchen bei mir aus, mein graustaubmüder Krieger. Wie willst du so abgekämpft denn neue Welten erobern dir? Laß deinen Wunden die Zeit, die sie brauchen, um weißliniennarbig zu werden. Meine Hände sollen heilende sein, ich will sie auf deiner heißen Haut kühlend ihre Sanftdruckwohltaten vollbringen lassen. Mein Daunenweichhaar soll deinen Unstetflackerblick bevorhangen, wenn ich mich über dich beuge um mit warmnektarischen Lippen dein heiseres Stammeln verstummen zu lassen. Ich küsse dir die die Schlüsselblätter, bis jede Pforte mir zu dir sich öffnet. Leg deine Waffen zur Seite, die müden Arme können sich auf meinen Sanfthügelhüften zur Ruhe legen und deine Hände, sie haben doch schon so lange die tröstlichen sanddünigen Rundungen meines Körpers vermißt. Fühle, wie sich mein Athem unter deinen rauhen Händen tuchwebend verdichtet und wie eine Stola aus Blütenstaubfäden deine entblößte Seele umfängt. Lausche dem Geflüsterregen, der wie eine uralte Mär aus meiner Kehle warmlachperlig in deine lärmversehrten Ohren tropft und dich durchdringt, die innere Eisigkeit durch die Poren zu transpirieren. Spüre die Willigkeit meiner Muskeln, sich auf ganz andere Kämpfe einzulassen, als du sie gewohnt. Vertraue der basaltischen Kraft meiner Knochen, sie können deine Schwerlast mittragen und entdecke mit jedem Einlassen auf meine Lieblichkeit, daß ich jetzt und hier vollens die deine bin. Dein Pendant, dein wanesische Zwilling, deine Heilung. Gib dich mir hin, mein  Asenheld, um meine Hingabe annehmen zu können, denn erst dann kann dein Zorn heiß in mir erlöschen und du wirst friedensgewillt ganz neue Welten als erobernswert erkennen.