„Was ist denn das für ein frevelhaftes Gezeter von so holder Weiblichkeit?“ Die sonore Frage wellte sich meinen gekrümmten Rücken hinauf und kitzelte warmmurmelig meinen angespannten Nacken. Ich hockte vor dem aufgebockten Floravelo und versuchte mit inzwischen schmerzkrampfenden Armen die unverhofft abgesprungene Kette wieder auf den Hinterlauf aufzudröseln. Eigentlich kein Hexenwerk bei einem Nullgangvelo wie dem meinen, doch die Schwere des Rades verhindert gleichzeitige Ketten- und Pedalführung. Und in diesem beschissenen Industrieviertel, welches ich abkürzungshalber bei meiner Außerhausverblumigungstour querte, war samstagsnachmittäglich keine Hilfe ersichtlich. Weswegen ich auch so unflätig laut vor mich hinzuschimpfen wagte. Mein Scheißdrecksmistgezeter ebbte ungläubig ab, als sich die Höschenzubodengleitlassenstimme auf mein Niveau herabschmiegte. Augenblicklich heißwangig, teils aus Scham, teils aus Kribbeligkeit, schaute ich nach dem Verursacher dieser unverhofften Warmmurmeligkeit und ersoff schier in Schalklachendblauwasseraugen. „Meine Liebe,“ warmtönte der Fremde weiter „Sie führen behutsam die Kette über den Zahnkranz und ich bewege vorsichtig die Pedalen, ja, genau so, noch ein Stück, ja, langsam, Obacht, die Finger…, das passt, ein wenig noch… jawoll, geschafft! Nanu, eben noch schimpften Sie so reich an Vokabular und jetzt so stille?“ Mein folgendes Dankesgemurmel, ich vermag es nicht mehr wiederzugeben. Doch dieser kurze Moment, ich mit schwarzöligen Fingern, die Kettenglieder in Zeitlupe führend, Zacken für Zacken fand seinen Platz und Glied um Glied senkte sich sanft an seine passende Stelle, im Rhythmus dieser anweisenden Stimme; er bleibt mir wohl ewig erinnerlich als Beleg, wie unverhofft die Sinne sich wandeln können. Man muß nur offensinnig bleiben…
Was weiter geschah? Nichts, außer innigem Dank und beiderseitige höfliche Bewohlwortung. Der Fremde fuhr dann seiner Wege und ich erfüllte weiter meine Verblumigungspflicht. Denn eines ist gewiß: Egal wie famos die Höschenzubodengleitlassenstimme, ich bleibe die eine treue Tätetäteniemalskäthe.