Sprachverwahrlossilbenrastlosigkeitswache
von Käthe Knobloch
Dem Liebsten gedankt, gelänge eine fluchse Abendeintragsbewortung. Allein, die Silben hängen fingerkuppig fest, wie querstehende Gräten. Herr Steinmeier tönt mir in den Ohren, er salbadert von erforderlicher Zeit, um irgendetwas zu verändern. Zeit, die es wohl immer weniger gibt. Keine Zeit für die Kriegsflüchtlinge, die im Mittelmeer absaufen wie räudige Katzen, keine Zeit für die fliehenden Syrierer, ach, die Welt brennt allerorten höllischschlundig. Und ich? Ich selbst, satt, glücklicher und zufriedener als ich es mir je vorstellen konnte, ich Europäerin. Ich schäme mich. Suche rastlos und fast ratlos nach wirksamen Hilfsmöglichkeiten. Gebe denen, die schon längst sicheren Boden erreicht haben und nun gegen Beamtenmief und Behördendreck ankämpfen müssen. Und denke jede Minute an die, die genau jetzt in diesem europäischen Urlaubsparadies verrecken. Im Mittelmeer. Was nutzt denen mein Denken? Nichts. Herr Steinmeier, ich schäme mich für Sie mit. Ich habe Ihnen mehr zugetraut. Nur zur Erinnerung: Jetzt. Und jetzt, jetzt, jetzt. In Europa. Eine Idee ersäuft in Leichenwasser.
Nachträglich ergänze ich diesen Link, weil Nichtstun und Gelähmtheit mir die Luft abschnüren und andere Menschen eher diese Lähmung abschütteln. Danke, Frau Dr. Everding:
Ich hab heut so gedacht, dass das Wort ‚Schweigeminute‘ nun doch schon fast auf meiner Unwortliste steht. Schlimm eigentlich.
Wünsche dennoch einen ruhigen Restabend.
Wir schweigeminuten uns um unser Gewissen, so deucht es mich zuweilen. Ratlose Grüße, die Ihre.
Was sind wir eigentlich für Menschen in Europa, die von Freiheit und Wohlstand träumen und darin leben, während wir wissend zusehen, wie andere dafür und daran sterben. Ich habe nicht mitbekommen, was Herr Steinmeier sagte und ich möchte es auch gar nicht wissen. Es ist auch vollkommen unnötig, denn die Welt lebt wieder wie vor 1789 und die Armen sollten mehr Kuchen essen, wenn sie kein Brot mehr haben… :-(
Leider, lieber Ben, finde ich deine Worte ziemlich akkurat..
Ich schrieb selbst gerade erst einige Gedanken dazu auf, die mir bei dem letzten Treffen zum Thema Flüchtlinge kamen. Ob ich sie veröffentlichen werde, weiß ich nicht, aber Käthes Beitrag passte gerade sehr gut.
Das kenne ich gut. Nicht alles will veröffentlicht werden, manches muss…
Weise Worte.
Das war Zufall.
Das wissende Zusehen, das verschlägt mir die Worte, weil genau das ich ja auch tue. Was können wir ändern? Im kleinen sicher vieles, ja, doch reicht das wirklich? Ich wählte Vertreter, die für mich sprechen und handeln sollen und schaue fassungslos dem Geseiere zu…
Und da stellt sich eben auch die Frage, ob man mehr tun kann, als nur im Kleinen zu wirken und ob man diese Fassungslosigkeit verspüren sollte…abwenden und Teetrinken kann auch nicht die Devise sein, aber was tun?
Die Fassungslosigkeit wahrnehmen ist der erste wichtige Schritt, tastend nach fundierterem Wissen suchen der zwote. Vertrauen in die Menschlichkeit und die doch nie sterbenwollende Hoffnung, sie tragen einen weiter. Im Kleinen fühlt man die ureigene Belohnung, bei mir heute Marie und ihre Mutter, was für ein Lachendglück!
Wenn Sie es nicht so treffend auf den Punkt gebracht hätten, hätte ich heute auch versucht, etwas dazu zu sagen. In allen Sprachen und Ländern entrüstet man sich über die Leichen, die an den Stränden des Mittelmeers angespült werden.
Der Tourismus leidet, ach, wie furchtbar…
Find keine Worte, doch es macht schon nachdenklich, wie darüber in den Nachrichten gesprochen wird.
Kommen Flüchtlinge hier an, stecken sie bis zum Stehragen im Behördensumpf. Ihnen fehlt alles, vor allem aber Lösungen, wie es weitergeht nach der Flucht. Ein Steinmeier ist damit sprachlich überfragt, der kann nur deutsch und politisch, das verstehen Anderssprachige so schlecht.
Kleidung, praktische Dinge und Essen Spenden und Rat geben in Fragen nach dem Weg, notfalls mit Händen und Füßen erklärend, Buslinien und Anlaufstellen aufschreibend oder Verirrte Neuankömmlinge ein Stück des Weges begleiten, ist was für welche, die selbst zu wenig Geld zum Spenden haben, dennoch was tun wollen.
Gehetzte Grüße aus Babel,
von der Karfunkelfee✨
Was Sie schreiben und tun, das ist das mindeste, was uns allen eine Menschenpflicht. Mich empört, was die, denen mehr in die Hand gegeben, wissentlich unterlassen. Und dann noch rumschwadronieren und auf dem nächsten Krisengipfel Kaviar fressen…
Pardon, mir ist meine eigene Sprache gallenbitter.
Unser Wohlstand hängt mit dem Exodus in Afrika zusammen. Afrika ist das reichste Land an Bodenschätzen und wird seit 200 Jahren geplündert.
Ein bissel Entwicklungshilfe hier, ein wenig Hilfsorganisation dort haben bisher unser Gewissen beruhigt.
Das Ungebremste Wachstum, unser Konsum, kommende Hadelsverträge ala TTIP werden Afrikas Exodus noch beschleunigen.
Sie Symptome schmerzen und wir möchten helfen, die Ursache sind wir selbst.
Verzeihen Sie das späte Freischalten Ihres trefflichen Kommentares, mir hat der Zorn wohl den Blick versandet.
Die Gewissensberuhigung, genau die will nicht mehr funzen bei mir. Im eigenen Umfeld mag Kleinhilfe genügen, doch mir reicht das nicht mehr. Und dann solche Aussagen von Politikern, die handeln sollten, statt sich vollzufressen und zu labern, labern, labern…
Die Politiker machen ihren Job. Handeln kõnnen wir, über unseren Konsum, unsere Denkweise.
Es können nicht alle Afrikaner ihren Kontinent verlassen, ist auch nicht nötig, auf Grund des Bodenreichtums.
Empõrung ist gut, aber sie nützt nichts.
Unser Konsumismus, mein Arrrghhhthema überhaupt. Doch wie zu ändern, ohne sich wirklich zu empören? Und ich komme wieder auf die Kleinkleingedanken zurück: Was kann ich tun und wem kann ich zusätzlich ans Bein pissen (Pardöngsche!) um größere Wellen zu schlagen?
Unabhängig davon freue ich mich, einen wachen Geist mehr zu finden und verspreche längeren Gegenbesuch, wenn ich wieder dauerhaft netzaffinig bin.
Herzliche Grüße, Frau Knobloch, empört, dennoch zugeneigt.
So oft die Frage: Was nutzt mein …?
Und dann ganz nah ebenfalls gebrochene Herzen, gestrandete Leben, ersaufende Seelen…
Was nutzt mein…?
Im kleinen eigenen Kosmos viel, doch manchmal möchte man über den Tellerrand kotzen. Wenigstens das…
Ein interessantes Bild – das mit dem Tellerrand. Ja, ich kann das nachvollziehen.
Manchmal erscheint es mir fast schon sträflich, im eigenen kleinen Kosmos zu bleiben, in gleicher Sache manchmal überlebensnotwendig.
Ich grüße Sie herzlichst und das täglich mehrmals!
Üben wir uns in Übertellerandkotzerey, wenn es uns sinnvoll erscheint, meine Liebe.
Einen Übertellerrandgruß erhielt ich heute stolzvorlesig und grüße durch Liebstlieblingsschräggrinsen zurück, die Ihre, hinterhofverzückt.
Ihr Liebstlieblingsschräggrinsen gefällt mir sehr!
Politik ist ein schmutziges Geschäft. Was wir sehen, was man uns sehen lässt, hat wenig mit der Wahrheit zu tun. Europa kriselt. Frag dich bitte, wer ein Interesse daran hat. Herr Steinmeier verkauft der Öffentlichkeit die Worte, die er sagen darf. Es liegt nicht an ihm zu handeln. Die Fäden ziehen andere.
Europa kriselt und verrät seine ureigenste Idee. Und wir verlieren über unseren Wohlstand unseren Anstand…
Fast ratlose Grüße ins Elfenheim, Deine Käthe.
Die kapitalistischen Länder bekommen nun die Quittung dafür, es in hunderten von Jahren – völlig unverständlicherweise, man könnte geradezu meinen mit Absicht – nicht fertiggebracht zu haben, den Afrikanern ihren großen Teil des nordwestlichen Wohlstandskuchens freiwillig abzugeben und wenigstens für eine solche Verbesserung der Lebensumstände dort vor Ort zu sorgen, dass die Menschen in Afrika sagen: Wir haben ein wundervolles Land hier, genug zu essen, Kleidung, eine feine Wohnung usw. usf. — warum sollten wir nach Europa fliehen wollen?! Nein, wir bleiben hier!
Liebe Käthe, wie eigentlich fast immer der selbe Schock, das gleiche hilflose Gefühl. Und doch, jeder von uns kann und tut ein wenig. Hinschauen und handeln. Viel kleines ergibt zusammen was großes. Herzliche nahe Grüße und gedrückt, deine Mia
So ist es, liebste Mia. Dennoch müssen wir die gewählten Regierenden an ihre Pflichten gemahnen… ReGierenden, da steckt die Gier ja bereits mit im Wort… na prima.
Ungierige Grüße und zurückgedrückt, Deine Käthe.
Ja, recht hast du. Weißt du, das schlimme ist, soooo viele Menschen möchten sich weder damit befassen, noch hinschauen. Ihnen sind abends billige Fernsehformate lieber als sich mit der Tragik und den Missständen der Politik auseinander zu setzen.
Herzlichst durch den Morgen, deine Mia