Ominkeltraumwiesenschaumkrautwunder

von Käthe Knobloch

Passiert etwas, weil wir ganz fest an Wunder glauben oder sehen wir Wunder in ganz natürlichen Geschehnissen, weil uns vieles fremd geworden? Wir uns meilenweitig von natürlichen Abläufen entfernt haben? Der gestrige Tag katapultierte mich in Ominkelerinnerungen, egal, was ich tat, las oder wem ich begegnete, immer war Ominkel dabei. Der Spreisel, den ich mir stecknadelig aus dem Finger friemelte, so wie es allein Ominkel früher durfte,

Nu, Chottchen Kindchen, halt stille, ich hab den Spreisel ja gleich. Was von alleene rin geht, geht uffm selben Wege raus, aber numoal nich immer von alleene…

die Armvoll Bartnelken und Phlox, gerade wie aus ihrer kleinen Blumenecke im Garten beim Gehöft an der Biegung des Flusses frisch geschnitten, duftend, wie nur Gartenblumen es vermögen,

Wennste die Blumen nur abrupfst, wernse schnell welke. Wennse schunn sterbe misse, dann mit Respekt. Is wie bei die Viecher. Siehste, ich hab immer Opas Klappmesser inner Kittelschürze…

die rotwangige Grauduttträgerin mit dem Verschmitztlachfältchen, die von dem ostdeutschen Mischbrot schwärmte

Kind, wennste zur Bäckerschen fährst, bringste noch en Brot mehr mit, man weeß ja nie ob nich noch eener zu Besuche kimmt. Und zwee Semmeln och dazu, verderben ja nich, die Hunschel frein sich ock och…

oder die Masurischen Erinnerungen eines grauhaarigen Lönnebergaischen Michels, mit uns geteilt von der bezaubernden Karfunkelfee, die mich in duftende Heuhaufenberge zurückkrawummsten

Gloobste, ich weeß ni, dasse uffm Heuboden versteckt bist! Der Vadder hat schunst dreimal zum Abendbrot gerufe, kimmste nu nunter?! Träumste wieder, meene Kleene, nu kimm, aber mach dir erscht des Heu ausse Klamotten…

Und auch das abendliche Telephonat mit Mama Löwenherz drehte sich fast ausschließlich um Ominkel. Soviele Weißtdunochs und Sowarsiehalts, tränenstimmig ausgelöst durch einen fast vergessenen Feldsegen, der auf einmal seine Wirkung tut. Kein Wunder, daß ich lebhaft von Ominkel träumte. In vielen Bildern und eines davon kann ich sogar letztjährig geschnappschusst teilen. Die Schaumkrautwiese am Fluß,

Guckemoal, is das nich schee? Brauchste aber nich abrupfen, bleibt scheener uffer Wiese, weeßte, manche Bliemsche wulln goarni innennei…

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Derart traumzergefühlsverwuschelt gehe ich wie fast jeden Morgen barbeinig auf meine Wiese beim Haus am Ende des Weges und traue meinen Augen kaum. Zwo schüchterne Schaumkräutleyn blassäugeln mich anmutig an. Wunder? So oder so, ich glaube fest daran.

Nachtrag: Beim Abendflanieren und Wiesenbepispern sind sie schon zu dritt, diese Wunderschaumträumchen. Und beim Übernzaunschwatz mit der besten aller Nachbarinnen bestätigt und teilt sich diese Schaumfreude.

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