Ein einziger verdammter Kaffee…

von Käthe Knobloch

Vom ersten Tag an ein Hingucker, dieser imposante Kerl mit seinen zwo Hunden. Ein Hinterhergucker sogar in meinen Augen. Bald folgten Lächeln, Grüße und freundliche Floskeleien. Ich räumte meine Außendeko an die Straße und er drehte seine Frühmorgenrunde. Und eines Tages war dann Zeit für einen hinterhofigen Kaffee. Der Großhund soff mir genüßlich die Hundetränke leer, der Kleinhund schlabbte das Wasser direkt aus meiner Handkuhle und der Imposantgeselle lümmelte breitlachend und uns beobachtend im hinterhofigen Liegestuhl. Schwarz und stark, wie seine Seele, so sei sein Kaffee, bemerkte er dankbar die Heißtasse balancierend. Und hoffentlich gut, fügte ich mit einem Zwinkerlächeln hinzu. So gut, daß er gewiss öfter käme, das versprach er mir…

„Na, wieder fleißig am Räumen?“ „Nää, ich tu doch nur so, weißte doch.“ „Det seh ich, von wegen…“ „Und heute mal wieder Zeit für einen Schwarzstarken?“ „Nee, spät dran, aber aufgeschoben is nich aufgehoben, du wirst ja noch ein Weilchen in deinem Hinterhofidyll bleiben.“ „Klar, so ist zumindest der Plan.“ „Dann machs gut, bis später dann mal.“ „Tschau, bis später!“…

Er hat sein Versprechen nicht halten können. Es bleibt bei diesem einem einzigen Kaffee. Verdammte Scheiße, M., Deine Seele ist mit Sicherheit stark, Dein Herz war es nicht. Adieu, Du imposanter starkschwacher Kerl, ich hätte Dich gerne näher kennengelernt. Pläne machen? Wohl besser nicht. Weil jeder Moment so unendlich kostbar und unwiderruflich ist. Danke für diesen einen, er wird mir schwarzstark bleiben.

Nachtrag: Ich war mir der Mehrdeutigkeit dieser aus dem Gefühl des Verlustes herausgeflossenen Zeilen nicht bewußt. Doch genau diese Mehrdeutigkeit birgt heute einen eigenartigen Trost. Wie verschieden Verlustgefühle doch entstehen können, welchen Ursprung sie haben und wie immer wir damit umgehen, die Kostbarkeit jeder Sekunde zuvor, die bleibt. Ich trank mit M. nur einen Kaffee, weil mich gestern Morgen die Nachricht von seinem Tod erreichte. Den schwarzstarken Moment, den behalte ich in mir drin.