Blaupause- Frau Liebling lacht (Farbstudie I)
von Käthe Knobloch
Etwas ratlos blickte Heide ihrem derangierten Spiegelbild entgegen und dann auf das Stückchen Seife, das dunkelblaue Handtuch und die wohlvertraute runde Cremedose in ihren Händen. Emrah, ein rundfreundlicher Mann mit kohleschwarzen Augen hatte nach einem prüfenden, fast tadelndem Blick ihr die Sachen gereicht und sie in die kleine Toilette in seinem Lager geführt. Jetzt hörte sie die zwei Männer, die sich aus ihrer herzlichen Begrüßung ersichtlich sehr mochten, lautstark debattieren. Das verunsicherte sie dermaßen, daß sie den Wasserhahn aufdrehte und sich ein ums andere Mal kaltes Klarwasser in das Gesicht handgewölbt schöpfte. Ihre vollgebluteten Nylons hatte sie vorher von ihrem Daumen abgewickelt und kurz durchgewalkt. Der Schnitt war zum Glück nicht sehr tief, aber er teilte ihren Fingerabdruck fast mittig. Und fing wieder leicht an zu bluten. Sie trocknete ihn mit dem Klopapier und wickelte einige Lagen um den lädierten Finger. ‚Blumen und Schmetterlinge auf Toilettenpapier, was ist das eigentlich für ein Humbug.‘ dachte sie beim Anblick der zartblauen Applikationen. ‚Damits der Arsch schick hat, oder was…‘ Ein Lachen gluckste sich bei der Absurdität dieses Gedankenganges ihre Kehle hinauf. ‚Alles Scheiße, aber schick!‘ so der nächste, das Glucksen verstärkende Spruch, der sich in ihrem Kopf als mögliche Reklame manifestierte. Die Vorstellung der Gesichter der Businesskaspar in der Chefetage, denen sie bis heute Mittag noch die Ablage sortiert hatte; bei der Präsentation des neuesten Werbespruches für die Klopapierfirma „Happy End“ ließ sie schalllachend auf dem Klositz hintern. Sie lachte, bis vorsichtiges Klopfen und Fragen an der Tür sich nach ihr erkundigten: „Frau Liebling? Alles gut? Geht Ihnen gut?“ Herrn Emrahs besorgte Stimme ließ ihr Gelächter abklingen. „Danke, alles gut, ich bin gleich fertig!“ rief sie mit von weiteren Glucksern unterbrochener Stimme. Wusch sich nochmals das Gesicht, diesmal Lachtränenspuren beseitigend und cremte sich mit der nach Kindheit duftenden Weißcreme aus der blauen Dose das mittlerweile sehr strapazierte Gesicht ein. Wieder und wieder fuhren ihre Hände über die Konturen ihres Antlitzes, den rechten Daumen sorgsam abgepreizt. Dieses Ritual war schon immer ein beruhigendes für sie. Der abschließend prüfende Blick vermittelte Heide ein Gefühl von Sauberkeit, aber auch Nacktheit, welches sie so nur im heimischen Badezimmer zuließ und sogar genoß. Aber jetzt wartete hoffentlich noch immer Friedhelm auf sie. ‚Frieder, Fred, wie er wohl am liebsten benamst werden will?‘ Bei diesem Gedankengang hoben sich ihre Arme wie von selbst und lösten nacheinander die Haarnadeln, die ihren ohnehin mittlerweile sehr zerzausten Nackenknoten in seiner Form hielten. Ihr Langhaar legte sich zögerlich nur über ihre Schultern. Sie zerwuselte sich kopfüber die an strenge Zusammendrehung gewöhnte Haarpracht, bis diese bereit war, sich als Vorhang vor das nackte Gesicht zu senken. Sie schloß noch ordentlich die Knöpfe ihrer Bluse, atmete tief durch und verließ das kleine Kabuff. Friedhelm und Emrah standen noch immer im Lager, ein gut befüllter blau emaillierter Zinkeimer stand zwischen ihnen und Friedhelm blickte ihr erwartungsvoll entgegen. Sein Blaublick verdichtete sich zu einer Bergseefarbe und die Bewunderung kräuselte sich dunkelstrudelnd in seinen Pupillen…
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Herzallerliebst – wenn ich mich hier wiederholen dürfte, werteste Käthe…Happy End – herrlich, ich habe auch sehr gelacht ;)
Und wieder meinen knicksfeinsten Dank, meine Liebe, ich freue mich über jede Bewohlwortung.
Bis gleich, bei Ihnen, Früchtchen kucken ~~~~~
Ihre Käthe, herzlich zugetan.
Oh wie schön! Dieser besondere Moment in diesem fremden Bad – ich bin verzaubert… Man riecht förmlich Wasser und Creme und spürt die Lockenpracht sich Freiheit nehmend erstrahlen. Besonders toll …
Fremde Bäder animieren doch immer zu Veränderung, finde ich. Als ob der Spiegel geprägt ist vom Antlitz der anderen und sich diese Eindrücke wie ein Schleier über die eigenen Züge legte.
Danke für Ihre Freude, sie ist die meine.
Vauige Grüße, die Ihre.
Meine Werteste, schön haben Sie das beschrieben.
Vor allem die Situation mit dem Lachen.
Ich kenne solche Situationen selbst – schon länger her- aber sie haben etwas Magisches, etwas, das voller Vorfreude auf etwas steckt, das eher bis dahin eine vage blümerante Ahnung im Bauch ist, ein nervöses Vorgefühl.
Als Kind lauschte ich gern mit dem Ohr auf den Schienen, ob der Zug bald kommt.
Bevor ich das feine hohe Sirren im Metall hören konnte, machte sich eine Art Vibrieren bemerkbar. Ich konnte den Ton fühlen, lange bevor meine Ohren ihn hörten und noch viel länger, bevor ich den Kopf wegnehmen musste von den Gleisen, weil der Ton das Rauschen einer herannahenden Kraft wurde, die meinen Kopf einfach weggefegt hätte.
Wunderbar beschrieben.
Ganz liebe Grüße.
Erato tut Ihnen gut.
Der Mistkerl hat übrinx ein paar Musenschwestern, von denen mich auch gerade eine schwer belästigt.
Sie tarnt sich als David Bowie und knutscht umwerfend.
Es ist einfach furchtbar.
Ich muss doch arrrbeiten…
Grüßen Sie mir den Frieder.
Ich komm wieder…✨
Ach Sie, ich freue mich, daß Sie diese Vorahnungsbrizzeley kennen. Ich liebe es, wenn sie sich in unbändigem Lachen manifestiert, so als ob die Flut im inneren Gestade die Gefühlskiesel herumpurzeln lassen will. Ich werde dann auch immer gernst albern und mache Kwatschund Purzelbäume und lache, bis die Tränchen fließen… herllich!
Ihre Bemerkung „–schon länger her-„- betrefflich trübt meine Freude über diese Gleichheit zwischen uns allerdings. Höchste Zeit, mal wieder von innen her zu vibrieren, meine liebe Karfunkelige, ich jage gleichmal den Eratonischen Muserich los, gemeinsam mit dem Bowieesken söllte doch eine Funkelfeefamosverfreublitzdingsung gelingen!
Die liebsten Grüße mit gelegentlicher Sonnenverhuschung, die Ihre, dankend zugeneigt.
Liebe Frau Knobloch, was die Realität verwehrt, schaffen hoffentlich die Schutzgöttinnen der Erinnerung gütig auszugleichen, so mir hoffentlich noch lange die Erinnerung erhalten bleibt. Das körperliche Defizit wird in Sport und Texten ausgetobt und die Phantasie möge hierbei mein liebster Handlanger sein.
Kwatschmachen und Lachen gehören unabdingbar und unverzichtbar zu einem erfüllten Leben mit dazu, wie es auch gestrickt sei. Ihren eratonischen Muserich lassen Sie mal schön bei sich, den brauchen Sie für die heidefriedsche Fortsetzung Ihrer formidablen Texterei. Der Lümmel kommt gerade richtig. Sah ich heute so einen markanten Silberfisch im Parkhaus mit rotem Jackett und geventen…Siewissenschon…großgewachsen und ich denknoch: obderwohlvolvo???
Aber nee…stieg der Typ doch in einen Smart.
Das war hart!
😉✨
Liebste Grüße übern Hermann…
Smart? Das klingt wirklich hart, so heiderösleinentführungstechnisch…
Danke für Ihren wie immer bonfortionösen Kommentar, da weiß man warum man sooooo gerne bloggt.
Schönstabendgrüße retoure, die Ihre.
Schnell, schnell, hochwertgeschätzte Frau Knobloch, laufen Sie zu. Rasch jetzt und hurtig der Frau mitgeteilt, sie solle sich allerbaldigst nach Kaufmanns Kindercreme umsehen. Heilt hervorragend und riecht am allerbesten von allen Hautpomaden…
Jetzt staunen Sie doch, laufen Sie. Schnell schnell!!!
Ärmel (Bembelländischer Aufpasser)
Herr… japs… Ärmel… schnauf, ich bin… japs… gerannt wie ein … luftschnapp… Windspiel und habe endlich jemanden… japs… gefunden, der mir die heiße Ware… schnauf… besorgt.
Danke für die Erinnerung, es fiel mir tatsächlich durchs Raster nach mehrley vergeblicher Nachfragerey.
Hooray, morgen kinderkaufmanncremt es in Lipperlandien! Und der Frau Liebling lasse ich es auch mitteilen, versteht sich.
Herzlich dankende Grüße nach Bembelanien, immer die Ihre.
Na endlich!!!
Und ich dachte schon… (Pffff~~~~)
Sie werden staunen /versprochen\
„Schicke Scheiße“ :-D