bittemito

Monat: September, 2015

Damit die Unzeitung endlich mal zu was nütze ist!

Mal wieder will uns dieses Unsäglichblatt mit den vier Großbuchstaben ungefragt in die Eigenmeinungsbildung reinpfuschen. Die letzten Male war Zeit genug, sich dagegen zu verwehren. Diesmal nicht. Doch die famosen BildBlogger erfinden eine bonfortionöse Verwendung dieses Schmiergedönses: Ab in die Tonne, ablichten und an Bildblog senden. Aus Dreck werden Lernhefte! Einfach grandios, finde ich. Mitmachen, ich bin auf jeden Fall dabei. Denn egal, was ich bisher versuchte, dem Blatt ist so gar kein Nutzen abzugewinnen, selbst Fisch fängt schneller an zu stinken, wickelt man ihn da hinein…

#BILDindieTonne

Zweifelzeitenzwiesprachlosigkeitszwist

Wir müssen reden. Worüber denn? Darüber, daß du hier nicht lustig vor dich rumalbern kannst in diesen Zeiten! Orrr, nicht schon wieder. Ich diskutiere den ganzen Tag mit allen möglichen Meinungshabern, jetzt komm‘ du mir nicht auch noch an! Denkst du etwa, deine Diskutierey reicht aus, meine Liebe? Ja, manchmal denke ich das! Obwohl ich weiß, das dem nicht so ist, aber ich gestehe mir selbst das Recht zu, meine anderen, albernen Seiten auszuleben. Und meine Ängste und Sorgen einfach mal kurz zu vergessen. Findest du das nicht ganz schön egoistisch? Nee, ehrlich gesagt nicht. Wenn andere dadurch ebenso einen Moment lang ihre Rumhirnerey ruhen lassen und sich einfach freuen, wie gut es uns geht, ohne den mahnenden Zeigefinger entgegengestreckt zu bekommen; was könnte daran denn egoistisch sein? Na, ich weiß ja nicht. Machst du das dir nicht ein wenig einfach? Nee, eben genau das mache ich nicht! Es ist unglaublich schwer, den Gedankenkreiseln zu entkommen und sich in windzartfröhliche Silbenkaskaden aufzuschwingen, wo sich die Wimpernvorhänge tropfenbeschwert verschließen wollen, weil manchmal schier all die Elendkummerblicke nicht zu ertragen sind und kein Hellleichtaufwindlächeln die Schwingen stetbehutsam beaufwindet… Hey, hörst du mir überhaupt noch zu?

Meine Fernfreundin und Namensgefährtin Käthe Feinstrick hat einen Text verfasst, den ich zwar gerne geschrieben, es aber nie so vermocht hätte. Mit ihrer Erlaubnis verlinke ich ihn hier und bitte um Augenmerk:

Auf der Flucht

Wie bitte? Nee, ich war gerade woanders, ich habe da just einen Text gelesen, hättest du den nicht auch schreiben können, meine Liebe? Nein, weil jeder Text seine Zeit und seinen Verfasser braucht, um identisch zu sein. So und jetzt setze dich mal ruhig neben mich, hier ist noch jede Menge Platz. Ich mache uns einen Ingwertee, Sahed kommt nachher auch noch vorbei…

Zwiegespräch

Hinterhofherbstlichhübschigkeiten

Das Licht fällt schräger zwischen den Dächern und Giebeln hindurch in die Hinterhofidylle. Der Sommerschneckchenbrunnen begab sich auf Reisen, beglitt eine Schalenfrau um sie weiterhin der Nachdraußenguckerey zu gemahnen. Ohne Brunnen und dem wissenden Flüstern vom fließenden Wasser, erscheint der magische Ort plötzlich trister. Also baue ich mit dem was ich habe einen eigenen Brunnen und Stolzbolligkeit und Geschicklichkeitsjubel erfüllen den Hinterhof mit kaskadigem Freudenjuchzern. Wie von selbst fertigen die Hände nun Herbstkostbarkeiten, flechten Kränzchen, werkeln mit Hortensien, Rotbackenäpfelchen und ersten Rosenplatzprallfrüchtchen. Die Sonnenliegestühle warten auf eventuellen Dochnocheinsatz, ganz mag ich sie noch nicht kellerwärts verräumen, schon oft ließ Oktobergold noch ein Päuschen draußen zu.

Auch die Muscheln singen noch stellenweise ihre leisrauschigen Meereslobhudeleyen und die letzten Rosenblüten verduften sich süßer bei der Begegnung mit ihrer ureigenen Nachfolgehagebuttigkeit. Das Neugiersschild am schmaligen Durchgang, den nun in der Dämmerung die ersten Wackelflirrkerzen noch verführerischer erscheinen lassen; es tut seine Wirkung nicht verfehlen. Der Herbst ist Reifreichreizzeit und schmückt nun auch die Hinterhofidylle mit seinen Hübschigkeiten. Herbstherzlich willkommen!

Als hätte ich je ein Bier mit Armin Rohde getrunken II

juppblick2

Ich reichte ihm stumm ein Bier hin und setzte mich wieder unter das den applaudierenden Regen verstärkende Dach. Nippen, Seufzen, Schweigen, Starren. Bis mit einem gänzlichst tiefbauchigem Seufzer mein übliches Loblied auf den Regen begann. Beginnen wollte. „Scheiß Regen.“ unterbrach er mich. Armin Rohde war offensichtlich ein echter Sonnenschein. „Komm von Prag mit dem Rad, jetzt hänge ich hier fest. Will noch zurück bis Köln. Scheiße.“ Ich drehte meinen Kopf zu ihm, lauschte weiter. „Bin zu fett. Zwanzig Kilo sind schon runter, die nächsten wollte ich mir jetzt abstrampeln. Prag-Köln. Scheiße.“ Ich blieb stumm, schaute ihn mir genauer an. „Bier is alle, ich bin dran…“ motzte er, stand auf und schallblechte kraftvoll die Reling entlang.

„Bist ja noch da. Hätte ich nich gedacht.“ Augenscheinlich hatte Armin Rohde meine Pöbelbelastbarkeit unterschätzt. Eine steile Senkrechtfalte teilte die kräftigen Augenbrauen nasenwurzelig, während in den regenfarbenen Augen ein Lächeln aufquoll.  Wir hoben die neukalten Flaschen gen tröpfelnden Regen,  versenkten für einen Wimpernschlag die Pupillen ineinander, erkannten uns und stießen schief grinsend an. „Käthe, ich bin die Käthe.“ „Jupp, der bin ich.“ Ein noch schieferes Lächeln, ein tiefer Schluck aus der Flasche. Und dann begann Jupp zu erzählen, was ich zu vergessen versprach.

Weil mir der unabdingbare Schnitt sprachlich mißlang, füge ich nochmals den ersten Teil der Hörversion ein. Bittefein, es gibt was auf die Lauschläppchen:

Frau Knobloch kwatscht

Frau Knobloch kwatscht weiter

Als hätte ich je ein Bier mit Armin Rohde getrunken I

Der Regen beglitt uns auf unserer Reise durch den Osten. Das sommerflirrende Sachsen athmete allerorten spürbar durch und unsere Vermutung, wir müßten in unseren Kojen in Schrägschieflage nächtigen, zerstob wie der feingischtige Tropfentuchregen auf den noch nicht wieder elbwasserumspülten Ufersteinen, die den Seitenarm dieses Stromes begrenzten. Die treue Pöppelmann zeigte sich aufrecht und wie gewohnt mit überwältigender Gastfreundlichkeit. Flugs die Kajüte geentert und ab mit dem ersten Bier des Abends wieder auf das Deck. Der Liebstlieblingsfamosgeselle wollte noch etwas internetten, ich jedoch brauchte den immertrostigen Blick auf den Regen, der auf Wasser fällt.

Wasser in seinem ureigensten Kreislauf war schon immer der friedliche Ruhestifter, wenn innenhäutig alles zu lodern scheint. Wie kamen just aus Bautzen , ich mußte mir wenigstens Eindrucksfitzelchen kladdig notatieren, so überdreht kreiselte noch immer das Gedankenkarussell. Heckwärts wußte ich die überdachte Sitzmöglichkeit, wo ich schon einmal in und zu mir fand. Schreiben, den Wimpernvorhang tropfend heben und senken und die Stille die sich verzusselten Gedankenketten entwirren lassen… Doch da saß bereits jemand. Ein enormes Prachtexemplar von wildverwegener Schönheit blickte sichtlich genervt zu mir auf. Armin Rohde beanspruchte meinen Platz.

„Darf ich?“ unwirschte ich ihn überraschtpöbelig an. Ein schneller erschrockener Wimpernschlag und kurzes Erstarren seinerseits strafte sogleich meine Unhöflichkeit ab. Seine Bierflasche verharrte zentimeterbreit vor den höchst sinnlichen Lippen. „Tschuldigung“ lautete die murmelige Antwort, mit der  er die kräftigen Beine anzog und auf dem schmalen Bänkchen auch den Rest seines imposanten Körpers erstaunlich verjüngte. „Danke, ich will ja nicht stören, aber ich habe mich so auf diesen Moment gefreut…“ so meine versuchte Pöbelerklärung. „Schon gut, is ja Platz für zwei.“ Damit war erstmal alles gesagt und wir starrten einträchtig auf Wasser, das auf Wasser fällt.

Jupp und ich und Wasser

Nippten abwechselnd seufzend an unserem Bier und starrten weiter. Nippen, Seufzen, Starren, unterbrochen nur von einem schnellen Seitenblick hin zueinander. Vergessen mein Kladdengeschreibsel, was er vergessen mußte erfuhr ich Zeitchen später und vergaß es dann für immer. Habe ich versprochen. Über alldem Nippen, Seufzen und Starren war meine Bierflasche irgendwann alle und ich regte mich, neigte mich gar hin zu ihm. „Willste och noch ens?“ „Klar.“ Und ich ging nach zwei neuen Flaschen…

Frau Knobloch kwatscht