Wir müssen reden. Worüber denn? Darüber, daß du hier nicht lustig vor dich rumalbern kannst in diesen Zeiten! Orrr, nicht schon wieder. Ich diskutiere den ganzen Tag mit allen möglichen Meinungshabern, jetzt komm‘ du mir nicht auch noch an! Denkst du etwa, deine Diskutierey reicht aus, meine Liebe? Ja, manchmal denke ich das! Obwohl ich weiß, das dem nicht so ist, aber ich gestehe mir selbst das Recht zu, meine anderen, albernen Seiten auszuleben. Und meine Ängste und Sorgen einfach mal kurz zu vergessen. Findest du das nicht ganz schön egoistisch? Nee, ehrlich gesagt nicht. Wenn andere dadurch ebenso einen Moment lang ihre Rumhirnerey ruhen lassen und sich einfach freuen, wie gut es uns geht, ohne den mahnenden Zeigefinger entgegengestreckt zu bekommen; was könnte daran denn egoistisch sein? Na, ich weiß ja nicht. Machst du das dir nicht ein wenig einfach? Nee, eben genau das mache ich nicht! Es ist unglaublich schwer, den Gedankenkreiseln zu entkommen und sich in windzartfröhliche Silbenkaskaden aufzuschwingen, wo sich die Wimpernvorhänge tropfenbeschwert verschließen wollen, weil manchmal schier all die Elendkummerblicke nicht zu ertragen sind und kein Hellleichtaufwindlächeln die Schwingen stetbehutsam beaufwindet… Hey, hörst du mir überhaupt noch zu?
Meine Fernfreundin und Namensgefährtin Käthe Feinstrick hat einen Text verfasst, den ich zwar gerne geschrieben, es aber nie so vermocht hätte. Mit ihrer Erlaubnis verlinke ich ihn hier und bitte um Augenmerk:
Auf der Flucht
Wie bitte? Nee, ich war gerade woanders, ich habe da just einen Text gelesen, hättest du den nicht auch schreiben können, meine Liebe? Nein, weil jeder Text seine Zeit und seinen Verfasser braucht, um identisch zu sein. So und jetzt setze dich mal ruhig neben mich, hier ist noch jede Menge Platz. Ich mache uns einen Ingwertee, Sahed kommt nachher auch noch vorbei…
