Ein wahrlich stiller Tag, selbst der ansonsten lebensbejahende Tropfregen mahnt die Menschen zu stummer Eile und schneller Wiederinneneinkehr. Tropfend perlt er an kondensierten Fensterscheiben ab, gleicht dem leisen Weinen derer, die trockensicher um all‘ die anderen trauern. Um die Opfer aller Nationen, im ehrendem Gedenken an jedwedes Menschenkind. Hie wie dort. Krieg, was für ein gewaltiges, alles verschlingen wollendes Wort. Lähmt uns, kriecht innenhäutig in unsere Gedankenspiralen ein und macht sich breit wie ein fetter Parasit. Nutzt nur ein paar wenigen und nährt sich von uns, die wir erstarrt vor Entsetzen keine Möglichkeit zur Wehr befleißigen können. Zu der wir doch durch unser eigenens Menschsein verpflichtet sind. Wir zünden leise weinend Kerzen an und sind auf einmal alle ein Teil von Paris. Warum nicht von Peschawar oder Beirut? Weil es uns näher ist, weil wir den kalten Hauch des Irrsinns auf einmal in unseren sich aufwellendem Nacken spüren. Wer fragt nach den Opfern des Krieges, die den Drohneneinsätzen geschuldet sind? Wir begreifen den Antrieb der sich selbst in die Luft sprengenden Menschen nicht, werden ihn nie verstehen. Rücken für ein paar Tage enger zusammen, weil unsere Fassungslosigkeit gemeinsam leichter zu ertragen ist. Ja, auch ich bin in meiner Trauer Paris. Und Metalhörer und Cafehausbesucher und Flanierer. Aber auch Moscheebesucher, Schüler und Bäckereibesucher soundso. Hochzeitsgesellschafter und ich war auch schon auf der Flucht. Eben ein Menschenkind. Heute ist es Zeit zum Trauern, doch dann müssen wir endlich die richtigen Fragen stellen. Die nach dem Grund des Terrors. Wem er wofür nutzt und wer ihn befeuert. Doch heute weine ich still mit dem Regen und beruhige mein ängstliches Herz, damit es mir nicht rasendklopfig zerspringt. Ich brauche es noch im Ganzen.

Heute Morgen wartete Ramsi, der Weltenlastträger, noch hängeschultriger an der Ecke auf mich. Triefend nass, auch das Gesicht und kein zartes Lächeln entfurchte sein Gesicht. „Ach, Ramsi, soviel Hass ist in der Welt.“ sagte ich. „Nicht für dich, ich bete zu Allah für dich.“ so seine Antwort. Können wir nicht alle im Guten füreinander beten, als Menschenkinder uns erkennen, die unterschiedlicher und gleicher doch nicht sein könnten?