Ich bediente mal einen feistfrechen Herren in Schwaben
und bedienen heißt hier mit Speis‘ und Trank ihn laben.
Keinesfalls hätte ich ihn auf andere Art bedienen gewollt,
sein dreistes und plumpes Gewese war mir sehr abhold.
Zumal seine Gattin, direkt neben ihm am Tische platziert,
höchst aufgerüscht und schmallippigfingerspreizig geziert,
lauthals seine Verdienste um die Untergebenen lobpreiste.
Weswegen wohl die Serviette sich wölbte neben der Leiste!
Deutlich fühlbar wollte er, daß auch ich mich leistig verdingte,
so glitschte seine fleischige Hand, eben die güldenengberingte
unter mein Kellnerinnenschurzröckchen und tatschte herum.
Um Fassung ringend erstarrte ich und blieb erstmal stumm,
floh doch alsbald voller Wut, Scham und Zorn hin zum Tresen.
Da wurde mir erklärt, das sei doch noch gar nichts gewesen.
Schon oft hatte er Mädchen bedrängt und sich angebiedert,
doch die meisten hätten seine Avancen nur zu gerne erwidert,
denn seinen Einfluß, Macht und Knete ließ er zu gern gelten.
Und dass ein Mädchen sich mal wehre, das sei äußerst selten.
Ich sölle einfach weiterbedienen und ein wenig mich beugen…
Zorn erflammte neu , solche Buhlworte und dieses vor Zeugen!
Ich verbarg meine Wut mühsam lächelnd, doch innendrin tobend,
was ihn natürlich freute, er flüsterte grinsend schmierlobend:
„Mai Mädcha, du bisch do aus däm Oschde, wie schee!
Könnde i di ned mol ganz vo naha sehn?
Man hörd ja viele Sacha übr eich Weiba vo drüba,
Na, komm do in der Bause oifach mol rübr .
Ihr seid zwar äwwl ebbes drambelich ond ungeschiggd,
abr i häd scho gern mol so eine …“
Kühlblütig notierte ich seine folgende Bestellung an Speisen,
der Hauptgang sollte sich alsbald als genau richtig erweisen,
ihm eine heißdeftige Lektion in Sachen Respekt anzutragen:
Ich ließ küchig nach einer Extraportion Rotweinsoße fragen.
Trug sie ihm balancierend an und tölpelte ganz klammheimlich.
Es folgte ein Aufschrei von ihm und ich rief: „Oh, wie peinlich!
Ihre schöne Erhebung zwischen den Beinen ist leider hinfort!“
Er humpelte schnaufend hochroten Kopfes gen Stillgeschäftort,
derweil das Lautlachen der Gäste umher mühsam nur verebbte.
Ich wandte mich zur Hochrotgattin: „Pardon, daß ich schweppte!
Doch manche kriegen einfach nie genug von allem, was sie reizt,
bis man ihnen diese Gier ordentlich heißrotweinsoßig einbeizt.“
Gäbe es hier eine Moral der Geschichte, müßte man sie nicht wieder und wieder neu erzählen. Ich wählte diese meine Reimform, anders hätte ich sie wohl nicht niederschreiben können, obwohl sie eine der harmlosesten Begegnungen mit dieser Art von „Männlichkeit“ ist. Auch das schlecht schwäbelnde Idiom ist selbstgewählt und keineswegs völlig erinnerungswahrhaftig. Sexismus ist alltäglich, allerweltlich und beileibe nicht auf ein Geschlecht reduzierbar. Sexismus obliegt keinen Regeln. Wenn Sex von Liebe getrennt wird, egal aus welchen Gründen; gibt es nur zwei Möglichkeiten für die Betroffenen: Gegenleistung oder Gegenwehr. Egal, wie du dich entscheidest, die deine eigene Liebe wacht darüber.
Diese Verwegenen Verse bleiben unnumeriert, weil sie eigentlich keine sind. Und auch nur einen minimalen Einblick aufzeigen. Maximal hingegen sind die Aufblicke hin zu allen bonfortionösen Famosgesellen, die um den Wert der Liebe und ihrer körperlichen Kostbarkeit wissen. Danke, dass es euch so vielzahlig gibt. Nicht zu vergessen auch die vielen ebenso fühlenden Fabulöskapriziösen, zwei davon befeuerten diese Verse immens:
Die Silvesternachtgeschichte der Karfunkelfee und Ellas Blickwinkel zu diesem Thema, denn DIE gibt es wirklich nicht.