Brauntropfen- Mutter weint (Farbstudie II)
von Käthe Knobloch
Die Bernsteinkette meiner Mutter kam mir vor wie aufgefädelte Honigtropfen, die sie mühsam salzend ihren Augen abgerungen und dann seltsam erstarrt an Silberringlein fixiert hatte. Man erklärte mir die Herkunft des Bernsteins in der Schule, ich habe es sogar selbst versucht ihn herzustellen. Gleichwohl wußte ich schon beim Abkniepeln des Harzes vom Kirschbaum, daß das nicht stimmen konnte. Im Bache, in einer zerschnittenen Nylon schwimmend, fand ich nach ein paar Tagen die schwarzschmierige Bestätigung: Es fehlte die Salzwassermühe. Mitsamt der benötigten Zeit.
Damals wußte ich noch nicht, daß man Erinnerungen auch tränend salzreifen konnte, doch der Wunsch nach einer solchen schimmerigen Kette verließ mich nie. Die Ahnung von heller werdenden, sich versüßenden Honigtränen verstärkte sich jedoch bei jedem Blick in die Karamellaugen meiner Mutter. Sie waren nie rotgeweint wie bei Oma oder anderen vorschnell gealterten Frauen im Dorfe, sie schimmerten lichtwehend wie die Dünengräser in den hochsommerigen Flirrwochen an der Ostsee. Winters hingegen oder eben auch heimatlich glücklich maronten sich ihre Pupillen zu warmer Liebkosung gleich tiefster Herkunft und Überzeugung, genau da zu sein, wo sie sich langsam entsalzen konnte.
Es waren ihre Honigaugentropfen, die mir viel zu groß versilberkettet über die dürre Jungmädchenbrust floßen und um die ich sie beneidete. Sie salzte sie erneut augenwassernd, bis sie mir verstandeserträglich wurden und nur süße Erinnerungen fürderhin hell mir schienen. Eine solche Kette, wie töricht war es; sie jemals zu neiden!
Oh wie schön… Honigtropfenaugen. Lassen mich Lächeln liebe Käthe.
Herzlichst zugetan aus der Schnelle des Büros, deine Mia :*
Lächeln fetzt natürlich, liebe Mia.
Herzliche Grüße gen Norden, Deine Käthe, sonntagsentspannt.
Teile ich deine sonntägliche Entspannung noch. Hier im eisigen Norden. Es ist , als wenn der Winterschlaf immer noch nicht ganz von dannen zog. Nun denn. Schauen wir auf die feinen zarten Frühblüher und freuen uns über jeden weiteren grünen Grashalm .
Liebstes zurück, deine Mia
…komm ich gerade rein und hab Zwischendurchzeitgenuss fürs Blogland, finde Deine schöne Geschichte. Deine Liebe zum Bernstein teile ich. Es ist ein magischer Stein. Sonnendurchstrahlt wärmte ich mit einer Bernsteinkette die Zahnschmerzen meiner Kinder weg. Ein Heilstein, der seine Energien erst richtig entfaltet, wenn er sonnenwarm wird. Und erst diese Farbe! Dieses honige Goldgelborange….manchmal mit Insekten oder Blattspitzen drin. Gefangen, erstarrt. Es hat mich als Kind fasziniert und tut es bis heute…
Meine Mutter schenkte mir ihren Bernsteinschmuck zur Geburt meiner Kinder. Immer Weihnachten. Nun habe ich ihn vollständig. Zum Tragen ist er mir zu schwer…doch ich nehme ihn oft in die Hand und betrachte ihn im Sonnenlicht und stelle mir vor, wie ich ihn eines Tages meiner Tochter schenken werde, wenn sie eine Frau ist. So, wie ich damals…Es ist ein Erbgeschenk. Wunderbar geschrieben in der Dir so eigenen poetisch-tiefen Weise. Ganz lieben Sonnengruß…in Dein Wirken und Schaffen von Deiner Karfunkeligen, zugeneigt wie immer und stets
Erbgeschenke sind etwas wunderbares, liebe Karfunkelige. Sie tragen gesammeltes Sein in sich und zeugen von den ewigen Wiederholungen des Lebens. Mein Bernstein kam mir abhanden, doch wurde mir ein neualter unverhofft angetragen, auch voller Lebenslicht…
Seit gestern krawummst eine Neuidee mich an. Wenn Du kannst, halte Dir den 8. Mai frei, näheres dann im Direktkontakt.
Herzliche Vortageswerkgrüße, Deine Käthe, sonntagsentspannt. Und natürlich zugetan.
Liebe Käthe, was für eine schöne Idee – Honigtropfen ;)
Sie wissen es bestimmt, falls nicht, lassen Sie mich kurz mäandernd ausholen, dass laut Ovid der Bernstein aus den Tränen weinender Frauen entstand, die Phaeton (habe nie verstanden, wie man ein Auto mit diesem Namen bedenken konnte) betrauerten, der unbedingt den Sonnenwagen seines Vaters fahren wollte und nicht in der Lage war, die wilden Zugtiere zu bändigen und daraufhin einen Teil der Erde versengte und auch sonst reichlich Verwüstung anrichtete und schließlich unter dem Wagen begraben wurde.
Zeus konnte das Gejammer der Damen irgendwann nicht mehr ertragen und gebot Stille, die Damen konnten sich aber doch nicht beherrschen und weinten weiter und so wurden Sie in Bäume verwandelt, ihre Tränen wurden zu dem goldenen Harz – mich hat die Mischung aus Liebe, Schmerz und Schönheit beeindruckt, jedoch konnte ich mich noch nie mit Schmuck aus Bernstein so richtig anfreunden…Die Ihnen Zugeneigte grüßt sonnig
Liebe Fabelhafte, danke für die Mäanderung, sie brachte Wissen zurück. Und die geteilte Verwunderung über die Namensgebung für Automobile. Mancher Hintern weiß nicht, auf welchen Transportmittel er da so ruht…
Wußten Sie, daß es weißen Bernstein gibt? Ich habe jetzt ein Ringlein als halskettigen Schmuck am Lederbande. Lebensbernstein allerdings muß die Hände beschmeicheln, dann funktioniert die Liebensschmerzschönheit am besten.
Ganz liebe Grüße von Badstadt zu Badstadt, stets die Ihre.
Ich bin immer wieder aufs neue fasziniert, mit welcher unvergleichlichen Lebensliebe und Romantik Worte Deine Innenwelt verlassen, um die Außenwelt zu begrüßen und zu berühren… Das ist Gesang…
Und das ist ein hohes Wortkompliment, lieber Tristan. Herzlichen Dank dafür und ganz herzliche Sonntagsgrüße aus Lipperlandien.
Apropos Gesang: Gestern sangen die Superpraktikantin und ich ganz laut die Sportfreunde Stiller mit. Applaus, Applaus…
Wir konnten uns schalllachend nicht einigen, wer schiefer lag…
:-D Verdammt! Und ich war nicht dabei…
Wie wunderschön…allein für das Wort „Salzwassermühe“ lohnt es sich, heute zu leben! Ich grüß Sie von Herzen!
Liebe Grauwildschwingige,
Salzwassermühe ist manchmal ganz einfach und doch tausendtropfenschwer. Aber wem schreibe ich dies?
Ich grüße Sie ganzherzig zurück und verbleibe als die Ihre, Käthe Knobloch.