Gestriglichtglasliniengedankensicht
Fensterglasscheibig stelle ich mich meinen Erinnerungen. Manche wüten mich prasselnd an, lassen mir vor Angst die Luft wegbleiben. Zu lernen, daß das Glas mich zwar ihnen ins verzerrte Antlitz schauen läßt, doch keine rauhwindige Böe dieses Sicherheitsglas der Vergangenheit sprengen kann; ist ein mühsames Tun. Ich brauche keine Jalousien, die mich verbergen und den Schmutz fernhalten. Wieder und wieder schmirgele ich fensterledrig die üblen Schlieren ab und poliere mit Glücksläppchen den besudelten Außenblick blank. Immer öfter schmeicheln mir lichte Erinnerungen, als würden mir warme Sommertränen die Wangen liebkosen wollen. Dann lege ich meine Fingerkuppen an das kühle Glas des Gestern und ziehe die sanften Linien der fließenden Zeit nach. In mir drinnen bin ich sicher. Durchscheinbar und offen sehe ich in die Welt hinaus. Und manchmal, manchmal blickt sogar jemand tief in mein Innerstes hinein. Dann wird die dunkelste Herzkammer hell durchflutet und strahlt genauso licht aus mir hinaus. Hinter geschlossenen Jalousien gelänge das nicht.