Regentropfenlebenslanglobpreisklopfgesang
von Käthe Knobloch
Gestrig noch beharschte Rauhstengeligkeit meine nackten Sohlen. Keine Tautropfenküsse liebkosten die tanzwilligen Fesseln und kein Grünhalm neigte sich, bereit seine nachtperlige Pracht mir anzuwaden. Die Wiese harrte mitten im Maienschub ab, als schmolle sie ob meiner ersten sensigen Mahd. Leise murmelte ich Leidsilben und Hoffnungsverse, tanzte, obwohl mir scharfe Trockenstiele die wehe Aufwartung sohlwärts machten.
Gestrig noch benotwasserte ich Topf und Beet, durstend blickten mir die neu gesetzten Floralesken entgegen. Die vorjährigen und immerwiederkehrenden hielten sich bislang knospig zurück, warteten auf den liebkosenden Regen. Die lenzzeitigen wollten sich noch samend ergießen, doch staubtrocken war kein Leben weiterzugeben. Nur eine hatte lange vor ihrer Zeit geblüht und ließ mich nun Blätter treibend innehalten und über manche Wunder nachdenken.
Gestrig noch sehnsuchtete ich nach Dir und Deiner Anwesenheit, ahnte nachspürend Deine Reisen, Dein ganzes Sein. Daphnes Odeur mag längst verflogen sein, doch hat es uns noch fester verbunden. Wie seltsam doch die Wege manchmal sind, wie unwahrscheinlich klein die Pforten dazwischen, deren Klinken in unsere Hände sich schmiegen. Wagen wir den sanften Druck, eröffnen sich mitunter Paradiese, auch wenn sie zeitchenweise staubtrocken erscheinen.
Heute bist Du da und bleibst mir nah. Und mit Dir der lebensbejahende Regen. Weil das Leben immer weiter geht und die Liebe sein i-tüpfelnder ewiger Begleiter ist. Regentropfenlebenslanglobpreisklopfgesang.
Regen ist so wunderbar. Ganz nah besagten Ostthüringer Ortes (Sie wissen schon) war ich gestern nach längerer Abstinenz mal wieder an meinem Kraftort durch den Wald. So satt blühend und glücklich begrüßte er (der Wald in seinem Kleid, mit seinen Gesängen und seinem Geraschel) mich schon lange nicht mehr. Es ist herrlich…
… ich lief flugs barbeinig durch die Stadt, um auch noch im Garten beim Haus am Ende des Weges den Regen zu bejubeln, verfolgt von wohlwollenden Rufen anderer Regenflanierer…
Mein Kraftortwald, der Asenwald, harrt noch meiner, zuviel zu tun im allerortigen Sprießen; doch ich grüße herzlich gen Naichweißschon.
Verzückte Grüße auch Ihnen, die Ihre.
…umgehend erwiderte, liebste Blumenkäthe :-)
Schön und eindringlich – schon mit dem Wort „beharschte“ hatten Sie mich. Herzlich grüßt aus dem Sonnenkessel Ihr Zeilentigerschreiber
Wie schön, Sie zu lesen! Und dann noch eingeharscht!
Herzliche Grüße gen Kesselanien, stets die Ihre Frau Knobloch.