Ohsanftschönsostarkhort
„Ohh…“ hauchte die schöne Frau neben mir auf dem Beifahrersitz in das einige Schweigen, nachdem wir uns die ganze bisherige Fahrt unsere Lebensverläufe gegenseitig umrissen hatten. Wir kannten uns nur wenige Tage, doch unsere Seelen müssen altbekannt sich sein. Es war nur eine herzlogische Entscheidung mit applaudierendem Bauchgefühl, sie auf diese spontane Landpartie zu der Heimlichen Königin der Weißen Stadt mitzunehmen. Ich wußte, sie würden sich mögen.
„Ohh…“ Dieses Ohh schwebte ein Zeitchen durch die Fahrerkabine wie ein sich selbst umarmendes Fragezeichen und setzte sich an der Windschutzscheibe fest. Gleich einem Sonnenkringel, der durch die tanzenden Blätter der Straßenrandbäume flirrt und die Sinne foppt. Ich nahm den Fuß vom Gaspedal und warf einen vorsichtigen Blick nach rechts. „Oh, mich hat gerade eine Biene gestochen.“ Ihre timbrierende Stimme war voller Schmerz. Ich ließ den Wagen auf der Standspur warnblinkend ausrollen.
„Ohh, das arme Tier.“ seufzte sie und hielt mir eine schmalgliedrige Hand entgegen, die von den Verdichtungen der malträtierten Gelenke geadelt wurde und durch diese deutliche Zeichen den Grad ihrer Schmerzerträglichkeit skalierten. Zusätzlich zu dem auf einer Fingerkuppe hockendem Fleißinsekt, das einfach zur falschen Zeit am falschen Orte weilte. Vielleicht waren auch wir mit unserem Automobil diejenigen, die in den Lebensweg des Tierchens eingedrungen waren, so wie nun der Stachel durch die Haut dieser Schönen.
„Ohh, das tut mir so leid.“ lauteten die nächsten Hauchworte, als die Biene sich von ihr losriß und dabei in ihr eigenes Schicksal durch die nun offene Fensterscheibe davontaumelte. „Kannst du vielleicht den Stachel rausziehen? Meine rheumatischen Finger sind zu steif…“ Mit dieser Frage hielt sie mir ihre fragilstarke Hand hin. Ich zog flugs die Giftkanüle raus, ein sämiger Faden quoll weiter, gut sichtbar auf meinem schwarzen Rock. „Alles gut? Bist du allergisch?“ fragte ich. „Alles gut, aber die arme Biene…“
Oh, wenn alle mit viel kleineren zu schleppenden Päckchen nur ein minimales Quentchen Empathie von dieser starksanften Frau aufzuweisen hätten, die Welt wäre ein wahrlich liebevollerer Ort.
Für G.