bittemito

Monat: Juli, 2016

In keinem Tod ist Schönheit mehr zu sehen

Die Flucht aus den von Nachrichten verseuchten Zimmern ist eine allgegenwärtige. So viele Mahre schon hocken in den Ecken und warten geifernd auf ihre Chance, sich in die blutbesudelte Brust zu werfen und weiter gräßlich zu schrecken. Ans Licht, an die Luft, in die wildnatürliche Schönheit des friedlichen Gartens! Würziger Thymian, herber Hopfen, der zarte Duft der Rosen, üppige Wickensüße und Schwaden der anderen vielen Kräuter beruhigen als erstes die Nase.

Gegen die Sonne blinzelnd taumeln sich Schmetterlinge in den Blick, Hummeln bombardieren förmlich die üppige Blütenpracht und Bienen befleißigen sich. Langsam vertikalisiert sich der Athem und Frieden will sich subkutan einsäen lassen. Zwischen dem Zirpen der Grillen und einzelndem Vogeljuchzen fiept ein Ton sich ein wie ein Klagen. Ich weiß ihn der Amsel zuzuordnen, es ist der seltenste, den man zu hören kriegt. Ein Ton nur aus der ganzen oktavischen Bandbreite, dessen einzelne Bedeutung für uns Menschen wohl nicht wirklich greifbar ist.

Diesem Tone folgend schrecke ich an der Giebelseite eine Amsel, schimpfend fliegt sie auf und bleibt dann zaunwärts hocken. Still äugend nun. Auf dem Weg vor mir liegt ein Federbündel. Ich beuge die Knie und schaue genauer hin, während mein Herz schon zu klagen beginnt. Ein Jungvogel, die Schwingen und Schwanzfedern schon erwachsen, doch der Flaum wundersam getupft. Reglos, nur der Sommerwind spielt mit den zarten Federn. Die Augen gebrochen. Die Wärme des kleinen Körpers kriecht in meine immerkühlen Hände.

Ich schaue augenwassernd auf, die blanke Scheibe des Oberfensters hat einen blassen Fleck und zwei,drei Federchen kleben fest. Es ist nicht mein Fenster, doch das ist egal, es ist Menschenschuld, die hier ein Leben beendete. Also auch die meine. Ich bitte um Entschuldung, während ich das zarte Dingelchen streichele, sein Köpfchen halte und gegen mein Wissen Hoffnung hege. Bette es auf Grün und warte. Schaue und sehe erstmals bewußt die unglaubliche Schönheit des kleinen Wunders. Ich muß sie erfassen, halten und hole die Kamera, bevor ich es der Erde übergebe. Den Rest des Beitrags lesen »

Agenda: Mut!

Wie wollen wir agieren? Es ist an der Zeit, endlich die Pobacken zusammenzukneifen und von da an weiter Spannung in uns aufzubauen. Spannung, die eine gerade Haltung erzeugt, statt vor Angst zusammenzusinken. Reagieren kommt mittlerweile viel zu spät, so viele schockierende Ereignisse haben uns gelähmt und erstarren lassen. Nicht im Weltenlauf gelingt die Veränderung, nur im eigenen kleinen Kreise, den man sich doch wohlweislich ausgesucht. Wollen wir satt und faul verharren, die Nachrichten als Gruselschauer konsumieren oder erste Schritte tun? Die Zeit der Betroffenheit hat zu lange gedauert, wir ersaufen in ihrem Schleim. Doch haben Wut und Zorn bleibende Fußspuren hinterlassen, deren Hitze abgekühlt nun ist und neue Wege aufzeigt. Angst lähmt, macht passiv und flüchtet sich in gestotterte Floskeln. Agenda Mut, jetzt und wenn es nur ein Mütchen ist. Das darf noch wachsen. Wenn wir es ausreichend befüttern. Eine Unterschrift als Anfang genügt. In welche Richtung der Rücken sich dann begradet liegt allein am eigenen Hintern. Am anderen Ende wartet der Kopf gespannt auf einen neuen Plan. Mehr Mut!

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Glühlichtleuchtgesichterglück

Und dann ist es vermeintlich vorbei. Der Rausch, das Toben und Springen. Das Licht glimmt gleichmäßig, alle Grelligkeit und Dunkelschweberey der begleitenden Show geht in ihm ineinander auf. Kein Bass mehr, der die Waden federt, keine Punksilbe die man grölend erwidert und kein Schlagzeug, das den Nacken beugt. Statt dessen sanftes Ausklingen und die Euphorieschreie schlagen um in leises Murmeln. Der Moshpit lichtet sich und dieser pulsende Organismus aus Menschenleibern zerfällt in hunderte Menschenseelchen. Man könnte sehen, wie unterschiedlich so eine fragile Masse zusammengesetzt ist und hat doch nur für eines den Blick: Für das glühende Leuchten, das so licht vom puren Glück in diesen Gesichtern erzählt. Für einen ewigkurzen Moment ist da nur reines Glück und dieses Leuchten erwidert sich. Läßt sich in tätowierte Arme fallen und tauscht nasse Küsse. Hünen schütteln sich schulterwärts gegenseitig und Zarthände treffen auf Pranken. Nochmütchenkühler heben sich gegenseitig gen Himmel und wieder und wieder dieses pupillengetauschte Leuchten. Fremdnahmenschen für genau dieses gemeinsame Erleben in dem die Welt eine gute ist, obgleich sie so martialisch erscheinen mag. Wer mag hier Schön oder Häßlich beschubladen? Das strahlende Glück macht alle gleich. Das nächste Bier wird geteilt und die ersten reiben sich erstaunt an wunden Körperstellen. Schmerz? Ja, klar, aber ein so guttuender, daß seine Male noch lange halten mögen. Das geteilte Glück bleibt eh bei jeder erneuten belauschlappter Erinnerung innendrinnig beschatzt. Und glüht nach.

Thisisjustarumspringsongtirili

Für jeden Befürworter des gepflegten Hopsens und gehaltvollen Protestes in Form systematischen Pogens wird es ab und an höchste Zeit, einer gediegenen Kapelle seinen Respekt in Form von angemessenem Mitgesinge, orbitanten Handgeklapper und gebührender körperlicher Tanzrempelpräsenz zu entbieten. Zu diesem Behufe werden heute etliche mit passabler zur Schau gestellter Hautdekoration verzierte Famosgesellen und mit moshpittauglichen Stiefelwerk bekleidete Metalmaiden, was natürlich auch andersherum für gutbefindlich gelten wird; einer formidablen Tanzveranstaltung beiwohnen. Gemeinsam mit anderen grandiosen Randgruppen des gesittenen Feierns werden sie körperliche Begegnungen der hautküssenden Art zelebrieren und gemeinsam des Bierduschens frönen. Langhaare werden die vibrierende Luft vermengen und Nackenmuskulatur wird ihre Grenzen verwegen austesten. Freuen Sie sich also bitte mit mir auf eine gelungene Abendveranstaltung, bei der die Lauschlappen ordentlich ausgeputzt werden und körperliche Ertüchtigung oberstes Gebot sein wird. Ab jetzt wird angemessen eintiriliert für die Krachaufführung und das Springhopsen geprobt. Bitteschön:

Rastersoaufdurchrastlosfrage

Und du mein taumelnder Freund, wie geschieht dir eigentlich? Rast so suchend drauflos auf dieses starrgleiche Raster. Alles eins, alles deins und doch so lückenhaft haltend. Drunter irgendwann dann die unvermeidliche Kloake, weil du durch dieses Raster nur fallen kannst. Dein Sein und Samen rastlos verschwendet. Deine Narben erzählen vom ewig gleichen harschen Aufprall. Dein Raster muß doch nur von Zarthand verschoben werden, um nicht wieder und wieder der Grund deines Scheiterns zu sein. Ein klein wenig neigen, so der Rat, anlehnend innehalten. Das geht, solche Wunder geschehen. Woher ich das weiß, fragst du zweifelnd. Ich habe es selbst erlebt. Kannst dann vielleicht ein Zeitchen ruhen und dich in deinem Sein bewahren lassen. Wenn du das möchtest, mein rastloser Freund…

unraster3