Dünkelmarktdungtümmelgetue
von Käthe Knobloch
Ein Hund zerkläfft die unwirkliche Stille der anrainenden Straße. Die unüberhörbare Wut könnte aus kleiner Kehle und großem Frust entspringen. Statt seiner umlauern unweit entmenschte Gestalten Baumkadaver, deren einst betörender Lebensduft nur seinesgleichen zum Markieren des Gewohntreviers nutzdiente. Sie sind nur ein paar Schritte entfernt, diese benikolausten Spaßmützenträger und pelzbehalsten Industrieplörreschlürfer. Umlagern pseudoanheimelnde Fressbuden, frevelzerranschen die wenige vernünftige Ware und verderben dadurch jedem kleinen Kunsthandwerker die Lust an vernünftiger Präsentation. Geschweige denn eine erträgliche Kalkulation.
Einer davon war der alte Fellhändler. Mein schönes Schwarzhammelgewuschel beduftflüstert mich Zeitchen schon. Letztes Jahr zuckachselte er auf meine Frage nach Wiederkehr, nun steht ein anderer, kleiner sortierter Händler an seinem Platze. Keines der angebotenden Schaffelle mag mich beschmeicheln, auch deuchen mich die Preise nicht wirklich angemessen, wobei ich es tatsächlich verstehe. Horrende Standgebühren und Verluste durch dämliche Grapscher müssen irgendwie ausgeglichen werden. Beispiel gefällig? Ein gerade noch bratwurstmampfender Möchtegernspaßvogel setzte sich eine der annoncierten Fellwerke auf das leicht schmierig erscheinende Haupt und verkündete den umstehenden Dösigglotzern, daß er nun diese Mütze billiger erhalte, denn sie sei ja gebraucht. Schenkelklopfer, ey! Von der schräg anrainenden stinkenden und dicht umlagerten Frittenschmiede in launigem Alpenlook ertönt gröhlig umprusteter Applaus.
Diese holzzombiös zusammengetackerten Hütten machen mich ohnehin kehlwütig, ich möchte fast ausspeien vor solchem pseudoheimeligen Getue und derartige Mißachtung erhöht mein Kübelpotential ungemein. Meine kleine Kehle widerspenstigt sich jedoch dem allgemeinen Frust. Der sich senkende Blick erbarmt sich und bittet um Gnade für alle diejenigen, denen selbst die häckselige Spreu unter der Krippenszenerie nicht heilig genug erscheint. Kotzt doch auf alles, was euch noch niederer dünkt. Dung und Dünkel, es gibt einen wesentlichen Unterschied. Der vermutlich kleine Hund und ich sind uns jedenfalls einig: Eine gepflegte Angepisstheit erscheint uns trefflicher. Hiermit passiert. Bitte achten Sie auf Spritzer, meine innere Furie gibt keine Dünkelmarktgetuedunggarantie.
Ich meide die holzzombiös zusammengetackerten Hütten und den klebrigen warmen GinGlühweinAperolsud & begleite das wellige Wasser und herüberziehende Wolkenbilder bei ihrem pulsen.
Verpasst habe ich nichts.
Wundervolles Wolkenpulsen, das ist tatsächlich die beruhigendere Wahl…
Nachpupilierende Grüße nochmals.
Ich bin auch kein Freund von all jenen Märkten. Der Charme ist dahin. Mir erscheint es so, als würden sich Menschen nur noch zum Betrinken treffen und um mit ihrer geistigen Umnachtung hausieren zu gehen…wirklich aus der Haut fahre ich dann aber erst, wenn man mir damit auch die ruhigen Plätze zerstört.
Man möchte ja jedem sein Vergnügungsplätzchen lassen, lieber Ben. Aber Übergriffigkeiten oder das Vergessen mindester Manieren macht mich echt sauer. Nicht nur auf diesen Märkten, aber da ballt sich die ignorante Dummheit oftmals.
Dir hinterlege ich dankende Wohlgedanken und füge flugs adventliche Friedlichkeit vanillekipferlicher Art hinzu.
Herzlichst, Deine Käthe.
Bei diesem wundervoll verschrobenen Text blitzte für mich eine Verwandschaft zu James Joyce und seinem „Finnegans Wake“ auf…
Uik, Sie machen mich schnappathmend, werte Madame Hava. Wundervoll verschroben. Ja, das passt, ich danke Ihnen. Im Unterschied zu J.J. beherrsche ich allerdings nur eine Fremdsprache: Knoblochisch…
Ihnen herzliche Wintergrüße und eine friedliche Adventszeit, Ihre Frau Knobloch.
Dem Fräulein Knobloch ebensolche guten Wünsche für die feierliche Weihnachtszeit, und seien Sie versichert: Knoblochisch reicht mehr als aus, wenn man es derart trefflich beherrscht wie Sie!
So toll kann Wut sein, Sie zeigen es, meine Liebe.
Ich pflanze ganz besondere erfreute Grüße hierhin, Sie wissen schon, warum.
Ihre Pflanzgrüße sind gerne aufgenommen und natürlich herzvoll bedankt, meine liebe Maribey…
Neulich las ich irgendwo, es ist nicht Wut, es ist Zorn. Das schien mir plausibel zu sein. Ansonsten bin ich ganz bei Ihnen und freue mich ebenso.
Und es ist schön, Sie wieder hier zu lesen!
… und ja, es ist schön mal wieder hier zu schreiben. Wenn auch das Thema ein wutbefeuert ist. Wo ich doch so glücklich bin.
Ganz liebe Adventsgrüße, stets die Ihre.
Ihre Freude ist immer zu spüren, auch in wutbefeuerte Texte.
Jepp.
Ach herrje, da sind Sie ja wieder! Die Redaktion des Knobloch-Duden-Verlags war schon leicht nervös geworden!
Und gleich wieder so schön energisch, wunderbar! Wie hieß der? Idefix, der hätte mitgep …
herzlichen Gruß
Michael
ach ja: und eine schöne Weihnachtszeit!
Liebe Lachgrüße in die wachsame Redaktion mit Herzdank, lieber Michael.
Dafür gibbets ein Extra- Knobloch- Pralinchen:
Energischknallkußgrußeilsendungskracher!
Ihnen und Ihren Lieben auch eine friedliche und liebevolle Weihnachtszeit, das wünsche ich ganzherzig.
Ihre Käthe, kerzenlichtbeflackert aus dem leisbemusiktem Floratelier.
„Madame Hava“ sagt es!
Ein Scheißweihnachtsmarktsprühsterntext, grellkotzig explodierend, Herzlosigkeit nirgendwo besser beschrieben.
Gruß von der ungekröpften Wildgans
Sie und Ihre Direktsprechkaskadendetonationen! Fetzt urst, liebe Wildweise.
Ich sende feine Unkübelgrüße gen Winzerlandien und verbleibe natürlich zugetan.
Ich ziehe den Hut, meine höchstwertgeschätzte Frau Knobloch, vor dieser Ihrer famosen Beschreibung. Fast vermeinte ich beim Lesen Ihres Berichtes, neben Ihnen her durch dieses saisonale Konsumgomorrah flaniert zu sein. Flaniert? Was sage ich: mit dem blanken Entsetzen in den Augen zusammen mit Ihnen dieser Fresssaufkotzerei entflohen zu sein. Und nun wabern die unseligen Bilder an den besudelten Seelen nach.
Nur zukünftige Fernhaltung wird vor weiterem Schaden bewahren.
Einigermaassen beruhigt nun wieder, Ihr Herr Ärmel, Ihnen in diesen Gegenwelten solidarisch zugeneigt.
Setzen Sie flugs den Hut wieder auf, ich spinne ebenso schnell ein neues Winterzaubergewölk in den Grauhimmel:
Rotwangig, gut behütet und die Fleißhände zwischenzeitig im Muff verborgen flaniere ich durch die Schönstadt neißwärts. Erzählungen von landigen Wintern und kühnen Schlittenfahrten erheitern meinen armunterhakelten Begleiter und ab und an nippen wir hausgemachten Heißwein oder ergötzen uns an Quarkkeulchen. Eine Eisstockbahn bringt uns zum Kwieken und von Peter&Paul her fallen wir schier mit den Glockengeläut durch alle Welten…
Oh, Pardöngsche, Sie haben da eine Schneeflocke auf der Nasenspitze…
Seufzende Grüße aus dem sanftnotenberieselten Floratelier, Ihre Frau Knobloch, abersoasvonsiewissenschon und überdies zugeneigt.
Constanzen? wo ist die Magd denn schon wieder zugange… wenn man sie schon nötig hat an seiner Seite…
ähh meine Höchstwertgeschätzte, Frau Knobloch, hören Sie mich ~~ Sie fantasieren… delirieren vielleicht gar schon ob der lipperländischen Nebelfieselkälte. Widerstehen Sie erlköniglichen Unterhakungen auf dünnem Eise ~~ Sie sehen mich in Sorge. Ihre Feinworte, dieses winterzarte Traumgeweb…
Constanzen, so eile doch endlich. dummes Schaf, siehst du denn die Frau Knobloch nicht leidend… vor einer möglichen Verplumpsung gar….
Meine allerwerteste Frau Knobloch, halten Sie an sich, nur Momente noch – Der Expressturboeilzeppelin ist bereits in den Lüften. Baldrian, Wermuth und Wacholder werden, Ihre kostbaren Lippen netzend, die bedrohlichen Fantasmagorien lindern und tagmahrische Trugbilder vertreiben.
Ihr Herr Ärmel, eilend und dennoch dabei kein Grad Zuneigung einbüssend
Mein hochwerter Herr Ärmel, mit Wacholder rennen Sie kwasi lipperländische Türen ein, so schnell könnte Constanzen gar nicht den Einlass begehrenden Zuneigungseilenden empfangen. Obgleich sie mir derzeit etwas schmallippig erscheint, sie murmelte von Dummschafigkeit und Wirsteschonsehen… uik. Ich empfehle Ihnen mal Obachtigkeit, Schaffelle werden hier behutsam behandelt…
Ich hingegen harre mal vorsichtshalber steißhinterig Ihrer womöglichen Gesellschaft und entflugroste die einst scharfen Kurven… ähem, Kufen natürlich. Heißlaufen fetzt! Verflixt! Eislaufen. Eislaufen, meine ich .
Blümerante Grüße und auch unverlippt fantasievoll zugeneigt, Ihre Frau Knobloch.
Sie, meine höchstwertgeschätzte Frau Knobloch, scheinen leidlich vorweihnachtlich gestresst zwar, doch werkelwebend aus dem vollgeladenen Silbenfüllhorn zu schöpfen, während ich hier schwierigen Fragen brüte. Die begrenzte Aufnahmefähigkeit etwa oder pentilische Richtungsänderungen beanspruchen die Pantasi— äähh Fantasiekräfte. Andererseits betten sie ein in die adventische Versenkungsruhe.
Hhmm? Wacholder? Schaffelle? Ein molligmolchiges Winterlager mit wärmenden Getränken ist eine Verführung der Extraklasse. Constanzen schmallippig? Kein Wunder im Lippenland will mir scheinen.
Aber in jener Nebelfeuchtlandschaft auf entrosteten Kufen schwerelos dahinschweben? In Ihrer untergehakten Begleitung ist mir sogar derlei als Vergnügung vorstellbar. Ihr Herr Ärmel (abersowasvonzugeneigt ob denkend oder fantasierend)
Sehr geehrte Frau Knobloch ohne a,
jetzt muss ich , nein sollwillkannich auch noch meinen Senf, Pardon : Ketchup zu diesem jahreszeitlichbedingten Erscheinungsform menschlicher TreffEssundSaufkultur…nein rufen sie mit Recht…Kultur ist doch was anderes : griechische Philosophen,deutsche Denker…aber wie wir wissen (und ich Kraft meines Berufes kann das bestätigen) wo Licht ist da ist auch Schatten…wo das leckere Gericht nach Hausfrauenart…da liegt die Dönergirospizzabude nebenan…und wo her Knigge mal ein Buch schrieb…da fletzt sich die Vorweihnachtsgesellschaft Glühwein (ha,Wein…ein Betrug, Glühweingedöns,eher Gesöff…Reinheitsgebot ? aber ich schweife ab) also schon zur Mittagszeit in sich hineinkippend…Bratwurstreste im Mundwinkel und der Lauteste hat immer die Lacher auf seiner Seite…über das sonstige Angebot der Stände sollten wir schweigen..Handwerkskunst kommt normalerweise nicht im Container aus China…und sie Fragen mit Recht nach dem Sinn der Veranstaltung..wo eine besinnliche nachdenkliche Weihnachtszeit sein sollte….richtig, wie war das noch mit dem Schatten….wie, ich sei ein calvinistischer Sauerbiersäufer ohne Sinn für Freude und Trank?…nun nicht ganz (was den Trank angeht :-) …aber dem kleinen Hund schliesse ich mich gerne an, auch als Zweibeiner…und bedenke auch gleich den demnächst böllermässig kriegspielenden Nachbarn dort am Stand…mir deucht ich werde es demnächst einigen sehr einsichtigen Tierarten nachmachen und in dieser zunehmend unlustiggekünsteltenbrauseundknallfeierzeit mal Winterschlaf halten…zwecks grundlegender Entspannung sehr tief unter der Erde…es grüsst sie hiermit das Murmeltier…äh, falsch, der Jürgen
Immens geehrter Herr Herschelmann mit Jürgen vorneweg,
bitte lesen Sie diese Antwort nur leisetippig verfaßt, da ich vermute, Sie haben sich angesichts dieses Jahresendstresses längst verbuddelt. Mutter Erde hat ja tatsächlich ein Einsehen mit uns hadernden Essundsaufunkulturbanausen und friert schon seit Jahren nicht mehr eiskalt zu. Während das innere Rotwangenliebmädchen darob jammert, verkrieche ich mich in den heimeligen Hinterhof und applaudiere sachte zu Ihren bonfortionösen Zeilen.
Vielleicht kann ich die mittlerweile schwer vermisste Haselmaus zu einer kleinen Vernussbewerferey überreden, äh, überflüstern…
Ihnen jedenfalls die besten Wünsche und ein genügendes Depot an Gutwein im hamsternden Sinne um die sauerbierische Zeit zu überstehen, Ihre Frau Knobloch
Ein Lebenszeichen! Und was für eins! Ja so isses, det Weihnachtsfieling is weg und die Vorfreudephase is noch wegger. Isses das Alter? isses die Jesellschaft? Isses der zivilisatorische Überdruß? Jedenfalls nerven all die pflichtschuldigsten Weihnachtsmarktbesuche, Kollegenfeiern, schulischen Weihnachtssingereien nur noch.
Lieb…äh, werter Herr Bludgeon,
Sie stecken mich mit Ihrer Lebenszeichenfreude ausrufend an und ich sende mögliche Antworten:
Wegges Fieling? Klar! Döner macht Dschingelbells noch schöner!
Weggeres Vorfreuen? Sicher! Kotzbreiausweichen morgens erspart den Fitnessparcours!
Alter? Ey, Alder, isch war Weihnachtsmarkt!
Jesellschaft? Jesses! Watt?! Klar weeß ich von dem Jesses! Der schafft doch bei der braunen Brause…?!
Überdruß? Genau das deucht mich den Grund dieser überschwappenden Nerverey und ich wünsche Ihnen darum ein friedvolles und heimeliges Weihnachtsfest nach diesem absurden Adventsgedöns.
Herzlichst, Ihre Frau Knobloch.