bittemito

Monat: August, 2017

Von der abnehmenden Wärme in Zeiten des steigenden Lichtes

Immer greller blinken die künstlichen Lichter, werben schlimm schreiend um Achtung und Aufmerksamkeit. Schwer ist es, sich in diesem fast stroboskopischen Augengelärme zu orientieren. Konsum als Flucht vor dem Besinnen des wirklichen Waageguts jener, denen der Ölzweig näher als das Schwert ist, um so weiter Justitias Mutter zu huldigen.

Gerechtigkeit und Billigkeit, deren Mißbrauch türmt sich hoch hinauf und fordert nur scheinbar einen Ausgleich. Ein anderer wird schon tun, was ich versäumte, ein nächster wird vielleicht meine Schuld begleichen und meine Würde ist eh unantastbar. Was so fest geschrieben steht, kann leicht mit den Füßen getreten werden.

Innerstes deucht nicht des Zusammenfegens würdig und wenn schon Scherben, was solls, mag sie ein anderer bereinigen. Das ureigene Tun ersäuft mitunter in Selbstmitleid und trübt süßwasserig den Blick. Wer Gutes will, meint oft nur das Gut des anderen. In diesem Glashaus sitzen wir nicht allein. Weder du noch ich.

Die scheinbare Ordnung ist bröckelnde Fassade, hinter deren häßlicher Fratze der Egoismus seine gilben Zähne fletscht. Die Demarkationslinien des Denkens verkommen zu Niemandsland, in dem das Chaos eisig lodernde Feuer entfacht und seinen blendenden Irrsinn hegt.

Diese Lichter steigen zwischenzeitlich weiter und bringen doch nichts als zunehmende Kälte mit.

Von der zunehmenden Kühle in Zeiten des fallenden Lichts

An der Begaaue neigen schon im Frühnebel die samenkernschweren Sonnenblumen ihre entglorierten Köpfe, als wären sie tagesmüde. Ein schwacher Windhauch vermag nur die zarten Gräser zu einem Gutenmorgennicken zu bewegen, die alles überragenden Sonnenanbeter verharren grußlos. Sie haben ihre Gelbwimpelchen schon verräumt. Stumm bleiben auch die Wasser in Ufernähe, zittern manchmal als Ahnung des tobenden Lebens zur Mittagszeit; nur flussmittig hasten sie murmelnd weiter wie Morgenschichtler die ihrem Tagwerk nacheilen.

Ein Elbkran streckt seine blauen Finger sehnend gen Himmel. Fleht scheinbar um Regen, damit der Fluss wieder mächtig strömt und Kies und Sand mitnimmt auf seine mächtige Reise wie in den Winterendszeiten und der eiserne Flussbettfresser wieder tief schürfen kann. Rostige Punkte künden von zu langer Rast im ewig erscheinenden Sommer und nur das wässernde Spiegelbild läßt ahnen vom Zittern der Macht des ehernen Kolosses bei seinem Werken.

Gebändigte Kraft drängt mittig im gemauerten Rund stetig aus der Tiefe. Feine Gischt läßt erahnen, wie gleichwarm wir in unserer Herkunft sind und manifestiert sich dennoch kühldistanziert auf unserer Haut. Die schäumende Säule des gefangenen Wassers bäumt sich stetig hin zur Freiheit und fällt mit dem sinkenden Licht in sein menschengeformtes Reservoir zurück. Kein Entkommen scheint möglich und doch ahnt man die wilde innewohnende Vehemenz aus erdaltem Grunde.

In einem Nutzwasserarm des blauen Bandes der magischen Wisera stehen mittäglich die Schatten Kopf. Unter sich neigenden Weiden verharren wortkarge Angler, dagegen lachen badende Kinder an. Hier sperrt Rost mehr schlecht als recht die Wasser ein. Meine nackten Füße ertasten scharfschalige Muscheln und einen in Herzform abgerundeten Stein. Glücklich schaue ich Deine Silhouette. Dein Kuss wellt gegen die steigende Kühle an und ich will unendlich bleiben, hier in den Zeiten des fallenden Lichts.

Justewiglebensliebeweilejubel

Träumend queren wir pulsierende Sommertage, fallen in sinkende Wärmeschleier und flüstern uns in außerhäusige Heimaten. Fingerkuppen malen flüchtige Spuren auf heiße Haut und kühles Glas, beides macht uns staunen ob dieser selbstverständlich porenden Feuchte. Wir geben uns den Kondensküssen hin und athmen luxuriöse Leichtigkeit. Frische vermählt sich mit der werbenden Hitze und stille Ruhe wölbt sich in sanfter Begehrlichkeit. Unsere Blicke ankern aneinander, kaskaden durch undinfarbene Tiefen und steigen auf mit dem tuchigen Nebel,  in dem wir inselig wohnen. Unser Herzschlag wird tragend weit wie die Schwingen großer Wasservögel, die diesen Zauber in ihren Daunen bergen. Sonnenfinger zeigen auf unser stilles Glück und plötzlich fällt ein Windgruß in die Wipfel der schlafenden Bäume und rauscht durch uns in alle Zeiten hinab. Glück als ein Weilen in sämtlichen Dingen. Wir leben uns liebend durch sie in justen Ewigkeiten hinfort.

Verwegene Verse – Kleintierkokolores

„Kommt alle, wir spielen just Verstecken!“

So riefen begeistert die nackten Schnecken.

Eine tarnte sich an Baumes Rindenwegen,

die andere liebte mehr Blumen, weswegen

sie an einer Irisschönheit sich hochbegab.

Die zarten Libellen, selbst dünn wie ein Stab

fanden im Wasser ’nen Ast, einen lotrechten,

 verharrten da. Und auch nicht von schlechten

Eltern war die Tarnung der einen Flugelfe,

die nutzte ein Wildbuntkraut als Behelfe

um fast ganz in der Buntheit zu schwinden.

Bravo! Bunt in bunt muß man erstmal finden!

Apropos bunt: Ein schöner Rotfleckfalter

probierte einen dünnen Halm als Halter

um hinter dem sich versteckig zu tarnen,

doch seine Signalfarbe tat leider warnen.

So wurde auch der Jakobskrautbär entdeckt.

Die Schnirkelschnecke hingegen hats gecheckt

und sich an einer stacheligen Distel hochgereckt.

Da mag keiner so lange rumflirrend suchen,

denn oft ist ein Opfer leider zu verbuchen.

So manches Flattertierchen hing schon fest,

über blieb nur ein häuterner Insektenrest

um warnend vom Ernst im Spiele zu künden:

Stachelverstecke sind nur als gut zu befinden,

wenn häuslich man sich zu schützen vermochte.

Befand wohl auch der Käfer, indem der krochte

hinter eine zarte Irisknospe und verscheuchte

alles, was da signalfarbig kreuchte und fleuchte.

Ob Stachel an Pflanze oder Tiere angebracht,

besser ist’s, man hat schon mal vorausgedacht.

Der Hummel bleibt nur brummend abzudrehen,

sie wird oftmals unverdient scheel angesehen.

So geht es auch den besten in diesem Spiele:

Die Spinnen und von denen gibt es gar viele,

die tarnen sich gerne so ganz bonfortionös.

So deucht mich hier der Sieger arachnidös.

Ich fand das Tier auch erst nahbeträchtlich,

blattgetarnt und tropfenspiegelprächtig.

So liegt die Schönheit oft kleinstversteckt

und hat in mir Pupillenlust just geweckt.

 

 

 

 

 

 

Solebensfestlichtrunkjubeltanzfledaroneben

Und plötzlich dieses Sommerflirren, als hätten die Pupillen dem Pappelflüstern die Sinne zum Tanze geliehen. Eine juchzende Gavotte vielleicht, mehr subkutan vernommen und sogleich preziösiert oder doch nur ein leises hüftwärtses Wiegen zum Anlandklang zartester Wellen? Ein sirrender Flügelschlag, dessen Wahrnehmung schier irritiert und ein trunkenes Taumeln fledarönischen Festes im sinkenden Abendlichte. Ein Baumgemurmel wie fernes Uraltwissen als Schallseufzen vernommen und die eigene Brust mit Ahnung geflutet, so sehr, daß dieses Sprengenwollgefühl den Athem korsetten muß. Harrend der Ablösung durch zehenspitziges Departüren mit gespanntem Öffnen der Schulterblätter. Weit, nur weit hinauf spiralisieren mit diesem wundervollen Sommertrunk kapillarisch bestofflicht, nur um zu erkennen, was die Augen nicht zu glauben vermögen und eigentlich nur in uns selbst sehnend flirrt: Leben… eben.