Die Netze werden dichter gesponnen
von Käthe Knobloch
Was uns draußen mit leiser Melancholie erfreut und von Reifung und willkommender Ruhe sachte kündet, scheint sich im politischen Herbste anders zu verdichten. Klebrige Populismusfäden werden wild versponnen und fischen üppig im Trüben. Vermeintliche Retter überschütten uns mit hohlen Mustern und fressen sich fett an unserer naiven Dummheit. Die eigentlichen Fädenzieher augenweiden sich an unserem hilflosen Gezappel, wenn die Schlingen sich fester ziehen. Und wenn wir so wild und blind um uns schlagen, treffen wir nur die, die mit uns auf diesen Leim gegangen sind. So fein sind die Gespinste der Intrigen und Lügen, sie sind als Falle kaum zu erkennen. Bereitwillig lassen wir uns ködern und nur zu gerne fallen. In Netze, die Sicherheit suggerieren sollen und doch nichts anderes sind, als klebrige, modrige, veraltete Raster. Es ist Herbst geworden, ein Herbst mit braunem Getön, wo doch ein leuchtendes Rot hätte prangen können. Doch wer im Netze zappelt, verliert wohl seinen Durchblick. Dient als fette Beute und nährt so die, die ihn umgarnen. Die Netze, sie werden immer dichter gesponnen.
Als Beute sehe ich mich zwar noch lange nicht, von braunem Gewäsch lasse ich mich nicht beschmutzen. Aber: Ich bin auch nicht in die Innenstadt zum Protestmarsch gegangen, hab die eigenen Netze nicht gesponnen. Oder nicht gut genug. :-(
Besorgtes Grüßle und Ihnen trotz allem einen schönen Tag!
Liebe Anhora,
manchmal sind wir vielleicht nur Beifang statt fetter Beute und alleine das ist schlimm genug. Ich male nicht schwarz, respektive braun, aber man muß wachsam bleiben. Und die kleinen Schönheiten dabei nicht übersehen ~~~
Ihnen auch Schönetageswünsche und alles Gute, Ihre Käthe Knobloch.
Liebe Kaethe,
die Natur als Metapher für unser Gemeinwesen können wir ruhig den Beutegierigen überlassen. Die Spinnen haben jedenfalls diesen Vergleich genausowenig verdient wie die Ameisen oder Bienen. Achten wir genau darauf, wie wir die Sprache verwenden. Meine kleinen Netzfäden sind jedenfalls nicht dazu da, Leute zu jagen, sondern, die Menschen freier zu machen. Und eine Verbindung geht rüber zu dir.
Herzlich Björg
Danke für die verbindende Freiheit, lieber Björg. Ich liebe das Kleinstgetier viel zu sehr, um es nicht auch in Worten zu achten, daher meine erstsatzige Einleitung. Vertiefende Beschreibungen helfen dann, diesen Irrsinn zu bezeichnen und auch nachzuvollziehen, was da eigentlich mit uns geschieht.
Dir sende ich altweibersommerleichte Wohlgrußfäden und freue mich urst über Deinen Besuch.
Herzlich, Käthe.
„Wachsam bleiben…“
Ja. Wachsam im Sinne von Hinhören, Hinschauen und Hinfühlen.
Ohne dieses wäre mir dieser Kommentar fast entgangen. Danke und einen herzlichen Nachtgruß auf nochwachen Dunkelschwingen.