Ein Haus athmet aus
von Käthe Knobloch
Dieses Haus athmet es aus. Alles, was ihm einst aufgebürdet wurde ist in seinem Verfall als Moder zu spüren. Es ward in Unrecht gebaut, das Haus und an unredlicher Stelle. Das teilt es wohl mit vielen anderen Häusern, aber dieses hier scheint Buße zu tun. Es stirbt einen langsamen Tod, begleitet von Geistern, die es stetig heimsuchen. Seine einstige Pracht war eine falsche, eine verlogene gar und nun ist seine Verderbtheit echt. Eigentlich erobern sich die Pflanzen zuerst ihren angestammten Platz zurück, doch hier ist nur Agonie empfindbar. Dieses Haus athmet aus.
Drei Spinnen und ein von der Decke hängender vormaliger Kronleuchter.
Meine liebe Freundin, ich habe den starken Verdacht, dass Sie diese Atmungsruine sogar betreten haben. Rosenwangig und mit kaltem Blut fotografierten Sie an jenem gespentischem Ort.
Lost Places Fotografie. Ich bitte Sie inständig, solche Orte fürderhin niemals alleine zu betreten.
Aber Ihre Fotografien sind wieder sehenswert in vielen Details. En gros und en detail sozusagen.
Kaum ein halbes Menschenleben mag es her sein, da hätte sich kein Normalo in dieses Schüttlerkasino gewagt. Welche Filme mögen dort vorgeführt worden sein in diesem Privatkino?
Meine höchstwertgeschätzte Frau Knobloch, meine anhauchige Schnappatmung lässt nach und nutze diese Gelegenheit, Ihnen für Ihre Kühnheit diesen Ort zu besuchen und zu dokumentieren, zu danken. Wie gerne würde ich Ihnen gratulativ die Hand reichen. Sie könnten sogar zwischen den beiden auswählen, Ihr Herr Ärmel (wie auch immer atmend so doch unentwegt zugeneigt)
Keine Sorge, mein hochlieber Herr Ärmel. Wir begegneten den Spinnen und dem Haus zu dritt: Eine tanzte schneewalzernd ihre Erinnerungen heller, einer mahnte und kühnte gleichzeitig vor Begeisterung und mir, mir fuhr die Verderbtheit kwasi in die Eingeweide.
Die Frage nach den Filmen, die stelle ich mir auch. Spur der Steine oder Wege übers Land? Ich habe ein Bild gesehen von der inneren Freitreppe, kaum mehr zu imaginieren im heutigen Zustand.
Ihre Handreichung nehme ich kühn entgegen, nach soviel Moder tut Wärme gut. Und nur zu gerne lege mich in Ihre Wieauchimmerathmung, gratulationsverärmelt sowieso.
Ihnen wohlwollende Grüße zur Nacht, stets die Ihre, auch gerne moderat zugeneigt.
Oh jegerl, meine liebe Frau Knobloch – Ihnen „mir fuhr die Verderbtheit kwasi in die Eingeweide.“ Sie sehen mich tieferschreckt. Wie könnte ich Ihrem kostbaren Innenleben Linderung verschaffen ..??.. eine leichte Haferflockensuppe, ein Glas heissen Rotwein mit einem aufgeschlagenen Eigelb darinnen??? Eine Hühnerbrühe?? In arger Not bringt auch ein Nordhäuser Erleichterung.
Eventuell geruhen Sie, einen dieser bescheidenen Vorschläge als Handreichung anzunehmen. Kühnheit braucht es dafür nicht.
„Spur der Steine“ oder „Wege übers Land“: trefflicher sind Ihre Fotografien kaum zu betiteln.
Ich sende Ihnen herzlichste Grüsse aus dem dunkelgrauen Bembelland, Ihr Herr Ärmel (bei jeglicher Beleuchtung gleichermaassen zugeneigt)
Oh, mein hochlieber Herr Ärmel, fast möchte ich mich Ihrer Besorgtheit in die verführerisch sorgenden Arme schmeißen bei derley Angeboten. Und Ihre Fotolobworte sorgen zusätzlich für Wohlbehagen.
Innenlebenwiederwohle Grüße aus dem tropfnassen Lipperlandien, Ihre Frau Knobloch, leberwurschtbrotgestärkt und tatenkräftig zugeneigt nun. Und sehnsüchtelnd allemoal.
Das hat jetzt aber ein bisschen gedauert, meine höchstwertgeschätzte Frau Knobloch. Boddibildingschule zur Heranbildung von verführerisch sorgenden Armen dauert etwas länger. Aber derzeit sind hier alle Plumpskissen absent.
Lewwerworschd fetzt fast so wie e Pluns Schaademaache. Sie hnen es bereits: Schwaademaache kann moin Maache gut vedraache.
Ich sende Ihnen statt der gefüllten Schweinsblase sehnsuchtsüberbrückende Grüsse, Ihr Herr Ärmel – (zugeneigt ob auf oder unter der Brücke)
Mit Ihnen in einer Sehnsuchtsblase schweinemäßig sorgende Verführungen auf Plumpskisselchen überbrücken… japs! Herrjemitmineh, Sie zerranschen mir ganz die Denkapparatur, mein liebster Freund.
Inzwischen käsevespernde Grüße aus dem hurtigfloralhübschigen Lipperlandien, stets die Ihre, alles nur nicht käsig zugeneigt.
Frau Knobloch… hmm FRAU KNObloch ~~~~ Sie werden den zeppelin besteigen, den ich Ihnen senden werde. Sodann werden Sie eiligst hierher geschifft. Anschliessend werden wir ein ganz besonderes Tasting veranstalten: Schwartenmagen frisch aus dem Rauch.
Diese bonfortinösfamosen Unternehmungen werden Ihnen, meine höchstwertgeschätzte Frau Knobloch, die Denkapparatur wieder entranschen.
(Danach könnten wir Sterne beobachten. Oder ich zeige Ihnen meine Sammlung von Wurstzipfeln.
Gechlorte Grüsse aus dem Ärmelboudoir, Ihr Herr Ärmel (auch ohne Schwaademaache zugeneigt – mit oder ohne Senf und Gürkchen)
Ich. Werde. Den. Zeppelin. Besteigen. Unverzüglich. Mein liebster Verärmelter, Ihre Entranschungsüberredungskünste sind einfach fabulös. Ihre Wurstzipfel! Unterm Sternefunkelhimmel! Und gechlorte Gürkchen! Ich springe röckeraffend in das Luftschiff und kappe alle Halteseile. Schiff ahoi! (Oder sagt man da anders, bei so einem Flugreiseobjekt?!)
Wie auch immer grüßend, zugeneigt verbleibe ich allemoal als Ihre Frau Knobloch.
endlich endlich endlich endliche endlich ~~~~ Ich werde Sie erwarten. endlich endlich ~~~ Lummerland International Luftschiffankerplatz. bald schon endlich bald schon endlich… ~~~ Gleich neben dem Halteanker steht ein Feinstwurstpavillon. bald bald bald bald schon ~~~~ Dort werde ich Sie, meine Höchstwertgeschätzte, mit offenen Armen und einer original Rindswurst empfangen. Die wurde nämlich im Frankfurter Ostend erfunden. Sellemals.
Von einem aufs andere Bein hüpftanzend . . endlich endlich endlich … Ihr Herr Ärmel (selbstredend auch veitstänzerisch ohne Unterbrechung zugeneigt)
Werteste Frau Knobloch!
Welch ein Häuserfund. Bizarr und melancholisch schön zugleich.
Ich hoffe, dass nicht Sie in solch einer Behausung die Wintertage verbringen müssen. Nein, ich weiß, Sie hätten dies Etablissement sogleich in ein wunderbares Paradies verwandelt. Doch auch so ist es vielleicht ein solches für Natur und Tiere, die hier nun Einzug halten.
Ich wünsche Ihnen eine wunderschöne Vorweihnachtszeit und sende die allerherzlichsten Grüße von der verschneiten Alb :)
Mallybeau
Liebe Frau Mallybeau,
meine Behausungen sind erheblich paradiesischer, wobei ich gewisse bizarre Schönheit mit einem Vorgärtchen Melancholie nicht auszuschließen vermag. Und letzthin sandte scheinbar sogar hierher eine Schneeflöckchenschätzerine ihre herzlichsten Grüße.
Die Vorweihnachtsgrüße retourniere ich gerne und verbleibe spinnenlieb als die Ihre.
Der Magie solcher Ort kann, zumindest ich, mich nur schwer entziehen und es ist in der Tat ein Wagnis, diese Orte zu betreten…. Der Winter kommt mir da ganz Recht, können frische Spuren da auch mal eine Warnung sein.
Interessieren würde mich jedoch, weshalb dieser Ort so negativ und voller Verderbtheit sein soll.. Habe ich da etwas überlesen?
liebste Grüße
f.
Die Magie entsteht aus der Verlassenheit und dem morbiden Charme der vergehenden Dinglichkeit. An diesem Ort scheint auch der Wald ringsrum innezuhalten, zu warten, bis das Schandmal in sich selbst versinkt.
Das Haus wurde erbaut als Spielzeug einer selbstherrlichen Elite, wurde auf geraubten Grund gesetzt und diente einer allzu falschen Dekadenz. Es steht in Oberhof, einer Stadt, die unter der vermeintlichen Liebe eines Politikers besonders zu leiden hatte.
Liebe Grüße an Sie, erfreut Sie hier begrüßen zu dürfen, Ihre Käthe Knobloch.
Besondere Fotos, Halle-Neustadt bietet auch eine Vielzahl dieser Geisterhäuser. Hab mal in einem Hotel genächtigt, umgeben von Geisterhochhäusern, es war zur Weihnacht-eine seltsame Stille.
Ich antwortete eben dem werten Faktoiden ob der seltsamen Magie solcher Orte. Und Sie berichten von ähnlichen Empfindungen, liebe Xeniana. Danke dafür und herzliche Grüße aus dem kerzenbeschienenen Floratelier, Ihre Frau Knobloch.
In meinem hochzarten Alter fiele es mir schwer, mich in solch maroden Gemäuern aufzuhalten. Es könnten verbliebene Treppenstücke runterpoltern oder herausstehende alte Drähte mich würgen. Sie in Ihren Herbstiefelchen und mit zwei lieben Begleitmenschen haben das gut gemeistert samt das Unternehmen illustrierender Fotos uns hier dargebracht, dafür sage ich ein holdes Dankeschön, auch für das fein versilberte Ginkgoblatt mit den zierlich verschriftelten Wünschen anbei, war das eine Freude!
Gruß aus belebten Häusern mit den besten Wünschen für nahende Zukünfte!
Herbststiefelchen?! Da schreiben Sier was, liebe Wildgans. Wir fanden uns in Oberhof ein am wohl einzigen Wintertag. Keine schneefesten Schuhe dabei, keinen Muff und keine Handschühchen. Es war ein wahrhaft eisekaltes Vergnügen, da im hohen Walde beim abgeschirmten Verderbthaus. Dafür war der Grog danach im Gasthaus dufte~~~~~~
Liebe Grüße zur Wintersonnenwende und gern geschehene Ginkgowünsche, Ihre Käthe Knobloch.
In der Tat meinte ich herbe Stiefelchen, aber echte Herbststiefelchen hätten es ja auch getan, wie ich die Sache sehe. Verderbthaus verlangt herbes Zeug.
Ihnen ebenfalls ein schönes Rundlaufen in Liebe und Geborgenheit
Herbstiefelchen! Klar! Da war meine Denkapparatur schneller am klappern, als ich zu lesen vermochte… uik.
Ihr Rundlaufwunsch ist ein echt wildgänsischer, schönen Dank mit Liebreizknicks, die Ihre.
Diese Verlorenheit!
(Ja, mein Fotografenherz ist begeistert, aber …)
Und ich hätte momentan auch gern ein kleines bisschen Kitschschnee, so speziell Sonntagabend und Montag. Ach, na ja.
Herzliches aus der grauen norddeutschen Tiefebene
Christiane
Aber…? Ihr Fotografenherz purzelbaumt doch nicht gerne für umme, liebe Christiane.
Und winterbetrefflich haben wir Mitte November tatsächlich das einzige Schneewochenende in Oberhof erwischt. Fetzt! Hier in Lipperlandien war es bisher auch nur einmal weiß, ansonsten grau in grau. Mein Kerzenverbrauch ist derzeit beachtlich, Licht ist Leben. Dazu noch gänsahautende Musik a la Schwesterhochfünf und die Synapsen werden wunderkerzfunkelig.
Ebenso herzliche Grüße, die Ihre.
sehr schön, text und bilder. ich mag die ästhetik des ortes, sehr schön eingefangen. liebe frau knobloch, ich wünsche dir erholsame, inspirierende weihnachten. <3 liche grüße von nebenan.
Dankefein, meine Liebe. Dir auch ein friedvolles Weihnachtsfest und einen harmonischen Jahreswechsel.
Liebe Grüße, Deine Käthe.
Ich danke Dir, liebe Käthe. ☃️🎄 <3
Falls Hintergründe gefällig sein sollten: Guntram Vesper „Frohburg“(2016) beinhaltet reichlich und anschaulich Wissenswertes nicht nur über jenen namensgebenden Ort, sondern auch über die sozialistische Umgestaltung des Erzgebirges, die Wismut-Greul, Oberhof (das Ski-Fahrer-Sylt des Ostens usw.) anschaulich,ausführlich, Zusammenhänge erhellend.
Danke für diesen versierten Hinweis, werter Bludgeon und an dieser Stelle sende ich Ihnen einen herzlichen Gruß mit allen guten Wünschen.
Ihre Käthe Knobloch.
Ebenfalls!