Brückenunruhfastbürdeüberschautableau
von Käthe Knobloch
„Hey, Bridget, hast du das auch gehört eben?“ „Gäääääähn, was ist denn los, Brygga? Die Sonne steht noch flach und die Nachtzüge sind alle durchgerauscht…“ „Jaja, aber da war gerade so ein Klicken, ein mechanisches Geräusch in der kurzen Stille!“ „Vielleicht ist ja bei dir ’ne Schraube locker, die jüngste biste ja nicht mehr.“ „Fang bitte nicht vor dem Achtzehner an zu stänkern, ah, da kommt er ja…“ ~~~IC-Durchsausegeräusch~~~
“ Hach, von diesem Kribbeln kann ich gar nicht genug kriegen, von wegen nicht mehr die jüngste! Beim Vibrieren mache ich mancher Jungspundpons noch was vor, meine werte Bridget.“ „Jaja, zum alten Eisen gehören wir noch lange nicht, auch wenn wir stellenweise angerostet sind, du hast ja recht. Apropos: Wäre es nicht mal wieder an der Zeit, eine wohlige Korrosionsbehandlung über uns ergehen zu lassen? Und dieser ganze Vogeldreck müßte auch mal wieder … Momentchen, der Achtfünfzehner kommt angeschnauft…“ ~~~Regionalbahnzuckelgeräusch~~~
„Ach, liebste Schwester im stählernen Geiste, manchmal träume ich davon, eine ganz andere Brücke zu sein. Vielleicht eine elegante, kurvenreich geschwungene oder gar eine, die sich hochziehen läßt…“ „Meine liebe Brygga, sei bloß froh, dass wir so stabil und stämmig gebaut sind, wie söllten wir denn sonst diese Zugbelastung ertragen?!“ “ Pscht, Bridget, da isses wieder!“ „Was denn, Brygga? Ich spüre nur das ankündigende Schwirren des Achtachtzehners anbrausend in den Schienen“ „Nein, nein, da war wieder dieses Klicken wie ein kleiner Ewigkeitston…“ ~~~IC-Durchsausegeräusch~~~
„Ich weiß nicht, was du meinst, liebste Brygga. Ich höre außer den Zügen nur das Ewigkeitsgeflüster des alten Rheins und manchmal klingt der Singsang des Mains herüber. Das Rauschen der Schiffe unter uns. Das Schnaufen der Läufer und ihr Fußgetrappel und das Klingeling der ungeduldigen Radfahrer…“ „Da, da schon wieder! Ein Klicken wie wenn Metall Metall umschließt! Es macht mir Angst, liebe Bridget.“ „Ach, das meinst du, Brygga! Da wird wieder so ein Menschenpäarchen eines der dämlichen Schlösser an uns geklickt haben. Eine gräßliche Plage für unsereiner. Für immer und ewig, pah! Wir wurden auch einst für die Ewigkeit gebaut und nun gehst du mir schon morgens auf die Träger!“ ~~~Güterzugdurchrattergeräusch~~~
„Jetzt wirst du aber ungerecht, Bridget! Ich finde das irgendwie süß. Ist doch niedlich, wie die Menschlein ihre Liebe nach außen tragen…“ “ Die Menschlein? Wer trägt denn diese Liebe nach außen?! Das bin ja wohl ich! Ich habe schon langsam ein Ziehen in der Hüfte, nix mit Ewigkeit, wenn das so weitergeht!“ „Ach, komm schon, sei friedlich. Fühl doch mal, der nächste Regio kündet sich schnurrend an. Und da die zwei Menschlein, die leise lächelnd zu uns aufblicken. Da schwindet selbst meine Angst. Ich glaube, die können uns richtig sehen. Die haben gewiss kein Schloß dabei.“ “ Ach Brygga, du wieder! Halt doch mal die Schrauben stille! Ich mache jetzt einfach wieder die Augen zu“ „Na gut, ich träume auch noch ein bißchen vor mich hin. Gleich kommt noch der lange Güterzug, der lullt mich immer so herrlich ein. Ach, Bridget, eines noch: Ich habe dich erzlieb…“ „Halt die Schwelle, Brygga! Immer du und deine Scheißerzchenromantik!“
Danke. Und für die Musik.
Herzlich in den Abend gegrüßt
Christiane
Gerne. Auch die Musik.
Liebe knackkalte Winterfrischgrüße mit Glitzerkristallen in lichtem Blau, Ihre Käthe.
Schöne Story.
Apropos Schloss und Brückengeländer:
http://www.youtube.com/watch?v=GdEiFTtUFME
Danke Wertester. Ich finde diese Schlösserunsitte übrigens bezeichnend für unsere derzeitige Ignoranz, mit der wir unserer Umwelt begegnen. Aber ach ~~~~
Kaltklargrüße zu Ihnen, die Ihre.
Ich sehe darin ein Zeichen der Hilflosigkeit der Generation der „Selbstoptimierer“, denen es immer schwerer fällt Lebens(abschnitts)partner zu finden, die man länger als die (geilen) ersten 6 Wochen erträgt. Jetzt nach der genußvollen Lektüre von „Unterleuten“ noch mehr als vorher.
Funktioniere! Versteh mich! Ohne dass ich dich verstehen muss! …
Was mir an Chris de Burghs Song mal wieder sehr seltsam positiv auffiel, dass der wieder sehr gut in deztsche Liedguttradition passt. Alles was hier früher mal als mehr oder weniger kritisches „Soldatenlied“ populär war (Bei Sedan auf der Höhe – ich hat einen Kameraden – Mutterns Hände – Stimmen aus dem Massengrab….) kulminiert in The Bridge.
dezsche sollte deutsche werden. F***!
Allein schon die Namen Bridget und Brygga …… :)
Gnihihi…
Danke für Ihr Lachen und herzliche Grüße, Ihre Käthe Knobloch.
Liebe Frau Knobloch, der Dialog Ihrer beiden Brückentraggestellgesichter ist zu köstlich. Wo immer Sie ihn belauscht und notiert haben mögen, glauben Sie mir, ich wäre gerne dabei gewesen. Eine Bridge über getrabbelte Wasser wars sicher nicht. Und dennoch, wenn ich mir die beiden Brückenportalgesichter so anschaue, möchte ich es fast glauben. Mit abendlichnachdenklichen Grüssen, Ihr Herr Ärmel, (auch bei eventuellen Brückenüberfahrten Ihnen jederzeit zugeneigt)
Lieber Herr Ärmel, mit Ihnen würde ich zehenspitzig leichtfüßig über ramponierte Hängebrücken tanzen oder mich auf mit seltsam schiefen Häuschen bebaute Krämerbrücken wagen. Ach, ein umgestürzter Baumfreund reichte mir zum Balancieren, wenn Sie nur Ihren Starkarm… ~~~~~~~~~~~ Plumps!
Ojeh (mitmineh) meine höchstwertgeschätzute Frau Knobloch – wie ist Ihnen? Dass ich Sie hier zu dieser frühen Stunde finden muss [Constanze! : das Fläschchen // CONSTAnze . wo ist sie denn bloss wieder]
Hier nehmen Sie meinen Arm, ich stütze Sie ?? – : Ja, so ists gut.
Und nun, nichts wie raus aus klirrenden Eiswind. Nehmen Sie die Decke hier. Ein heisser Tee wird Ihnen sogleich gereicht werden…
Ohhh… Danke, mein Verärmeltster! Ein Fitzelchen von Limette und einszwo Löffelchen Rosmarinhonig in den Tee, das nehme ich gerne an. Da war ich doch wohl etwas übermütig mit meiner Tanzbalanciererey. Gut, daß Sie zur Stelle waren. Kommen Sie nur flugs mit unter die Decke, der Eiswind soll auch Sie nicht so derbe anfauchen ~~~~~~~~~~~
Wiederrotwangengrüße, Ihre Frau Knobloch, miederhebend seufzend zugeneigt.
Unter die Decke. . ? Meine höchstwertgeschätzte Frau Knobloch, wie wunderfein, Sie wieder munter zu erleben… Sie doch wohlauf, ja?
Ach so, hier ich reiche Ihnen das gewünschte Krüglein mit aromatischem Kräutertee mit einigen Fitzelchen von Limette und einszwo Löffelchen Rosmarinhonig.
Unter die Decke ? – – ? – ! : Hööh, mit Ihnen unter einer Decke stecken. Welch lieblicher und verführerischer Gedanke ~~~
Ich sehe mit Freude, dass Ihnen der Tee sehr wohl bekommt.
(Unter der Decke? – – Eiswind??? – – – – – ) Frau Knobloch, Sie ferne Freundin, das klingt öhöhö . . das klingt ja nach uiuiui nach einem handfesten Angebot,_,_,_,_, _______________ plumps _________________
Wie gerne mache ich Ihnen ein handfestes Angebot, mein lieber Verärmelter. Aber auch eines, was Hand und Fuß hat. Und Kopf und Herz und Bauch. Und Wiegehüfte und Brusthyggel, Rundknie und Rückenbogen, Wölbepo und Zarthals ~~~
Ganzheitlich zugeneigte Grüße aus dem aufgeräumten Lipperlandien, Ihre Frau Knobloch.
Pl
Lu
Um
Mp
Psssssssssssssss _____________________________