bittemito

Monat: April, 2020

Kängurupfötchenvergnügen

Schon im Florallabor, wie auch Zeitchen später im Floratelier standen sie je nach Verfügbarkeit in allen möglichen Farbvarianten zum Verkauf, die geliebten Kängurupfötchen. Und etliche Kunden teilten bald diese meine Dauerliebe mit mir. Besonders eine Dame kaufte sie ständig. Australiennarrisch sei sie, gestand sie ein. Und eines Tages flog sie sogar in ihr Sehnsuchtsland. Wieder zurück schenkte sie mir eine Photographie und eine kleine Geschichte:

„Einmal machte unsere Reisegruppe einen Ausflug über das weite Land. Dabei hielten wir in verschiedenen Gebieten. Der deutschsprachige Scout zeigte uns etliche Besonderheiten, für die Australien bekannt ist. Dann kamen wir zu einer Pflanze, dessen aufrecht wachsende Stängel mit ihren wie klitzekleine Tatzen gebogenen Blüten alle bewunderten. Er fragte, ob sich jemand denken könne, wie diese Blumen wohl heißen. Holla, war ich stolz, als ich laut rufen konnte: Kängurupfötchen! Das sind Kängurupfötchen! Meine Blumenfrau hat die immer in ihrem Laden!“

Nun stehen manchmal Kängurupfötchen im Haus zwischen den zwo Strömen. Dankbar schicke ich ein Lächeln auf die Reise. Mein Kängurupfötchenvergnügen.

 

Roooooaaaarrrrr!

Schon als Kind war ich von diesen Blumen fasziniert. Es gab die wilden gelben Minilöwenmäulchen, zart mußte man mit ihnen sein, sonst klappte keine Löwenmaulerei. Und in den Bauerngärten des Heimatdorfes, wo Zäune selten waren, da rudelten die großen, stolzen Mäuler kunterbunt. „Roooaaaarrrr“ wurde da eifrig intoniert und ein hungriger Löwe, ein roter womöglich, biss in einen Kleinmädchenfinger.

Luna & Venus

Ein ultramarines Flüstern senkt sich auf die dämmernde Erde herab. Schau, ein wiegendes Leuchten ist in Lunas Hüften, in diesem langsamen Schreiten unter dem himmlischen Baldachin. Umhüllt von königlichem Lasurit schwebt sie ihrer venusischen Freundin entgegen. Die Schöne wartet strahlend, als wöllte sie die Nacht gänzlich mit Liebe ausleuchten. Ein Kuß, fast gehaucht durch Dimensionen. Mild illuminiert raunen Bäume uralte Weisen und in Blütenkelche wispert sich das mondene Flüstern hinein. Eine zarte Antwort manifestiert sich vor meinem Fenster, den luminösen Liebenden zugewandt. Sehend vernehme ich die leise Bitte: Vergißmeinicht.

 

Vergehen und Werden

Wie ein Abendschatten weicht die Farbe aus den prachvollen Blüten. Ein Leuchtzeichen noch gesendet von der tief sinkenden Sonne, gleich einem warmen Abschiedsgruß. Ein Aufglühen wie ein Blick zurück flutet die Stube. Ich lege neu erworbenes Gartenglück anbei und freue mich auf baldiges Werden. Die nächste Pflanzzeit beginnt. Alle Erden sind vorbereitet, vergangenes Sein erwartet neues Leben.

Herzschraffuren

Diese feinen, parallelen Linien, die brustinnig einen jeden von uns zieren. Herzoberflächig bestimmte Areale zeichnen, nicht tief wundend zwar, dennoch deutlich markierend. Mögen alte Narben sein oder ahnende Ängste. Sie werden deutlicher sichtbar, wenn ein Argwort sie zerblitzt, eine Erinnerung uns zackt oder das Klopforgan stolpern möchte vor Bitternisssteinen. Herzschraffuren. Gut, wenn sie liebend beflügelt werden. Mit blumigen Pupillenbalsam anbei.