Blattbreviere und Blütenepisoden

von Käthe Knobloch

Vor den frühen Blättern des Bärlauchs haben wir uns gebeugt, es war noch kühl und der Duft eine Verheißung. Die meistens haben wir flinkfingerig eingefangen und in Butterkissen gebettet.

Etliche drehten mit Walnussstatisten bei goldenem Ölhorizont eine heisse Westernparodie, die anwesenden Parmesanspänchen sanken nur so zart schmelzend dahin. Pestoitalianowestern.

Jetzt leuchten uns tausend Bärlauchsternchen in der Dämmerung, kleine Feuerwerke in Bodennähe. Und wieder beugen wir unsere Knie, um sie zu huldigen. Ein paar nehme ich mit hinein.

Auch andere, inzwischen sich wölbende grüne Verheißungen nehme ich mit. Deren Duft ergibt sich in heißen Wassern zu vollmundigem Tee. Schmecken nach minzigen Frühsommerküssen und Melissenflirt.

Blattbreviere und Blütenepisoden, alles hat seine wohlfeile Zeit. Glücklich, wer um diese weiß.