Draussen im System
von Käthe Knobloch
Ein kurzer Anruf und ich bin wieder Draussen. Draussen im System. Nach wochenlangem Drinnen, erst in selbstgewählter Quarantäne und dann freiwillig nur intervallig öffentlich unterwegs; bin ich wieder relevant für das System. Wobei meine Relevanz nicht wirklich dem System an sich nützt. Weil diese Charakterisierung einzelner Gruppen und den darin verankerten Menschen verdammt gefährlich ist. Kommt nach der Zweiklasseneinteilung bald die Unterscheidung in bedeutsame und unbedeutende Menschen? Und welches System könnte das für sich beurteilen?
Meine Relevanz besteht nur in der Funktion eines Bindegliedes. Als Betreuer für einen Menschen, der sich selbst nicht helfen kann. Zwischen Familie und professioneller Tagesbetreuung agierend. Nach wochenlanger Stagnation muß die Förderung von Menschen mit erheblichen Einschränkungen wieder anlaufen. Ich schlafe eine Nacht äußerst unruhig, grübele wie das in diesem Falle kontaktfrei ablaufen könnte. Und erkenne: Es geht nicht. Also muß medizinischer Mundschutz her, Handschuhe und vor allem ein konkreter Plan. Meine Relevanz ist am ehesten mein Verantwortungsbewußtsein.
Ein kurzer Anruf genügt und ich bin wieder Draussen. Rückblickend auf die Drinnenzeit kann ich reinen Herzens sagen: Ich habe das bestmögliche aus und in diesen Tagen gemacht. Danke für die virtuelle Begleitung, es war kwasi bonfortionös wieder hier zu sein.
Depesche für den Elektropostknecht abzuliefern bei der von mir höchstwertgeschätzten Frau Knobloch…
Ihr Bericht versetzt mich in eine gewisse Unruhe. Im ersten Moment dachte ich noch – – , aber jetzt.
Eigentlich lese ich nicht zwischen den Zeilen. Aber Ihre Paulina Rost (habe ich den Namen zwischen den Blüten richtig gelesen), die famose Clematishalterin, scheint Ihrer wissenden Hände zu bedürfen. Alleine wie die Blüten das an sich liebliche Gesicht der Paulina Rost zeichnen, lässt dahin schliessen. Eine gewisse Trauer ist da kaum zu verneinen.
Las ich zwischen den Zeilen dahingehend richtig, dass Sie, meine liebe Fernundnahfreundin, in etwa in Erwägung ziehen könnten, Ihre bloggeristischen Aktivitäten wieder so gut wie einstellen?
Ich wäre darob nun doch sehr betrübt.
Ich grüsse Sie mit etlichen Steilfalten und drei Flippflitschsteinen,
Ihr Herr Ärmel (Ihnen selbstredend auch in unangenehmen Situationen unvermindert zugewandt )
Flippflitschsteine? Her damit! Die werden in Clematisflöckchen aufgewogen, in Fernnahküsschen umgerechnet und sofort stantepede in zehenspitzstehenden Nasendötzern abgegolten, mein hochlieber Herr Ärmel.
Clematia Paulina Rost hat ein sehr wechselhaftes Wesen, die Gemengelage ist schwer zu bemessen: Wind, Regen, Sonne, Haselzweige, die zausen wollen und dann noch die zahllosen Bestäubungswilligen umher~~~~ da ist ein üppiges Gefühlsgewusel durchaus angebracht. Aber ich darf Sie freundlichst von ihr grüßen, ein Gießkannenschäuerchen von Starkarmen geschwenkt, hat sie zum Lächeln gebracht.
Und bitte, enttrüben Sie sich und Ihre Steilfältchen, mein Verärmeltster. Wir lesen uns hier. Maßliebchenehrenwort!
Schönstabendgrüße, Ihre Frau Knobloch, auch draussenagierend unvermindert zugeneigt
Liebe Käthe,
Du bist auf alle Fälle feerelevant…✨
Immer wenn Du in den vergangenen Wochen Silben in Verbalikebana verwandelt hast, war das Poesieschmaus vom Allerfeinsten. Auch Deine kritischen Krisengedanken nahm ich zum Nachdenken immer wieder gerne mit.
Nun ruft Dich etwas anderes als ein System, nämlich Menschen, die Deine Hilfe brauchen.
Natürlich zwackt der Abschied von vorne und von hinten beißt- trotz Melissengeist –
…doch mein Zauberwort heißt…
“vorübergehend”…
So wie ich hoffe, dass die Welt auch wieder aufatmen darf, sich in und auch ruhig mal auf den Arm nehmen darf,
würde ich mich außerordentlich freuen,
Dich wieder zu lesen.
Danke…
…und bitte bleibe gesund,
Deine Karfunkelige (Amélie)
Die Feenrelevanz haben mir auch schon die Nachbarsmädchen kichernd bestätigt. Seit neuestem tragen sie neue Namen, die Kleine heiße Goldregen ab jetzt und die Große von elf Jahren beschloß ernsthaft, dann Blauregen benamst zu sein…
Liebe Karfunkelige, Du siehst, hier ist bei aller Alltagstaumeligkeit doch alles in Balance. Dein Kommentar ist ein Abendgruß der allerfeinsten Pralinität, dafür danke ich angetan. Und klaromaro lesen wir uns weiter und wieder. Vielleicht nicht jeden Tag, aber das taten wir ohnehin nicht bislang. Was das System betrifft: wieder ganz andere Kausalitäten sind bemerkenswert, doch hier nicht teilbar.
Liebe Grüße aus dem Haus im Zwostromland und passe gut auf Dich und Deine Lieben auf,
Deine Käthe, verbalfloral wortbedankt.
„Verbalikebana“ nennt die feenbeauftragte ihre floralpoesie….. welch wunderschönes Wort.
Das lasse ich mir jetzt auf der Zunge zergehen und warte auf ihre Rückkehr 🌷
Floralpoetische Verbalikebana, das ist schier ein Kommentarkonglomerat, welches seelentaumelig macht, liebe Ro.
Jetzt komme ich nicht umhin, selbst mal silbenzuklatschen:
ver-bal-i-ke-ba-na. Verb-a-like-bana, ach, ihr macht mich ganz murmeligkringelig nun, alle beide~~~~
Zungenpritzelige Grüße durch die Nacht, die Ihre.
Danke für die erhellenden, blumigen und sonstigen Begleitmomente. :)
In Erwartung einer famosen Rückkehr verbleiben hier sonntäglich sonnige Grüße…
Der Dank geht famos retoure. Es war schön, viel Zeit zum Lesen und Schreiben zu haben. Nun halt wieder etwas reduziert…
Liebe Grüße, die Ihre.