Das Herz kriegt keinen Schnupfen
Die Tomatensträucher entblößten sich im kühlen Novemberlicht. So viele Früchte noch grün gewölbt, leicht errötet in raren Sonnenstunden. Gilbendes Laub darbte von Schutz- zu Schatzmeister, bis drohende kalte Nächte mich Sonnengut bergen ließen.
Zeitungen, deren Ungeheuerlichkeiten ich meinen Pupillen verbat, horteten plötzlich unreifen Luxus und gewährtem ihm die nötige Zeit. Schnee von gestern bettete unsere Sonnenkinder und all die gedruckte Narrheit legte sich schlafen.
Zeitchen vergingen, Geduld ruhte wie eine schnurrende Katze am warmen Ofen und draußen leerte der Spätherbst Beete und Rabatten. Die Natur gibt keinen Nachlass, sie hat noch nicht mal Listenpreise. Alles ist ein Geschenk.
Ein Sommeressen Ende November. Thymian, Oregano und Basilikum sind draußen unter Glas geborgen, ich eile durch den kaltnebeligen Abend. Ziehe zurück in der duftschwangeren Küche fröstelnd die Schultern hoch. Warm macht mich Dein Blick.
In Deiner Stimme schwingt die Sorge mit. Bitte nicht erkälten, bitte nicht jetzt. Im Kerzenlicht leuchtet unser Sommergut. Sommerglutgut so rot. Der Geschmack lässt das Augenwasser aufsteigen. Und ich sage leise: Egal, was noch kommt ~ das Herz kriegt keinen Schnupfen.