Das Gute ist in unserer Güte bedacht

Das Gute erschöpft sich nicht. Es wirkt weiter, unbemerkt oder verkannt bisweilen. Als sachter Ton im Spektakel der modernen Dissonanzen. Fremd, vakant und doch urvertraut bahnt es sich Raum.  So wie der leise Gesang des Rotkehlchens erst in der Stille des kargen Wintermorgens besonders erscheint. Im Jahresbogen der avenaren Choräle bleibt er verborgen. Wir sehen ihn nicht, den Ursprung eines guten sicheren Gefühles, doch er wird uns tragen. Weiter als wir ahnen. Im Augenwinkel prägt sich diese vernehmbare Prophezeiung als rotflattriges Huschen salzend ein.

Es ist die höchste Zeit, der stillen Kraft zu huldigen. Unsichtbare Gaben bahnen leise dem Leben einen Weg, sind für unser Merken bereit. Unter der Krume bersten Zwiebeln, räkeln Rhizome sich dem Licht entgegen und Knollen wollen sich und uns etwas mit-teilen. Das Gute erschöpft sich nie. Bald feuerwerkt es sich floral in unsere Pupillen. Krokensafrangelb, muscariazur und tulipanbunt. Es sprosst jadegrün und explodiert in hyazinthischer Extase. Und das Läuten der Galanthen triumphiert unweigerlich der Rotkehlchen Gesang.

Selbst im Sturm der Menschen Getöse, manche Klippe ist wohlfeil errichtet und scharfgradig gemacht; bleibt uns ein zarter Ton ungenommen. Ein Hallo, ein Dank und eine Bitte. Fürsorge, Demut und Akzeptanz bleiben im guten Verständnis geborgen. Das Gute ist einfach. Und doch so schwer zu begreifen wie das verschämte Zwinkern der Winterlinge und die Kantaten der Stare auf Winterbäumen. Lasst es uns bestaunen, lassen wir uns ergreifen. Das Gute ist in unserer Güte bedacht.

Madrugada. Weil Staunen mit Musik noch schöner ist: