bittemito

Tag: Kurioses

Vor einem Jahr ~~~ Januar

Die Menschenmasse war schier unüberschaubar, doch wir durften dank unserer lange vorher gebuchten Tickets an der zischenden und sich windenden Schlange vorbei. Privileg der Ahnungslosen, das wir hatten. Drinnen tobten bereits spürbar die Vorboten der apokalyptischen Vier, nun waren wir unleugbar ein Teil davon. Aber das ahnten wir nur vage. Gingen instinktiv gegen die massiven Ströme, nahmen andere Wege. Durften exclusive Augenblicke genießen und wähnten uns in lässiger Sicherheit. Doch die Erkenntnis tobte unter unserer Haut: Diese Massen, das Gedränge, die knipsende Begierde nach dem schnellen Kick im Klick; das kann nicht mehr lange gut gehen. Viele der Menschen sahen nicht hin, sie wollten gesehen werden. Wir verließen diesen Reigen schnell. Van Gogh to go. So gut gemacht und so unfassbar missverstanden.

Wieviel Tränen wohnen in einem einzelnen Blick?

Städel Frankfurt Ausstellung Van Gogh Januar 2020

Schneemanngezwinker

Heute hat sich eine feine Schicht zarter Kristalle über das Land gelegt. Eine Schneestola nur, so fein gewebt, ein Windhauch könnte sie verwehen. Und doch brachte sie freundliche Ruhe. Besengeräusche, so sachte wie Pinselstriche auf Seidenpapier beschmeichelten unsere Ohren. Kein harsches Gekratze oder gar mobiles Fegegetöse rückten dem bißchen Geflock auf den glitzernden Leib. Lange spazierten wir über die ruhenden Felder, beäugten Spuren, die nur der Schnee für uns sichtbar machte. Dachten auch an Spiele früherer Zeiten. Erinnerndes Schneemann-, Schlitten- und gar Eisschuh-Lächeln zierte unsere Gesichter. Zeitchen später haben wir dann vor Freude gelacht. Jemand hat auf jemandes Automobil ein Schneemännchen gesetzt.

Noch ein Zeitchen später ging ich, es näher abzulichten. Da hatte das Schneemännchen bereits seine Astärmchen verloren. Sachte vor sich hintröpfelnd schmolz es dahin. Doch mit seinen Moosaugen hat es mir zugezwinkert.

Des Nächtens schaute ich nochmal nach ihm. Arg ausgedünnt doch wacker stand es auf dem geparkten Automobil. Ein Lächeln aus Mut nahm ich mit in die Nacht. Und ein moosäugiges Zwinkern. Zwei gute Sachen in dieser Zeit. Das ist ganz schön viel.

Und manchmal muß es einfach bunt sein

Manchmal muß es einfach bunt sein. Dann leuchten kleine Sonnen aus Nelkenwurz über dem Boogie-Woogie von Edel- und Christrose in flottem Orangehellgrüngewimmel. Kängurupfötchen geben begeistert den Takt an. Maiglöckchenblätter bitten frische Efeutriebe zum grünen Reigen und Rosmarin liebäugelt mit flatterigem Eukalyptus. Ein weißes Allium tändelt mit der Alstromerie, die in Purpur bald leuchtet. Das Zittergras schüttelt sich vor Begeisterung ob des bunten Treibens und kitzelt dabei den ergrauten Wollziest, der gerade der errötenden Kartheusernelke den Hof machen wollte. Ich schaue lachend das Farbgewusel und halte es für einen Moment fest.

Maienregenschweinesegen

Pünktlich zum ersten Mai tropft das ersehnte Nass aus schweren Wolken. Maienregen bringt Segen. Aber auch sich regen bringt Segen. Das begreifen auch Piggeldy & Frederick. Und hier kann ich in einem Schwung drei meiner Inniglieben vereinen: Regentropfen auf Nelken, von Schweinen besungen.

 

Kängurupfötchenvergnügen

Schon im Florallabor, wie auch Zeitchen später im Floratelier standen sie je nach Verfügbarkeit in allen möglichen Farbvarianten zum Verkauf, die geliebten Kängurupfötchen. Und etliche Kunden teilten bald diese meine Dauerliebe mit mir. Besonders eine Dame kaufte sie ständig. Australiennarrisch sei sie, gestand sie ein. Und eines Tages flog sie sogar in ihr Sehnsuchtsland. Wieder zurück schenkte sie mir eine Photographie und eine kleine Geschichte:

„Einmal machte unsere Reisegruppe einen Ausflug über das weite Land. Dabei hielten wir in verschiedenen Gebieten. Der deutschsprachige Scout zeigte uns etliche Besonderheiten, für die Australien bekannt ist. Dann kamen wir zu einer Pflanze, dessen aufrecht wachsende Stängel mit ihren wie klitzekleine Tatzen gebogenen Blüten alle bewunderten. Er fragte, ob sich jemand denken könne, wie diese Blumen wohl heißen. Holla, war ich stolz, als ich laut rufen konnte: Kängurupfötchen! Das sind Kängurupfötchen! Meine Blumenfrau hat die immer in ihrem Laden!“

Nun stehen manchmal Kängurupfötchen im Haus zwischen den zwo Strömen. Dankbar schicke ich ein Lächeln auf die Reise. Mein Kängurupfötchenvergnügen.