bittemito

Tag: Liedschlecht

Liedschlecht-Ohrschmerztexte Kübelkapitel II

In diesem Haus, wo ich wohn
Ist alles so gewohnt
So zum Kotzen vertraut
Mann, jeder Tag ist so gleich
Ich zieh Runden durch mein‘ Teich
Ich will nur noch hier raus
Ich brauch mehr Platz und frischen Wind
Ich muss schnell woanders hin
Sonst wachs ich hier fest
Ich mach ’nen Kopfsprung durch die Tür
Ich lass alles hinter mir
Hab was Großes im Visier
Ich komm nie zurück zu mir

Brrrrr, Brauner, möchte man rufen, wenn sich derley Liedschlecht in die Lauschläppchen kopfspringt. Vertrauen kotzig finden? Grenzwertig. Abhauen wollen, mehr Platz und frischen Wind suchen, das hingegen nachvollziehbar, doch nie mehr zurück zu sich kommen… uik. Was haste denn Großes im Visier, mein Junge? Klemmt die Helmklappvorrichtung wegen eines Riesenbrettes vorm Kopp? Oder findste vor lauter Korn deine dir näheste Kimme nich wieder? Achso, diese Schlumperdingshosen, die ihr Gelegenheitsgangster so knietief tragt, janee, is klar, ich verzichte auf Einzelheiten. Nur eines noch: Hätte ich einen eigenen Teich, ich wüßte wo ich liebend gern hineinkopfsprüngte und zwar täglich.

Es gibt nichts, was mich hält, Au Revoir
Vergesst, wer ich war
Vergesst meinen Nam’n
Es wird nie mehr sein, wie es war
Ich bin weg, Au Au
Au Au Au Revoir
Au Revoir
Au Revoir
Au Revoir

Au Au Auweia, reimt sich bessa, das is klaa, doch noch formidablablablaa reimt sich „Waaah!“. Ey, Alda, keine Sorge, deinen Nam’n habe ich schon längst vergessen. Wer warst du gleich nochmal? Ach, Mist, der mit dem nervigen Au Au Au. Ach, ich verstehe, der Kopfsprung durch die Türe in der ersten Strophe, ja nun, das erklärt das notorische Rumgeaue.

Auf Wiederseh’n? Auf kein‘
Ich hab meine Sachen gepackt, ich hau rein

Pardöngsche, hier muß ich sogar in die Strophe reingrätschen. Meine Fresse, was für ein Flachreim. Geht auf kein‘, ja was denn? Reim ja wohl an erster Stelle. Und wo willste denn reinhauen? Achso, in meine gequälten Lauschläppchen. Gratuliere, haste bravourös voll die Zwölf getroffen.

Sonst wird das für mich immer nur dieser Traum bleiben
Ich brauch Freiheit, ich geh auf Reisen
Ich mach alles das, was ich verpasst hab
Fahr mit ’nem Gummiboot bis nach Alaska
Ich spring in Singapur in das kalte Wasser

Prinzipiell prima. Reisen bildet nämlich. Aber was reimt sich auf nämlich? Genau. Und genauso finde ich diese Quälreimerei. Gut, mit genügend Nuschelunterstellung reimt sich bleibn auch auf Reisn und Alaska auf Wassa. Die Grundidee hingegen an sich ist nicht schlecht. In Alaska hört dich keiner singen und in Singapur versteht man den Kwatsch eh nicht.

Ich such das Weite und dann tank ich neue Kraft da
Ich seh Orte, von den‘ andere nie hörten
Ich fühl mich wie Humboldt oder Steve Irwin
Ich setz mich im Dschungel auf den Maya-Thron
Auf den Spuren von Messner, Indiana Jones
Der Phönix macht jetzt ’n Abflug
Au Revoir, meine Freunde, macht’s gut
Ich sag dem alten Leben Tschüss, Affe tot, Klappe zu
Wie die Kinder in Indien, ich mach ’n Schuh

Und munter wird weiter geradebrecht, der Zuhörer staunt ob der mutigen Zusammenklöppeley von Persönlichkeiten und dann einfach mal so noch ’ne Redensart verwechselbuchten, ey, Alda, voll Reschpekt! Das mit den indischen Kindern jedoch, ich weiß nicht, mir fadets ein wenig im Gebeiß. Meinste jetzt den Fehdeschuh oder willste dich als Billigstjobber verdingen? Mmmmh, ich bleibe ratlos zurück. Jetzt wäre ein Au Au Au angebracht, doch ich habe meinem Äffchen genügend Zucker gegeben und halte jetzt meine Klappe. Klappe zu, Affe tot.

Liedschlecht-Ohrschmerztexte Kübelkapitel 1

Neulich sprang mich ein Lied an, biß sich in meinen Lauschlappen fest und verursachte heftigstes Weh. Ich konnte nur durch inneren Widerspruch eines Festsetzens mich erwehren. Es gibt Lieder, die agieren zeckig, man muß sie von Hand entfernen, bevor sie sich zu sehr festsaugen. Denen sei diese Rubrik fürderhin gewidmet, eine Liedschlechtdeponie sozusagen. Angeliefertes Kübelgut wird gerne kostenlos entgegengenommen, heute schütte ich den ersten Kübel aus:

Hallo, hallo
Bist du auch so gelangweilt,
Genervt und gestresst von der Enge der Stadt
Bist du nicht auch längst schon müde
der Straßen, der Menschen, der Massen
Hast du das nicht satt?

Hallo, hallo zurück erstmal. Gelangweilt, genervt, gestresst und müde zugleich? Ja, das klingt tatsächlich nach Übersättigung der schlümmpsten Wortart.

Ich kann nicht mehr atmen
Seh kaum noch den Himmel
Die Hochhäuser haben meine Seele verbaut
Bin immer erreichbar und erreiche doch gar nichts
Ich halte es hier nicht mehr aus

Gut, das alles klingt nachvollziehbar, wäre auch kein erstrebenswertes Leben für mich.

Lass uns hier raus
Hinter Hamburg, Berlin oder Köln
Hört der Regen auf Straßen zu füllen
Hör’n wir endlich mal wieder
Das Meer und die Wellen
Lass und gehen, lass uns gehen, lass uns gehen

Bitte? Meer- und Wellengesäusel hinter Berlin oder Köln? Und kein Regengeprassel mehr auf den Straßen? Äh, was meinste denn damit? Regnet’s da nicht mehr oder biste der Annahme, da gäbe es keine Straßen mehr? Und überhaupt: Lass uns hier raus, lass uns gehen; wer soll dich denn lassen? Haste keinen eigenen Willen? Ich fange an, mir Sorgen zu machen…

Hinter Hamburg, Berlin oder Köln
Hör’n die Menschen auf Fragen zu stellen
Hör’n wir endlich mal wieder
Das Meer und die Wellen
Lass uns gehen, lass uns gehen, lass uns gehen

Häh? Oh, Pardöngsche, du meinst ja, hier werden ja keine Fragen mehr gestellt. Nun, das macht die Sache jetzt ein wenig kompliziert. Ich versuche es trotzdem: Ich entnehme der erneuten Feststellung, daß man hinter Berlin und Köln das Meer hören zu wünscht, einen gewissen geographischen Mißstand und ersuche um Aufklärung, wieviel Hinterlandmeter hinter Berlin oder Köln denn so gänzlich ohne Straße und/oder Regen denn wohl durchschritten werden wollen. Für den Fall, man würde gelassen. Gelassen werden im Sinne von Entspannung wäre die Alternative.

Die Stadt frisst die Ruhe
Mit flackernden Lichtern
Schluckt Tage und Nächte in sich hinein
Gehetzte Gesichter in der drängelnden Masse
Jeder muss überall schnell sein

Das klingt nun wirklich grauenvoll. Es und der Text kann gar nicht schnell genug weitergehen. Da kann ich der Notwendigkeit des Schnellseins nur zustimmen, wenn auch ohne gehetztes Gesicht.

Zwischen den Zeilen hab ich gelesen
Dass wir beide weg von hier wollen
Wir stecken hier fest
Verschüttet im Regen
Und träumen vom Sommer in Schweden

Bei aller Wiesenwesenwillen, warum ist denn der Regen immer das Problem? Oh, keine Fragen im Hinterland, ich vergaß… Ohne Regen, da haben die Menschen erst richtig Sorgen! Die Zwischenzeilenleserei an sich fetzt ja bekanntermaßen ungemein, aber in Aufbauanleitungen für Pseudoschwedischemöbel steht meist nur gequirlter Scheiß. Da reimt sich dann schonmal genuschelt Schweden auf Regen. Auf Regen…  Aufregen tue ich mich auch über das Verschütten im Regen, ich würde ja nachfragen, aber ich muß ja aufhören, Fragen zu stellen, hier im unverschüttetem meeresrauschendem Hinterland. Ohne Straßen zudem.

Lass uns hier raus
Hinter Hamburg, Berlin oder Köln
Hört der Regen auf Straßen zu füllen
Hör’n wir endlich mal wieder
Das Meer und die Wellen
Lass uns gehen, lass uns gehen, lass uns gehen

Wennde wüßtest, wie sehr ich mich inzwischen gehen lassen könnte! Mannmannmann…

Hinter Hamburg, Berlin oder Köln
Hör’n die Menschen auf Fragen zu stellen
Hör’n wir endlich mal wieder
Das Meer und die Wellen
Lass uns gehen, lass uns gehen, lass uns gehen

Ooooooh…

Bitte, bittebittebitte, ohoooooohe doch einfach weiter! Ich frage auch nix mehr und ohoooooohe inbrünstig mit! Ich hätte auch ein Feuerzeug dabei, wegen des Hymnenfaktors. Man könnte sogar ohooooooend Wellengeräusche imitierend, doch das geht. Brandungsimitat kwasi…

Lass uns hier raus
Hinter Hamburg, Berlin oder Köln
Hört der Regen auf Straßen zu füllen
Können wir endlich mal wieder
Entscheidungen fällen

Ooooooh, jetzt hätte ich mich schier vertexthaspelt! Wow, Entscheidungen fällen, da bin ich sofort dabei! Einen bessere Schlußsatzsteilvorlage könnte es nicht geben:

Hier bin ich raus! Hinter Hamburg, Berlin oder Köln, hör‘ ich auf, meine Ohren zu quäl’n. Kann endlich mal wieder mein Urteil fäll’n: Ich bin wirklich raus aus der Nummer. Meine Ohren schmerzen. Wer nochmal möchte, bitte, aber ohne mich:

Lass uns hier raus
Hinter Hamburg, Berlin oder Köln
Hör’n der Regen auf Straßen zu füllen
Hör’n wir endlich mal wieder
Das Meer und die Wellen
Lass uns gehen, lass uns gehen, lass uns gehen

Hinter Hamburg, Berlin oder Köln
Hör’n die Menschen auf Fragen zu stellen
Hörn‘ wir endlich mal wieder
Das Meer und die Wellen
Lass uns gehen, lass uns gehen, lass uns gehen