bittemito

Tag: Melancholie

Am seidenen Faden hängt zitternd mein Herz

Sensilibität ist es, die fehlt. Sensibilität im Umgang miteinander und vor allem in dem Konsum meinungsbildener Medien. Das war schon vor der Pandemie so und wird durch sie nur noch deutlicher. Weil Angst unsensibel macht. Wer sich ängstigt (und es ist sekundär, ob diese Angst tatsächlich begründet ist), sorgt sich nicht zartfühlend, sondern spielt Hau-Den-Lukas als wäre er auf der Kirmes. Hau drauf. Hinterfragen und vielleicht ein behutsames Einfühlen in die Sichtweise eines anderen scheint unmöglich.

Dabei gelingt es ja und manchmal erscheint es im Alltag wie selbstverständlich. Ein Lächeln in den Augen, eine einladene Geste mit den Händen oder einfach ein kurzes Abwarten entzerrt viele schräge Situationen. Und die unentzerrbaren können wir durchaus einfach mal so stehen lassen. Auch virtuell. Das ist aus Selbstschutz vielleicht sogar die bessere Entscheidung Denn wir alle haben ein Herz, das zitternd am seidenen Faden hängt. Passen wir gut darauf auf. Es ist kostbar.

Traumblauglockenbaum

Wenige Blüten nur zeigen die sonst blaulila Wolken bildenden Bäume dieses Jahr. Wir sahen auch schon ganz dürre, eingepflastert im Stadtgeviert. Den großen lebensspendenden Strom in Spürweite. Die uns liebsten in den Weinbergen sind wenigstens noch belaubt, aber Blüten sind rar. Wo sonst Dolden leuchteten, schimmern nur einzelne Kleinode. Zu unseren Füßen liegen welke blaue Glocken. Als hätten Elfen beim Tanze ihre Röckchen verloren. Wir heben einige auf, der Duft weckt Erinnerungen und läßt Augenwasser aufsteigen. Zuhause fülle ich eine Handbreit Wasser in ein Glas und stelle die Glöckchen aufrecht hinein. Seit Tagen flutet nun Blauglockenbaumduft unseren Lebensraum. Und wir träumen uns in ferne Zeiten.

 

 

Licht und Schatten

Das uns ständig umgebende Licht muß sich bisweilen in Schatten manifestieren, damit wir es schätzen können. Die Beständigkeit setzen wir voraus, dunkle Manifeste jedoch fürchten wir. Es liegt an unserer Ein-Schätzung, in welche Waagschale wir unsere Seelengulden legen.

Ohne Worte

Die Schönheit der Vergänglichkeit

Es ist eine eigene Schönheit im Vergehen. Was einst anmutig und rein sein durfte, erfährt eine sanfte Welke. Der Duft wird mild und herber zugleich. Strukturen verlassen ihre Ebene und Adern wechseln die perspektivische Sicht. Täler aus Licht werden blicklich geflutet und Firste dunkeln sich im Ebenmaß. Ein zartes Stauben über alledem möchte nicht im Auge sich zerreiben, sondern die ganze Glorie weitergeben. Die Schönheit der Vergänglichkeit.