Vom Singen fast vergessener Lieder
von Käthe Knobloch
Die alten Schatten machen sich lang im Herbst. Und mit ihnen mein Sinnen. Gefühle kann man nicht widerrufen, sie zu spiegeln, das wäre ein wahrhaft reiches Unterfangen. Wie die klitzekleinen Flöhe aus dem Hühnerstalle, wo der Frieden unter weichem Gefieder und in glucksendem Nachtgeplauder wohnte; springen mich Erinnerungsdötzchen an. Der saure Duft von eingeweichtem alten Brote und der feine puderige Korngeruch, wenn man das Futter mischte. Die körperwarmen Eier in den Kinderhänden, behutsam unter dem fiedrigen Bauche wegstiebitzt. Ominkels Lächeln in den Augenfältchen, wenn ich scheinbar fleißiger beim Einsammeln war. Ab und an ein Staunaugen verursachendes weiches Fließei, rares Kleinod ohne den kalkweißen Schutz. Das raschelnde Stroh beherbergte das Gold des vergangenen Sommers.
Das immer zeitigere Verschließen der ebenerdigen Hühnerluken im sich neigenden Jahr und das vorherige Absuchen der tiefästigen knorrigen Apfelbäume auf der ganzen Hühnerhalbinsel nach Emma. Immer hieß das Huhn Emma, welches freiheitsliebend mehr hüpfend als fliegend einen Baum als Schlafstatt erkor. Und welches dann unter empörten Gekreische das weitere Stutzen der Flügel über sich ergehen lassen mußte. Eines Nachts dann doch Aufruhr im Stalle. Ich hatte wohl überm Spielen die Hühnerluken vergessen. Der Fuchs nutzte seine Chance. Das Entsetzen ob des Gemetzels mischte sich mit tief empfundener Schuld. Die Wucht dieser Empfindung schattiert noch heute meine Erwachsenenhaut.
Die alten Schatten machen sich lang im Herbst. Doch bange machen sie mich nicht. Ich brauche meine Schatten, um zu erkennen, wer ich bin. Tief in den Wassern ruht die Vergebung und ich singe gerne die fast vergessenen Lieder.
Vielen Dank liebste Kaetheknobloch für diesen Song. Schon lange nicht mehr gehört, dabei gehört er zu meinen gern gehörten <3
Sehr gerne, liebe Mondin. Da setze ich gleich noch einen drauf, extra für Sie:
Liebe Grüße aus dem dämmerungsverträumten Lipperlandien, Ihre Käthe Knobloch.
Gerade gestern hat mir meine Tochter erzählt, dass sie die Hühner aus den Ästen fischen musste, weil irgendwas in der Zeitumstellung bei ihnen nicht klappt. Der Enkelfratz war begeistert, im Dunklen noch klettern zu dürfen. Eine Emma saß aber zu hoch, was aus ihr geworden ist, werde ich noch erfahren.
Die Gedanken an frühere Dinge, ich empfinde sie dieses Jahr ganz stark, manches tut weh, vieles war wunderbar.
Lieber Gruss an Sie vom Dach in Hanau Karin
Ich drücke der Tochteremma kwasi alle Daumenkrallen, daß der Fuchs sie verschonte.
Und was freut mich zu lesen, daß manche Dinge beständig bleiben in unserer sich immer schneller ändernden Welt.
Viele Grüße zurück, Ihre Käthe Knobloch.
Alte Schatten haben den Vorzug , dass man sie genau kennt, genau weiß, wie sie sich in Sonnenstunden verhalten, von wo sie wieder auftauchen könnten (aber nicht müssen). Über viele alte Schatten habe ich gelernt unbekümmert zu springen, manche haben sich gar in nichts aufgelöst. Das finde ich fast schade, weil man sich mit verschwundenen Schatten nicht mehr messen kann und es ist doch so angenehm herausfordernd so einem alten Schatten eins auf die Nase zu geben und dann befreit zu lachen
Sie sind eine formidable Schattenexpertin, liebe Myriade. Und eine mutige Schattenspringerin obendrein! Vor allem die lang gewordenen Schatten erscheinen ja manchmal unüberwindbar. Da hilft dann nur beherztes Röckeraffen und loooooos ~~~~~~~
Danke für Ihre feinsinnigen Schattengedanken und liebe Grüße durch die novembrige Dämmerung, Ihre Käthe Knobloch.
Ach, was habe ich dieses Lied geliebt, so sehr, so sehr. Danke fürs Erinnern zu fortgeschrittener Abendstunde.
Liebe Grüße aus dem Norden
Christiane
Mich sprang die Erinnerung unverhofft an, einfach so. Fragte den Herzensersten, ob in seinem umfangreichen Musikkearchiv den auch Branduardi… und nun belauschlappe ich mich ohne Unterlass. Und mit den Tönen flüstern Erinnerungen in den Gewändern der sanften Melancolia von vergangenen Zeiten und ihren Schattenrissen.
Schön, von dieser Ihrer Liebe zu erfahren, liebe Christiane. Hier noch ein Ohrenpraline für Sie:
Liebe mitwippende Abendgrüße, Ihre Käthe Knobloch.
„At Highdown Fair | for three farthings | my father bought me a little white mouse …“
*sing*
Hach, danke danke danke schön! :-D
Dieser hühnereiwarme Text ergoss sich soeben in meine leicht tiefer liegenden nächtlichen Aufnahmeadern – und ich dachte dran, dass meine Schwester heute auch so ein Gekreisch gehört hat beim Einfangen dreier Hühner, die umquartiert werden mussten.
Außerdem vergaß meine Freundin in der alten Mühle auch mal das ordentliche Schließen einer Luke, woraufhin der Fuchs die Gattin des alten Gänserichs holte und dieser darob untröstlich einfach einging.
Das sind Geschichten…
Gruß von Sonja
Eben solche Geschichten prägen unsere weitläufigen Erinnerungen, morphen sich zu klitzekleinem Wissen und bleiben so erhalten, fast kollektiv deucht es mich beim Lesen der hiesigen Kommentare.
Ihnen friedvolle Abendgrüße in das entlaubte Glückshaus, Ihre Käthe Knobloch.
Ich kann das kleine Knoblochsche Mädchen direkt vor mir sehen, wie es da in den Hühnerstall geht…
Ihr öetzter Absatz, meine höchstwertgeschätzte Frau Knobloch, zeugt von einer beeindruckenden Lebensklugheit. Möge sie sich weiter in Ihnen entfalten.
Und die alte Branduardinummer ist ein Kracher. Könnte ich glatt auch mal wieder hören, Ihr Herr Ärmel (zugeneigt selbst ich mich dereinst tatsächlich in einen Hühnerstall hinein trauen würde)
Die Katzen umschmeichelten immer die Füßchen beim Öffnen der Scheunentür. Im Vorraum, wo die Säcke mit Korn und Schrot lagerten, standen auch die Milchschüssel und der große Futternapf für die Hofmiezen. Links die zwo Hühnerstalltore, aus denen sogleich rotwarmes Licht der Infrarotstrahler strömte und mit ihm dieser typische Würzfeingeruch nach Stall und plusteriger Federigkeit. Die Hähne äugten halsverdrehend nach ihrem Harem und die Hennen glucksten befriedend in ihren Alkoven im Raschelduftstroh ~~~~
Mein lieber Herr Ärmel, in diesen Hühnerstall nehme ich Sie gerne mit, ich erspare Ihnen auch das fuchsnachträgliche Bild. Stattdessen imaginieren Sie bitte ein Hühnervolk, das mit altem Bier eingeweichtes Brot aufpickte…
Ihnen lächelnde Grüße in den Abend und die zugeneigtesten Grüße aus dem klingenden Lipperland, die Ihre.
Zu Katzen fällt mir immer das Album der Ulla Meinecke ein: Von toten Tigern und nassen Katzen.
Ich bin halt mit jagdtauglichen Hunden gross geworden.
Hühner und Hähne? Haben die nicht generell und ständig Flöhe? Meine Höchstwertgeschätzte Frau Knobloch. ob Sie damit dereinst ins Bembelland einresien dürfen. Die Quarantänebestimmungen sind recht streng hierzulande – Würzfeingeruch hinoderher.
Aber mit Ihnen würde ich mich wahrscheinlich ins Reich der Geflügelflöhe trauen, Ihr Herr Ärmel (auch angesichts altem Bier und eingeweichtem Brot enorm zugetan / zugeneigt ohnehin und überhaupt)
Wenn Sie wüßten, mein hochlieber Herr Ärmel, wieviel Hundegeschichten ich mit mir trage und wie oft ich knurrend die Lefzen falte! Jagdtauglich? Nun, das wäre noch zu erproben, aber meine Flagrantflöhe, die behalte ich lieber bei mir…
Ihnen nur frisches Bier und knusperiges Brot darreichend zugeneigte Grüße, immer die Ihre, selbstverständlich auch knurrend und flöhend zugetan.
Frau Knobloch – meine höchstwertgeschätzte Freundin – Sie hier? Ich fing schon an, Sie schmerzlich zu vermissen. Ach, gäbe es doch die Telephonie schon in jenen lipperländischen Gegenden…
Aber wie ich lese, sind Sie noch immer in der Lage knurrend die Lefzen zu falten. Das gefällt mir.
Das Olivengiabatta, der feste Käse und ein Glass doppio passo erleichtern den Abend. Das hergereichte frische Bier und das knusperige Brot nehme ich dankend entgegen für später, Ihr Herr Ärmel (Ihnen, ob satt oder hungrig, stets zugeneigt)
Telephonie? Telephonie? Telephonie? Ist das dieses morsegleiche Getrappel von Ziegenfüßchen auf Nassgassen? Oder die imposanten Qualmwolken aus Rauchapparaturen mit Stinkepotential oberallerster Ungesundheit? Oder gar dieses Plattkästchen, welches sich neuerdings die halbe Welt vor das Antlitz hält, um allen möglichen Unsinn da hinein zu plappern? Telephonie. Klopfgeräusche, Rauchzeichen und Knappmitteilungen, wohin soll die Kommunikation noch führen?
Lefzenlächelnde Dämmerungsgrüße Ihnen mit Herzklopfzeichen, allemal Rauchwurstduft und Lieblangworten, Ihre Frau Knobloch, stets freundlich zugeneigt.
Ach Sie wieder, meine liebe Frau Knobloch – welche Herzensfreude. HabenSe nochn Momentchen Zeit für mich? Oh, das ist allerliebst. Ich will nämlich rasch in den Keller und ein Bierchen zur hochoffiziellen Feierabenddurstlöschung holen.
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Wohin unsere Kommunikation noch führen könnte? Als nächstes sicherlich in eine persönliche Begegnung mit Grünaugentiefblick ~~~~ hach
Und recht schönen Dank für Ihre Geduld, Ihr Herr Ärmel (auch bei jeglichen Löscharbeiten stets zugeneigt)
Persön… Grünaug… Tiefbli… Löschen Sie! Löschen Sie schwallweise und löschen Sie funkentief, mein lieber Herr Ärmel! Imaginieren Sie doch bitte eine lichterlohe Käthe, mit brennenden Rotwangen, glühenden Funkelaugen und heißschmelzendem Gebälk~~~~~~~~~~~
Lodernde Grüße, die Ihre, kwasi fanalisch aufrecht zugeneigt.
Oh, meine lodernde Käthe. Rotwangenbrennend ~~~~
Glühende Funkelaugen? Am Ende gar schmelzende Smaragde oder Turmaline – – Ich brech zusammen im heisschmelzenden Gebälk – – – P L U M p .. . .. . ssss
Ja, Schattenspiele sind großartig, doch sind es nur Spiele. Man sollte sich von ihnen nicht blenden lassen, die schattenfreien Flächen sind immer noch größer und im Frühjahr werden sie wieder kürzer. Immer voran das Jahr und immer voran ein paar Grüße an Sie.
(Die Branduardi-Nummer erinnert mich an meine Kindheit, ich hatte meinen ersten Radiorekorder (so hieß das) erworben. MCs zum Aufnehmen mit Ein- und Ausblendefunktion, Mono, Fabrikat Grundig; neben diesem Song ist mir noch „Das Lied der Schlümpfe“ in Erinnerung und noch Queens „We are the Champions“. Muss in der zweiten Hälfte der 70er gewesen sein, eher hintenraus.)
Ich danke Ihnen für die immervorannigen Grüße, lieber Herr Autopict und erwidere sie nur allzu gernst. Und Ihr Verweis auf die schattenfreien Flächen ist äußerst bonfortionös, was ich für die Erwähnung des Schlumpfliedes allerdings nicht sagen kann. Da singe ich lieber mit der fabulösen Christiane weiter:
„Alla fiera dell’est, per due soldi, un topolino mio padre comprò… lalallalalla ~~~~
Ihnen alles Liebe, Ihre Frau Knobloch.
In einem (Fiat) Topolino durfte ich als Kleinärmelkind mitfahren in Italien. Unvergessliche Erlebnisse tun sich auf…
Öhhh – ich bin schon wieder wech….
Nun, das ist doch das Schlimmer, ich erinnere mich nicht an das Schlumpflied, weil es so gut war, sondern es war das erste was ich beim Testen aufgenommen hatte…. ohohoh…. das bleibt…
Ich singe mal mit, mit dem fabulösen Duett der topolino-ragazze.
Grundig RR400, Wahnsinn…. ich weiß das noch… kann ich mir eigentlich auch vernünftige Sachen merken, das ist doch lange her?

Ich hatte auch einen Grundig, glaube ich … auch mono, aber so was Schickes wie Ein- und Ausblenden konnte der nicht … aber wie finde ich jetzt raus, was das für einer war? Ich vermute, ich würde das Bild wiedererkennen …
Zeitrahmen könnte so ähnlich gewesen sein.
Hast recht, an was man sich so alles erinnert …
Liebe Grüße
Christiane ;-)
das war meins :-)
https://www.radiomuseum.org/r/telefunken_bajazzo_ts201_1.html
Großartig, Herr Ärmel, wirklich, auch Sie in der Erinnerungsfalle….
;)
Hin und wieder immer wieder . . ;-)
Obwohl – Falle? das macht nichts, die schnappt, erstens, nicht fest zu. Ich kann mich, zweitens, leicht wieder daraus befreien. Und schliesslich, drittens, machts manchmal richtig Spass dieses Fällchen zuschnappen zu lassen
zur frühen Morgenstunde: Achim Reichel – Solo mit Euch (2010)
Ja da gab es den RR200 und den RR300 und noch ein paar mehr. Schön, dass du ebenfalls solche Erinnerungen hast… ;)
Meiner hat ich meine 283 DM gekosten, ich habe Rabatt bekommen und viel viel Taschengeld geopfert. Eine Musikkassette vom Feinsten hat seinerzeit noch (soweit ich weiß) zwischen 8 und 10 DM gekostet!!!! Das war das Taschengeld eines Monats… Fast.
Ich kann mich, wenn überhaupt, nur noch an Preise für Platten erinnern. Die habe ich dann aufgenommen und endlos gespielt … ;-)
Vernünftige Sachen merken ist doch laaaangweilig, lieber Autopict. Ich habe eben genüßlich Zeitchen verschludert bei der Suche nach meinem ersten eigenen Radiorekorder. Ein RFT- Gerät, es muß der R4100 gewesen sein. Falls Sie äugen möchten:
http://rft-geraete.de/Radiorecorder
Kassettenaufnahmen, herrjemitmineh, keine einzige habe ich mehr. Neil Young von der Jugendliebe überspielt bekommen… weg. Depeche Mode als ganz neuer Hype und sogar daraus folgend Thema für eine strenge Fremdsprachenprüfung… weg. Beatles, Stones aber auch Enno 55, Silly, Pankow, alle weg. Noch Zeitchen später große Liebe zu Anne Clark und natürlich den Ärzten. In meiner Erinnerung grätscht mir eben Billy Idol dazwischen und hey, Falco suchte Jeanny und Frankie ging nach Hollywood! Und Jimmy fragte nach dem Warum. Kranke Sputniks und die Hausmartins. Weg. Black. Der ist mir geblieben. What a wonderful life.
So ist das wohl mit den vernünftigen Sachen. Sie bleiben in Spuren, in Ahnungen und in Stimmungen. Was für eine wundervolle Welt!
Nochmals liebe Grüße zu Ihnen als Spurahnstimmungsspontankumpan, Ihre Frau Knobloch.
Grandios Frau Knobloch, grandios. Ich bin begeistert, das scheint mir das Schwestergerät aus der anderen Fabrik zu sein…..Spurahnstimmungssponatnkumpan…. ebenso grandios.
Jetzt aber psssst: ich habe noch alte Kassetten gelagert. allerdings keine uralten mehr, ich nehme nun eine vom Stapel und lese die Bleistiftbeschriftung durch (Bleistift, damit ich es rausradieren kann, nach dem Löschen, hab ich aber als Jäger und Sammler nie gemacht.) Also, ich lese:
Side 1: Pet Shop Boys, Alphaville, Bryan Adams, Guesch Patti, Rick Springfield, Chris de Burgh (Anm. der Red.: Puuh), Nik Kershaw, Phil Collins, Van Halen, Dexy’s Midnight Runners, Pink Floyd
Side 2: Communards, The Cure, Hollywood Beyond, Genesis, ‚Verrat ich nicht‘, Rainbirds, ….
Jetzt brauch ich glaub ein Gläschen, wünsche eine angenehme Nachtruhe.
Das klingt doch alles noch prima, lieber Autopict. Nach weitem Horizont und ausgewachsener Balance. Und unsere Verratichnichts und Redaktionspuuhs, die spulen wir mit dem Bleistift flugs einfach weiter.
Ich erhebe nun vorfeierabendlich mein Glas auf Ihr ganz spezielles Wohl und sende anregende Gedanken betreff der nächsten Luminale im inspirierenden Bembelland~~~~~~~~~~
Ihre Frau Knobloch, regennass.
Noch eine Empfehlung: Branduardi canta Yeats. Mit tollen Texten und ebensolcher Vertonung.Innisfree ist mein Favorit darauf.
Lieber Gruss, Karin
Auch diese läuft nach jahrelanger Absenz wieder. Feinstes Ohrenparfait~~~
Liebe Grüße zurück, Ihre Käthe Knobloch.