Lustbarkeitsschaluppenjubelillusion

von Käthe Knobloch

Hätte, hätte, Ankerkette! Der alte Kahn knarzte unwirsch bei dem Gedanken daran, was alles aus ihm hätte werden können. Stattdessen moderte er hier als Landratte vor sich hin. Zillenmimikry statt Wonnegondel. Ach, was für ein Verhachungsnachen hätte er doch sein können! Sanft auf Glitzerwellen sich wiegen, vielleicht ’nen schnieken Anstrich in bleu. Oder meerjungfrauengrün. Frischholzbronzen! Die Vorstellung ließ ihn anwellend schaudern. Sanft lösten sich weitere Farbpartikel aus seinem maroden Rumpf. Ein Gutelaunenauen, eine Lustbarkeitsschaluppe oder eine Jubelbarke gar! Eine Spaßbarkasse… Ach, fast nicht auszudenken wären die Vergnüglichkeiten, die mit ihm stattfinden würden und manchmal bei Mondenschein, da würden vielleicht Liebende in seinem schwankenden Schutz zueinander fließen, so wie alle Zeit in Einigkeit zusammenströmt. Eine Juchzjolle wäre er dann, die Nummer Sechs der Kurparkkanus womöglich. Dieser Traum ließ den alten Kahn in seiner ländlichen Ruhe sanft dümpeln und dann, dann begann er sachte zu schweben. So ist aus einem Wasserwegewrack ein Luftlustschiff geworden.

Letztjährig um diese Zeit hat unser Blick dieses Wrack geentert, das Bild wanderte in den Speicher „Kurios“ und dümpelte geruhsam vor sich hin. Die hiesige Kurparkseeflotte kam sommers hinzu und die Jollenliaison war perfekt. Fehlte nur noch der eine geistige Paddelschlag, um mit einer Pulle Silbensekt die Blogtaufe zu vollziehen. Die fabulöse Frau Ulli ist nun mit ihrer Bootsparade die Taufpatin geworden und manchmal werden Netze zu Feldern, mitunter zu Wäldern und dann strandet vielleicht ein gerundeter Silbenkiesel im Wortemeer. Mit Blickrichtungsbrandung ~~~