Blaupause- Frau Liebling fährt (Farbstudie I)
von Käthe Knobloch
Mit den peitschenhiebigen Schüssen schienen kalte Winde unter die vorher so friedlichen Baumkronen gerauscht zu sein. Heide zog das verwaschene Leinenhemd fester um ihren nun fröstelnden Oberkörper. Sie wollte mit nach dem Tier rufen, brachte jedoch nur ein krächzendes Schluchzen hervor. Die Eichelhäher verstummten ebenfalls und Freds Stimme katanasierte förmlich die unwirkliche Stille des eben noch sinnlichen Ortes. Selbst der Bach schien sein Gemurmel eisig verstummen lassen zu wollen.
Freds Schultern sackten wie unter einer unsichtbaren Last mit jedem Ruf, der nicht durch das helle Bellen erlösend beantwortet wurde, weiter nach unten und in Heide quoll eine Traurigkeit auf, die alle ihre vorherigen Gefühle wie eine Masse aus Geröll, Schlamm und Dreck umhüllte. Stumm wollte sie zu dem zu einem anklagenden Fragezeichen verbogenen Mann gehen, als sich das Dickicht neben dem Bachlauf raschelnd teilte. Die Hündin humpelte vorsichtig aus dem Unterholz, zwischen ihren nun nach unten gebogenen Lefzen schimmerte ein blauschwarz gebandeter Fittich hervor. Heide blinzelte ihre Tränen weg und erkannte den toten Vogel in der Schnauze von Lady. „Ein Eichelhäher! Blau und Blau! Fred, sieh doch, deine Lady, sie ist hier! Ein Eichelhäher!“ Sie hatte ihre kruden Gedanken wohl laut herausgeschrieen, denn Fred drehte sich augenblicklich zu ihr um und war mit ein paar Schritten bei ihr und dem inzwischen zu ihren Füßen zusammengebrochenem Tier.
„Meine Lady, meine Schöne, meine Bluebluelady…“ mehr gemurmelt denn gesprochen klangen seine Worte dennoch wie einzigartiges Liebeslied. Er war neben der Hündin auf den Waldboden gesunken und hielt ihren Brustkorb sorgsam umfangen. Erst jetzt erblickte Heide den dünnstromigen Rotfluß der sich die linke blauschimmernde Schulter hinabzog. Und auch der tote Vogel, der jetzt wie sorgsam abgelegt auf dem Moos ruhte, wies in seiner Brust einen ähnlichen Rotstreifen auf. Heides Gedanken überschlugen sich förmlich und ihr Mund absorbierte aus diesem Wirrwarr zunächst nur ein einziges Wort: „Tom“.
Der hilflos irritierte Blick von Fred ließ sie einfach die Initiative ergreifen. Rasch sammelte sie die Picknickutensilien zusammen, hieß Fred an, die Hündin aufzunehmen und lief vorneweg den Moostrampelfad folgend, der sie hierher geführt hatte. Bald hatten sie den himmelblauen Volvo erreicht und Heide wies nur kurz kopfnickend auf die Fahrerseite. Fred antwortete mit einem Neigen seines Kopfes auf seine linke Seite. Sie ging vor Mann und Hund in die Kniee und fischte kurzentschlossen den Autoschlüssel aus der Jeanshosentasche. Öffnete dann die Beifahrertür und von innen die Rücksitztüre. Fred legte den japsend athmenden Hund vorsichtig hinein und rutschte sogleich hinterher, um den Kopf seiner Gefährtin auf seine Beine zu betten. Heide hatte inzwischen die Fahrerseite geentert und stellte sich flugs Sitz und Spiegel ein. „Tom. Wir fahren jetzt zu Tom. Er hat zwar sein Veterinärstudium abgebrochen, aber er kann uns helfen. Einverstanden?“ Ihr Blick suchte Freds im Rückspiegel und dessen Pupillen erwärmten sich hoffnungsvoll blautarierend.
Sie startete den Motor und lenkte den ungewohnten Wagen vorsichtig zurück gen der Silhouette der Stadt. Und mit dem Einschalten der Musikanlage erklangen wieder Töne, die sie so noch nie vernommen hatte…
Frau Lieblings ganze Bluebirdgeschichte findet sich unter dem Schlagwort
Danke an den immer beguckens- und hörenswerten Herrn Haase für die Bebilderungserlaubnis des Eichelhähers und die damit einhergehende Inspiration dieser Wendung der Geschichte. Muserichküsse sind bonfortionös!
Ooh! Frau Knobloch hat die Enter-Taste entdeckt, die man nur 2x zu drücken braucht, schon hat man einen Absatz. ;-)
Da Ihre Texte immer ein wenig länger brauchen, um gelesen zu werden, begrüße ich diese Neuerung ungemein. Aber das nur am Rande, tatsächlich geht es um den Inhalt, und der ist schillernd wie immer – ob mit oder ohne Absatz.
Die Bluebird-Musik ist noch das Sahnehäubchen also: Der Besuch hat sich wieder einmal gelohnt, zufrieden bereichert zieh ich wieder von dannen. ;-)
Danke für Ihre Rückmeldung lesbarkeitbetrefflich, meine liebe Frau Anhora. Ich wurde mehrfach auf meine Blocktextliebe hingewiesen. Mir selbst ist das Schreiben und Lesen in einem Rutsch vertrauter, wahrscheinlich weil ich im Grunde auch ohne Punkt und Komma oder gar in Absätzen denke… lufthol… dennoch ist mir Rückmeldung ganz arg lieb. Schreiben, um es nur selbst zu lesen, ist ja irgendwie meeeh…
Und danke auch für Ihre Zufriedenheitsbekundung, das ist natürlich das schönste Lob.
Herzliche Grüße, Ihre Frau Knobloch, feinstrügchenbegierig.
*schallend-lach-über-Ihr-„lufthol“*
Natürlich soll ein Text die schreibende Person widerspiegeln, und wenn sie nur gelegentlich zum Luftholen absetzt, wäre der Blockstil nur konsequent. Andererseits will jede/r Schreibende auch gelesen werden, und das gelingt mit Absätzen wesentlich leichter. Ich danke also für den Kompromiss in diesem konkreten Anwendungsfall (auwei, ich bin schon zu lange an der Hochschule …) und wünsche Ihnen noch einen schönen, gut belüfteten Tag. ;-)
Die Konkretanwendungsbefallene gibt die Gutwünsche gernst zurück und versucht weitere Kompromissisierungskonsequenzisation, oder so…
(Hochschule? Ich kenne nur Baumschulen. Lernt man da das Kronenstutzen?)
Mitlachende Grüße, die Ihre, irgendwie megaalbern heute…
Jetzt wird es dramatisch!
Der Hund, was ist geschehen…?
Das Gänsehautkribbeln wird gnadenlos vom Schicksal verdrängt.
Aaargh!!!
Aber gut…die Spannung steigt, Souveränität ist gefragt, der Mann braucht einen Schnaps zum Ruhigwerden, der Hund einen Arzt und eine Kugelzange und Frau Liebling einen kühlen Kopf….
Die Frage ist…wie geht es weiter?
Bluebird-Poesie ist das.
Auf dass sie so schön weiterfliegen….
…
Lesegenussvolle Grüße von Ihrer Karfunkeligen✨
Liebe Karfunkelige, ich notatiere eifrig mit:
# Schnaps
# Kugelzange
# Kühlkopf
Noch einen Vorschlag? Ich finde ja, das blaue Spitzenhöschen söllte jetzt endlich mal in den Fokus des Geschehens rücken, aber mich fragt ja hier niemand!
Schalllachende Kwietschvergnügtgrüße, immer die Ihre und unbeblaut, aber spitzenmäßig zugeneigt.
Aaah….okay…
-Desinfektionsmittel
Äther (ersatzweise Schnaps für den Hund zur Betäubung)
Blaues Spitzenhöschen(himmelblau? Ritzenklemmer? Jazzpants? Rio-Slipdings oder so ein Ganzausspitzeteil?
Strapsgürtelchen und -halter
Diazepam (um die Hund und Herrchen zu beruhigen…und/oder Schnaps???)
Eine Liege. (Für den Hund natürlich)
Natürlich….???aaaah…neue Möglichkeiten tun sich auf…
Etwas zu essen…für den kleinen Hunger davor/danach und zwischendurch…
Streicheleinheiten für alle…
Habichwasvergessen?
Ah ja: der abgebrochene Veterinär, der ominöse Unbekannte, der die Situation (und den Hund) erstmal rettet…
Lavendelgrüße…bin am Ausschnipseln.,.alles Blau zu meinen Füßen…
Herzverbindlichst inspirativ, die Ihrige, aber sowas von…✨
Liebste, Sie sind mir ja ein Herzchen! Da muß ich ja nur noch alles durcheinanderwürfeln, ein paar typische Knoblochprisen dazwischenschmeißen und fertig ist die Geschichte! Stellt sich nur noch die Frage: Einhornpupsrosazuckerwattenscheißherzchenhappyend oder Knallhartsuperweiblonesomcowbinesonnenuntergangsritt?
Aaaaaah! Lavendel! Der passte doch auch in die Blaupause, weia, ich werde wohl nie fertig…
Tränchenlachgrüße, inspirativimperativisch, die Ihre!
Eindeutig:
Knalleinhornpupsrosaweibawesomecowwattescheißsonnenuntergangshappyendritt.
Vielleicht zu dritt?
Sounds happyful errrrotic…..💖
An die Tasten….
….fertig…
Loooos!!!!✨
Meinen artigen Diener für die musische Kreuzung und Verbindung samt der Erwähnung, Verehrteste. Un dazu einen vergnüglichen Lese- und einen Lese- und Dankesgruß nach Lipperlandien ins Florallabor am Ende der Strasse. Der Ihre, wie stets zugeneigt.
Ich sah den wunderschönen Eichelhäher bei Ihnen und dachte an das Ende der letzten Episode, da mußte ich einfach eine Verbindung versilbersilbenstricken, lieber Herr Haase. Fetzt!
Knicksfeindankegrüße und gerne wieder, Ihre Frau Knobloch, pupillenzwinkerig zugeneigt.
Haaach, nu machense ja auch noch das Fass „Hund in der Natur“ auf:
Ohne Leine Freiwild für jeden Jäger … warum fällt mir da sofort Michael Douglas in „Falling down“ ein? Als Hundebesitzer würde ich in so einem Fall ZURÜCKSCHIEßEN wollen!
Mein Bester, ich habe immer öfter Fallingdownsche Gedanken in letzter Zeit. Der Irrsinn zeigt sich immer mehr in pseudoerzieherischem Getue und biederem Fingergezeige. Gestrig maßregelte mich eine Dame, nee, Dame, eher Zippe, weil ich zum Ausliefern in ihrer Einfahrt kurz hielt. Auf meine freundliche Nachfrage, ob sie in der nächsten Minute rausmüßte, keift sie nur was von Prinzip. Mannmannmann. Ob das hiesige Sportgeschäft Baseballschlä… nein! Ich bleibe friedlich…
Oarrrr, wo ist hier der DANKE-Button!!!!
(kann leider gerade nicht weiter danach suchen; muss meine Sense gradeschmieden um auf den Nachbarn loszugehen! Ein Klassiker: Wie oft ist Gras mähen vor dem Haus sinnvoll, sind 6 cm Halmlänge und geduldeter Kleewuchs schon Anzeichen von Verwahrlosung und somit ordnungsamtlich erfassungspflichtig? Schweig Spießer schweig!)
Ich stelle mich gerade sichel- und sensenbewehrt an Ihre Seite. Oder besser Sie sich an meine. Denn die Kommentare über den Zaun beim Haus am Ende des Weges, die wollenSe vielleicht auch mal hören. Ich garantiere Höchstausschlag auf der Fallingdowndouglasskala. Da fatzt nicht nur ein Brillenglas.
Buttonlos, die Ihre, gernstverwahrlost.
Clara ~~~
gez. Ärmel
Claro ~~~
Immer die Ihre.